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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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was in seinem Kopf vorging. Trotzdem ging er nur halbherzig wieder zurück.
    Robbie Hurt wurde zum Macho, zum Supermacho. Er wollte einen Swimming-pool haben. Sie konnte nicht schwimmen. Er mußte den Swimming-pool haben, um glücklich zu sein. Er wollte Hunde haben und kriegte sie, einen Dobermann und einen Neufundländer. Sie brauchte zwei Tage, wenn sie hinter diesen Monstern her saubermachte. Sie hatte einen guten Job als technische Laboraufseherin und arbeitete zehn Stunden am Tag, aber für ihn war nie genug Geld da. Sie verlor so viel an Gewicht, daß sie aussah wie ein halbverhungerter Grenzgänger. Die anderen Frauen bemerkten es auf den vielen BARF-Partys, die Robbie in seinem Hause gab.
    Yolie sah, daß Manny Lopez auf allen Partys zeigen wollte, wer der Boß war. Wenn einer anfing zu saufen, fing Manny härter an zu saufen. Einmal soff er sie alle unter den Tisch und verbrachte die Nacht in Robbies Haus auf dem Badezimmerfußboden. Manny Lopez wollte sich von seinen Macho-Cops nichts Gutes tun lassen, auch nicht nach einer Party.
    Yolie hörte sich auch die unbarmherzigen und oft grausamen Scherze an, mit denen sich die Barfer gegenseitig anmachten. Sie wußte, daß Robbie empfindlicher als auf alles andere auf rassistische Witze reagierte.
    »Du kannst nicht beim Ensemble arbeiten, Robbie. Wer würde denn 'n Nigger ausrauben? Das funktioniert doch höchstens umgekehrt.«
    Oder: »Was, meinste, machen zwei Nigger in einem Zwölfzimmerhaus? Einbrechen!«
    Aber wenn Robbie offensichtlich beleidigt war, meinten die Barfer: »Nun zieh doch keinen Flunsch, Robbie! Herr im Himmel, du siehst aus wie meine Alte!«
    Wenn sie sich an ihre Zeit mit Robbie erinnerte, sagte Yolie: »Hoffentlich bin ich nie mehr mit einem Menschen so vertraut, wie ich mit ihm vertraut war. Nie im Leben. Das ist ja fast, als ob man einen Zwilling hätte. Ich wußte immer genau, wie er reagieren würde.«
    Von allen Barfern gefiel ihr Big Ugly, Joe Vasquez, am besten. Sie bewunderte seine Ruhe und die nette Art seiner Frau gegenüber. Und weil beide Ehen kinderlos geblieben waren, unterhielt sie sich gern mit Joe und seiner Frau Vilma über die Adoption von Kindern.
    Dann unternahm Robbie seine Züge durch die Gemeinde so öffentlich, daß er es anscheinend darauf anlegte, erwischt zu werden. Er machte sich nicht mal die Mühe, Lippenstiftspuren von seiner Kleidung zu entfernen.
    Er fand nichts dabei, seine private Telefonnummer irgendwelchen BARF-Groupies zu geben, die dann anriefen und wieder auflegten, wenn Yolie sagte: »Hier ist seine Frau. Kann ich was ausrichten?«
    Eine rief mal zurück und sagte, daß es ihr leid tue, aber Robbie habe geschworen, er sei unverheiratet. An den Wochenenden erlebte Yolie dauernd, daß angerufen und wieder aufgelegt wurde.
    Eine Frau rief an und sagte, es tue ihr leid, aber Robbie brauche, weil er sich als Farbiger äußerst unglücklich fühle, Unmengen an Zuwendung, die ausschließlich sie als Weiße ihm geben könne.
    Eine andere sagte, sie studiere an der San Diego State University und wisse zwar, daß Robbie verheiratet sei, müsse aber ganz dringend mit Yolie reden, denn Robbie sei ein Lügner und Schwindler. Nicht bei Yolie, aber bei ihr.
    Yolie Hurt wurde langsam so verrückt wie ein Barfer in den Canyons. Sie verabredete sich mit der Studentin, die ganz außer sich zu sein schien, und war überrascht, als sie dann ein hübsches schwarzes Mädchen vor sich hatte. Sie trafen sich in einem Kanton-Restaurant, und Yolie überstand einen tränenreichen Lunch, bei dem lange über Robbie geredet wurde. Während sie noch miteinander sprachen, erschien Robbie in der Tür und sah aus wie ein Gangster etwa dreißig Sekunden nach dem »Sabes que?« von Manny Lopez.
    Da waren sie also beieinander: Robbie, seine Freundin und seine Frau. Die Kleine flehte Robbie an, sie nicht mehr anzulügen und anzuschwindeln. Yolie trug ihren Kopf zum allererstenmal ziemlich hoch.
    Sie sagte bloß: »Da gibt's nur noch eins. Wir sollten eine Schnulze draus machen.«
    Und das war's dann. Ihre Ehe wurde einvernehmlich geschieden. Sie nahmen sich keinen Anwalt. Sie machten die Scheidung allein. Sie ließ ihm alles.
    »Ich habe ihn immer verwöhnt«, sagte sie. »Es ist sinnlos, das jetzt zu ändern.«
    Eines Abends raste Robbie mit Ken Kelly in dem Chevy Suburban quer über einen Abhang. Sie platzten beide förmlich vor Nervosität, weil sie draußen im Spring Canyon drei Schüsse gehört hatten und beinahe dreißig Minuten

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