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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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dem diesen marodierenden Gangstern endlich die Flügel gestutzt werden sollten, war offenbar ein reines Versteckspiel und hatte wirklich kaum noch Ähnlichkeit mit der Taktik und den Methoden, die im Rahmen polizeilicher Tätigkeiten in den Stadtgebieten normalerweise angewendet zu werden pflegten.
    Massiv angemeckert wurden sie überdies von nahezu sämtlichen Cops, die von ihrem Trainingscamp in den Anlagen des US-Marinecorps in Camp Matthews, ungefähr zehn Meilen nördlich von San Diego, Wind gekriegt hatten. Sie waren für die Herumkriecherei in den Canyons mit den schwarzen Marinewachmützen, Sonnenbrillen, Tarnanzügen und Kampfstiefeln ausgerüstet worden. Ein paar von ihnen wollten sich wie Nahkampfspezialisten die Gesichter schwärzen, wie sie's in hundert und aberhundert Kriegsfilmen gesehen hatten, und rissen dauernd Witze auf Kosten derjenigen Kollegen, die sowieso eine dunklere Haut hatten, wie sie es ebenfalls in hundert und aberhundert Kriegsfilmen gesehen hatten.
    Selbst Dick Snider, dessen Traum sich endlich zu erfüllen schien, wußte nicht genau, wie er seine neue Task Force trainieren und führen sollte, nachdem er nun seine Chance bekommen hatte.
    »Ich erinnere mich an die erste Einsatzbesprechung«, sagte er. »Ich sagte ihnen, daß man kaum voraussagen könne, was sie draußen in den Canyons erwartete. Ich sagte ihnen vor allem, wie viele Verletzungsmöglichkeiten es da draußen gab. Gerade das, meinte ich, sollten sie von Anfang an kapieren und sich entsprechend verhalten. Wenn überhaupt einer verletzt werden sollte, wär's ja sicher besser, wenn man die Verbrecher dafür verantwortlich machen könnte.«
    Und sie schauten ihn an und nickten voll banger Erwartung, und als er sah, wie sie die Augen verdrehten und so manchen unfreiwilligen Seufzer von sich gaben, dachte er: Die haben diese Sprüche bestimmt schon mal gehört. Eben in hundert und aberhundert Kriegsfilmen.
    Manny Lopez hatte von Anfang an seine Zweifel. Er sah sie sich äußerst skeptisch an, diese Typen mit ihren Kampfanzügen und Sonnenbrillen. Das waren schließlich keine Nahkämpfer vom Marinecorps. Das waren städtische Cops. Und ihre von Haus aus neugierigen Copkollegen kriegten geradezu Schreikrämpfe, wenn sie doch mal erfuhren, was da in Camp Matthews los war, oder wenn den Leuten auf dem Nachhauseweg der Fehler unterlief, in ihren John-Wayne-Klamotten in ihrer alten Dienststelle aufzukreuzen. Trotzdem, es war eine eifrige Bande junger Polizisten, und so grinsten sie dann bloß zurück, zuckten die Achseln und trainierten weiter.
    Eddie Cervantes war Marinecorps-Reservist, und weil er ein guter Läufer war, pflegte er die Straßencops, die weniger gut in Form waren, von Anfang an dadurch zu malträtieren, daß er leichtfüßig über alle Berge hüpfte und dabei wie alle Ledernacken seit dem Boxeraufstand geradezu tierisch brüllte, während die Straßencops, die weniger gut in Form waren, ihre Ärsche nur recht mühsam die steilen Canyonwände rauf und runter schleppten und kaum nachkamen.
    Es gab zwei Polizisten in der Gruppe, die in Vietnam gewesen waren, beide ehemals Ausbilder beim Marinecorps: Ernie Salgado und Fred Gil. Seit Manny Lopez zugegeben hatte, daß er nicht sehr viel von Schußwaffen und Munition verstand, bot sich Ernie Salgado freiwillig an, beim Waffentraining zu helfen. Es sah nicht nur danach aus, daß sie mit ihren normalen Dienstrevolvern draußen im Gangsterland vermutlich nicht allzuviel anfangen konnten, sondern es erwies sich auch als ungewöhnlich schwierig, im Hinblick auf das Herumschleichen auf unsicheren Pfaden zur Nachtzeit unter den gebräuchlichen Polizeiwaffen die richtigen auszuwählen. Die Gewehre des Mobilen Einsatzkommandos jedenfalls schienen für Freund und Feind gleichermaßen gefährlich zu sein.
    Die Task Force entschied sich für eine großkalibrige High Standard Schrotflinte, Modell 10, aus der sich Signalgeschosse abfeuern ließen und die mit einem Pistolengriff und einem kurzen Lauf ausgestattet war, damit sie sich einfacher handhaben ließ. Im Grunde war es eine kurze Schrotflinte, die man in einer Hand halten und auch auf kurze Entfernungen abfeuern konnte. Beim Police Department wurden im allgemeinen ziemlich schwere Rundgeschosse verwendet. Obgleich die meisten Polizisten ihre Kanonen als Statussymbol andauernd mit sich herumschleppten, waren sie hinsichtlich der Technik von Schußwaffen nicht sehr versiert. Ernie Salgado dagegen war es, und er fragte sich von Anfang

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