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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Dollar«, sagte Manny. »Glauben Sie, ich rede von Pesos?«
    Dann marschierte das Grenzgängerpaar schweigend weiter. Es war offensichtlich zuviel. Soviel Geld kriegten Polizeibeamte. Was für ein Land!
    Nach einer Weile sagte der Mann zu Manny Lopez: »Also, ich muß Tag für Tag bis zum Dunkelwerden arbeiten und krieg dafür gerade soviel Geld, daß ich mir Tortillas, Bohnen und manchmal Reis kaufen kann, kaum mal ''n kleines Stück Kuchen und ''n Kaffee. Rindfleisch kann ich mir nicht leisten. Möglichst jede Woche einmal kauf ich ''n Huhn, weil die Kinder Fleisch haben müssen, aber das kostet ''n ganzen Tageslohn, und das kann ich auch nicht immer.«
    Inzwischen hörten natürlich alle Barfer zu und maulten und murrten rum. »Weshalb willst du sie der Border Patrol übergeben? Laß sie laufen! Ist doch Scheiße!«
    »Ich muß euch der Border Patrol übergeben«, erklärte Manny Lopez dem Mann. »Ihr könntet einem sagen, wer wir sind, und das könnte ausgerechnet ''n Gangster sein.«
    Daraufhin empörten sich alle Barfer, von denen der am wenigsten Sentimentale fünfundachtzigmal sentimentaler war als Manny Lopez: »Nimm sie von der Kette! Scheiß doch drauf! Laß sie laufen!«
    Aber Manny sagte: »Ist das denn so schlimm, wenn sie einen Tag bei der Border Patrol sind? Verdammt, die sind doch spätestens Dienstag abend wieder hier!«
    Alle haderten schließlich mit dem Schicksal und meckerten, bis auf den Mann, der Manny ausdrücklich auch im Namen seiner Frau verteidigte und meinte, er verstehe Mannys Dilemma haargenau, und er verlange wirklich keine Sonderbehandlung. Dann jedoch wurde das Ganze plötzlich von zwei Gangstern aus Colonia Libertad unterbrochen, die sich einen Italowestern zuviel angeguckt hatten.
    Es war inzwischen finster, sehr finster. Finster wie Mannys Herz, wie einer murmelte, und Manny meinte, das Arschloch solle sofort die Klappe halten. Nachdem sie mit einemmal vom Weg abgekommen waren und größte Mühe hatten, eineinhalb Meter nach vorn zu sehen, sah Manny plötzlich zwei Schatten auf dem Weg direkt vor sich. Einer davon trug einen großen alten Umhang oder Poncho, genau wie zuweilen Clint Eastwood, und war recht erfreut, als er diese Pollos sah, vor allem, weil eine Frau dabei war.
    Als Manny, der mit dem Grenzgängerpaar an der Spitze marschierte, auf kürzeste Distanz an die schweigenden Gangster herangekommen war, fragte der mit dem Poncho: »Was seid ihr denn für Strolche?«
    Manny erfand einen Namen: »Wir gehören zu Morro.«
    Die beiden Gangster taxierten sie, vor allem die Frau, die sich hinter Manny versteckt hatte, und waren sich eigentlich sicher, daß sie es nicht mit dieser Cop-Truppe aus San Diego zu tun haben konnten, die seit einiger Zeit die Canyons unsicher machte und ihnen das Geschäft vermasselte. Der mit dem Poncho machte es dann wie sein Vorbild Clint Eastwood, indem er den Poncho zurückwarf, mit dem Luftgewehr, das wie ein M-1-Sturmgewehr aussah, auf Manny zielte, und sagte: »Rückt mal euer Geld raus!«
    Manny schaute sich um, stellte fest, daß seine Barfer eine ganze Ecke zurückgeblieben waren, so daß sie erst aufschließen mußten, und sagte deshalb erst mal: »Tut uns nichts. Tut uns nichts.«
    Und er kauerte sich hin, wimmerte und schlüpfte völlig in seine Rolle, was allerdings in Anbetracht dieses M-1-Sturmgewehrs, das er für echt hielt, gar nicht besonders lustig war. Und als die anderen stolpernd und holpernd ankamen und förmlich gegen ihre Genossen prallten, die von den Gangstern gestoppt worden waren, blieben alle wie angewurzelt stehen und warteten auf das »Sabes que?«
    Der letzte oben auf dem Weg war Tony Puente. Und der hatte die Brille nicht auf, und es war finster, und er hatte bisher nichts von der Unterhaltung mitgekriegt, sondern nur kapiert, daß ein Überfall stattfand. Tony Puente blinzelte nach vorn und konnte sehen, daß da ein Mann stand. Und er sah, daß der Mann irgendwas in der Hand hielt, und blinzelte stärker. Und das Ding, daß der Räuber in der Hand hatte, sah aus wie ein Stock. Ein dünner alter Stock. Und das war ungeheuer komisch. Ausgerechnet an einem Abend, an dem Ensemble und Zweitbesetzung gemeinsam operierten, wurden sie von zwei Gangstern mit einem dünnen Stöckchen zur Schnecke gemacht! Das war komisch. Solche Gangster hatten die Jacke voll zu kriegen, und sonst lief da gar nichts.
    Dann hörte Tony Puente, daß einer der Gangster noch nachdrücklicher sagte: »Rückt mal euer Geld raus!«
    Und er kicherte

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