Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
an, wie wirkungsvoll die kurzen Läufe wohl sein würden, wenn schon die normalerweise vom Police Department verwendete Munition eine recht geringe Durchschlagskraft hatte. Er fragte sich, mit anderen Worten, ob es überhaupt sinnvoll wäre, in Anbetracht der kurzen Läufe und ihrer insofern zwangsläufig geringeren Durchschlagskraft die normale Munition zu verwenden. Ob sie also da draußen nicht besser Waffen benutzen sollten, die doppelt, wenn nicht dreifach so lange Läufe hatten. Und ob die kurzen Schrotflinten die Knilche nicht erst richtig munter machen würden – will sagen, ob nicht ein von einer kurzläufigen Schrotwaffe getroffener Gegner ohne weiteres noch imstande sein würde, sich die Ladung wie Dreck aus dem Bauchnabel zu kratzen und sie umgehend zurückzuschmeißen.
    Hinsichtlich solcher Erörterungen über die Effizienz abgesägter Schrotflinten und stumpfnasiger Revolver sollten zwei Tatsachen festgehalten werden: 1. Niemand hätte sich im Traum einfallen lassen, wie kurz sie tatsächlich schon vor der ersten Konfrontation standen. 2. Niemand glaubte ernsthaft, daß es gleich beim ersten Einsatz zu einer regelrechten Schießerei kommen würde.
    Tatsächlich kommen die meisten Polizeibeamten in ihrem Berufsleben weitgehend ohne das Abfeuern einer Schußwaffe aus, jedenfalls außerhalb des Schießstands. Zwar gibt es bei jedem Police Department den einen oder anderen Beamten, der dauernd in Schießereien verwickelt wird, aber gerade der gehörte dann eigentlich nicht zu den Beamten, die für diese Task Force gebraucht wurden.
    Jedenfalls gab es in den fünf Tagen in Camp Matthews eine Menge Schleiferei und Schießerei. Dennoch überstanden sie das Training mit viel Humor. Bis auf eine Nachtübung, bei der sie das Anschleichen an Gangster simulierten, die sich ihrerseits an Grenzgänger anschlichen. Die Männer hatten so lange ihren Spaß an der Sache, bis einer von ihnen fast auf eine Klapperschlange getreten wäre. Eine lebende Klapperschlange. Kaum einer von diesen Stadttypen hatte jemals eine Klapperschlange gesehen, lebend oder tot.
    Dick Snider hatte sehr viele gesehen, schon in den Tagen, in denen seine Familie ihre Früchte-des-Zorns- Reisen unternahm, und vor allem bei seiner Jahre zurückliegenden Arbeit als Beamter der Border Patrol. Und auch in den letzten paar Monaten, in denen er nachts in den Canyons seine Einmann-Kriech-Kampagnen absolvierte, hatte er diese Reptilien häufig gesehen und gehört.
    Klapperschlangen? Ja – echte Klapperschlangen. Darauf mußte man also tatsächlich achten. Gangster waren eine Sache für sich. Genaugenommen rechneten sie ja gar nicht ernsthaft damit, daß es mit solchen struppigen Mördertypen allzuviel Ärger geben würde, weil die sich, wie sie meinten, im Ernstfall bestimmt schon mit Hasch rausgeschossen hatten. Ihr Job würde sich doch darauf beschränken, die Leute in den Arsch zu treten und ihre Personalien festzustellen, wie man in diesem Geschäft sagt. Aber echte Klapperschlangen? Und vielleicht auch noch Taranteln? Kann deren Biß Menschen töten? Was ist außerdem mit diesen verdammten Skorpionen, von denen andauernd die Rede ist? Wenn einer seiner Stadtcops die Frage angeschnitten hatte, ob Ratten die Pest übertragen, hatte Dick Snider diesen jungen Stadttypen immer auch den einen oder anderen beruhigenden Satz über all die übrigen, viel gefährlicheren Kreaturen gesagt, die hier draußen bereits viel länger rumkrochen als die Gangster.
    Der zur Task Force abkommandierte Beamte der Border Patrol zeigte den Cops ein paar Tricks, die im Augenblick zwar noch nicht sehr wichtig zu sein schienen, sich jedoch von dem Moment an, in dem das Task-Force-Experiment in seine heiße Phase trat, als überaus wertvoll erwiesen. Wie man beispielsweise richtig den Schwanz einzieht: Diese illegalen Grenzgänger hockten sich normalerweise sofort hin, wenn irgendwo verdächtige oder gar bedrohlich wirkende Personen auftauchten. Deshalb mußten die Cops lernen, sich richtig auf den Hintern zu setzen. Und die übliche Fügsamkeit der Pollos mußte geübt und zum Schluß beherrscht werden, die Gestik der Unterwerfung und das angstvolle Reden, ausgesprochen demütig, Timbre und Ton der Stimme entsprechend leise. Dem Ton eines Schleifers bei der Army genau entgegengesetzt.
    Selbst die Hände wurden südlich der imaginären Linie völlig anders bewegt. Ein echter Mexikaner pflegte die Finger nach unten zu halten, wenn er mit einem Erwachsenen sprach. »Hau ab«

Weitere Kostenlose Bücher