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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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sie steif und fest, ohne ein paar Drinks nicht einschlafen zu können. Und ziemlich schnell merkten auch ihre Frauen, daß ihre Männer, wenn sie unterwegs gewesen waren, zu Hause noch ein paar brauchten.
    Der größte Säufer war Robbie Hurt. Er war jederzeit scharf darauf, in die nächste Kneipe zu stolpern, wenn auch bloß ein einziger Barfer außer ihm Lust hatte. Allein wollte er nicht reingehen, denn das hätte natürlich so aussehen können, als habe er ein Problem. In derartigen Fällen fand ihn seine Frau Yolie für gewöhnlich mit einem Drink in der Hand eingedöst vor dem Fernseher.
    Wenn Yolie sich beschwerte, reagierte er gereizt und sagte: »Ich tu nur das, was alle Männer tun. Diese paar Drinks am Abend tun mir gar nichts.«
    Er irrte sich total. Diese paar Drinks am Abend ruinierten ihn fast vollständig.
    Wenn Robbie sich an diese Zeiten erinnerte, seufzte er und sagte: »Yolie war das Musterexemplar einer mexikanischen Frau. Sie hatte es von der Seite ihrer Mutter her geerbt. Sie hatte das Essen rechtzeitig auf dem Tisch. Sie fügte sich in alles. Sie war angenehm. Sie arbeitete in ihrem Job zehn Stunden pro Tag und kümmerte sich dann noch um mich. Sie hat es mir allzu leicht gemacht, das zu tun, was ich getan habe. Jammerschade, daß sie nicht so viel von ihrer väterlichen Familie hatte und mehr wie ein schwarzes Weib reagierte. Indem sie mich kräftig in den Arsch trat.«
    Er war sechsundzwanzig, und es war alles wirklich unglaublich einfach. Die Barfer mußten nur die nächste Bartür aufmachen, und schon hatten die Groupies untereinander Krach, bloß um an diese Großmäuler ranzukommen.
    Und sie rissen jede Unterhaltung sofort an sich, indem sie sagten: »Na schön, ihr Damen, ihr könnt's morgen in der Zeitung lesen, aber laßt euch mal heute abend erzählen, was wir gemacht haben.« Es war wirklich zu einfach. Und obgleich die meisten von ihnen sich an Bier hielten, trank Robbie regelmäßig harten Schnaps.
    Sobald er ein paar intus hatte, konnte er die allgemeine Blödelei viel leichter ertragen. Natürlich hatte er nach wie vor seine Deckungsaufgabe zu erledigen, statt mit den anderen durch die Canyons zu latschen, eben weil er schwarz war. Und weil er schwarz war, wurde sein Abscheu gegen Schwarzenwitze noch größer, und am Ende lachte er kaum noch. Und wenn ein Machotyp wie Eddie Cervantes oder Joe Castillo in Gegenwart eines Groupies sagte: »Was verstehst du denn davon, Robbie?«, war er zutiefst beleidigt und redete mit niemandem mehr. Und soff sich die Hucke voll.
    Sie fingen an, ihn »Seelchen« zu nennen, und Eddie Cervantes brachte wenig Verständnis für ihn auf, als er sagte: »Vor allem hätten sie von Anfang an nur Mexikaner für diese Squad nehmen sollen.«
    Manny Lopez pflegte Robbie dann beiseitezunehmen und zu sagen: »Robbie, wir brauchen dich. Überhör das doch einfach, was Eddie da quatscht. Mexikaner sind nun mal so. Wir brauchen dich.«
    Eine Weile später allerdings schlug Manny eine andere Tonart an. Als Robbie zu ihm kam und drohte, er wolle seinen Job bei BARF hinschmeißen, sagte Manny: »Leck mich doch am Arsch, Robbie! Hau ab und kündige. Bei uns kannst du Karriere machen, aber wenn du meinst, du mußt kündigen, tu's doch.« Dann brüllte er: »He, Kumpels, Robbie will wieder mal kündigen!«
    Und Robbie Hurt kratzte die Kurve und schmollte und dachte über seine Polizeikarriere nach. Er kündigte zwar nicht, aber er trank noch mehr.
    Dann verliebte er sich schrecklich in eine Barmixerin. Es war im Grunde die ganz große Liebe, aber immer, wenn sie sich sahen, hatte er mindestens einen halben Liter Schnaps im Leibe. Sie war weiß und brünett, ein bißchen mollig, aber recht hübsch. Sie hörte sehr gern Musik, ebenso wie Robbie, und so holte er sie eines Abends ab, um sich The Wiz anzusehen, das gerade in San Diego gegeben wurde.
    Es war das erste Mal seit der Heirat, daß er ein Rendezvous mit einem anderen Mädchen hatte. Er litt furchtbar unter dem, was die anderen Cops das Secret Service Syndrom nannten. Dauernd sah er sich im Theater um, ob jemand anwesend war, der Yolie kannte. Er war restlos geschafft und bastelte die ganze Zeit an einem Alibi herum, statt sich die Vorführung anzugucken, für die er ein halbes Vermögen gezahlt hatte. Er konnte einem eventuellen Spion ja wohl kaum erzählen, das weiße Mädchen sei seine Schwester, oder? Er guckte keine drei Minuten hintereinander auf die Bühne. Er kam zu dem Entschluß, so was nie wieder zu

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