Die San-Diego-Mission
Amerikaner, der diesen Posten gekriegt hatte. Und diese Organisation der Polizeibeamten repräsentierte effektiv sämtliche Cops: weiße, braune und mexikanische. Außerdem gehörte Manny Lopez zum Beratungsausschuß des Chiefs. Von daher verstand er viel von politischen Mechanismen. Er hatte Karriereambitionen und war daher keineswegs spontan von Dick Sniders fixer Idee begeistert, man müsse etwas dagegen tun, daß auf amerikanischem Boden ständig Ausländer überfallen würden. Als Dick Snider ihm jedoch ein paar Bilder von einem Grenzgänger zeigte, den man ausgeraubt und dessen Gesicht man mit einem nagelbesetzten Schlagstock zerfetzt hatte, schaute sich Manny Lopez die Fotos an und sagte: »Okay, Sie haben gewonnen. Sie können auf mich zählen.«
Dick Snider war begeistert darüber. Er hatte endlich den Mann gefunden, der das Rückgrat der Task Force bilden konnte. Und er selber zumindest war überzeugt, daß er den Mann seiner Wahl exakt mit dem überzeugt hatte, was ihn selbst motivierte: mit dem Elend der Grenzgänger.
Manny Lopez dagegen war gerade davon überhaupt nicht überzeugt. Im privaten Kreis sagte er: »Dick Snider hätte mir das Bild eines Ausländers mit abgeschnittenem Kopf zeigen können. Ich hätte nur gesagt, das ist schlimm. Aber das Leben ist nun mal schlimm.«
Die Wahrheit ist die, daß er sowohl die Warterei auf einen Job als Ermittlungsbeamter als auch seinen Posten in der Northern Division mit ihren aufgeblasenen, quengeligen Millionären auf den Tod nicht mehr leiden konnte. Er konnte es ebenso nicht mehr leiden, andauernd hinter den Bikinis der Surf-Mädchen herzugucken, die die Straßen von La Jolla seiner Ansicht nach nur verunzierten. Er war mittlerweile nahezu dreißig und wollte Action haben, bevor er sich zur Ruhe setzte und richtig Karriere machte.
»Ich war bescheuert. Richtig bescheuert«, gab er zu. »Bloß deshalb habe ich mich von Burl the Pearl für seine Task Force einkaufen lassen.«
Seine Entscheidung, immerhin, änderte sein Leben von Grund auf.
Dick Snider und Manny Lopez hatten gemeinsam beschlossen, daß diese Task Force zur Bekämpfung der Grenzkriminalität so weit wie möglich aus Cops mexikanischer Herkunft zusammengestellt werden sollte. Wie sich zeigte, war es eine gute Entscheidung und der Grund dafür, daß das Experiment gleich zu Anfang ins richtige Fahrwasser kam. Zu Beginn allerdings wurde bloß deshalb nach Beamten gesucht, die aus Mexiko stammten, weil Dick Snider einer von ganz wenigen Leuten im mittleren Dienst war, die nicht nur Spanisch sprachen, sondern auch erkannten, wie wichtig das in einer Region war, die von Latinos geradezu unerbittlich überlaufen wurde.
Er unterstellte dabei, die Cops mit mexikanischer Herkunft würden die spanische Sprache zumindest gut genug beherrschen, um nach seinen Vorstellungen arbeiten zu können. Er und Manny Lopez würden in den Canyons sicherlich ebenso häufig auf der Lauer liegen, wie er es in den ganzen letzten Monaten allein getan hatte. Sie würden die Gangster bei ihren Überfällen belauschen und beobachten und schließlich festnehmen, am besten auf frischer Tat. Sie würden diesen Verbrechern, die aus dem Hinterhalt losschlugen, ihrerseits Hinterhalte legen. Das war der Plan.
Der private »Blitzkrieg« Dick Sniders war bei den Bundesbehörden zur Verbrechensbekämpfung letztlich doch auf fruchtbaren Boden gefallen. Zwei Zollbeamte und zwei Leute der Border Patrol wurden von der Regierung an Dick Snider ausgeliehen, um die Truppe zu verstärken. Die Stadt San Diego gab ihm neunzig Tage Zeit, um in den gangstergeplagten Bergen und Canyons Resultate zu erzielen. Das allerdings war eine verdammt kurze Zeit, um eine Schar von Stadtpolizisten zu einem … ja, zu was denn zu machen? Zu einem Canyon-Kriech-Kommando?
Sie fragten sich allesamt schon nach kurzer Zeit, ob sie dazu verurteilt waren, Stiefkinder des Schicksals zu sein. Das unausgegorene Experiment wurde ernsthaft in Frage gestellt, bevor es begonnen hatte. Ihr Etat wurde zusammengestrichen, bevor sie überhaupt Geld ausgeben konnten. Ihre Ausbildungszeit wurde auf fünf Tage begrenzt, damit sie übers Wochenende ausruhen konnten, bevor sie bei Nacht und Nebel raus in die Canyons mußten, um dort in drei Teufels Namen das zu erledigen, was offenbar erledigt werden mußte. Im Grunde hatten sie selber nur eine recht vage Vorstellung von dem, was sie erwartete. Die Aufgabe, die man ihnen als eine Art Hinterhaltkommando dargestellt hatte, mit
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