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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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die finsteren Einzelheiten der Überfälle auf Grenzgänger durch dieses Gangsterpack interessierte.
    Und so sah sich das Spitzenmanagement des Police Departments von San Diego immer häufiger zu Besuchen in der Außenstation seiner Southern Division veranlaßt, um dort durch die verdammten Berge und Canyons zu strolchen, auf Coyotenscheiße auszurutschen und bei alledem zu versuchen, sich wirklich unverzüglich in Experten für die Kriminalität an Grenzgängern zu verwandeln, bloß wegen eines Großmauls von Lieutenant namens Snider.
    Einer der in bezug auf die Polizei eher kritischen Reporter schnappte zufällig auf, wie sich ein Deputy Chief ziemlich rüde über Dick Snider ausließ, und der Reporter kommentierte die Szene mit der Bemerkung, dies zeige ja bloß wieder mal, daß die Behörde keinem Weißen über den Weg traue, der gut Spanisch spreche. Und der Deputy Chief zappelte wie eine Puppe am Armaturenbrett und erklärte, das sei ja nun wirklich so lustig wie eine Prostatauntersuchung.
    Immerhin hatte Dick Snider nicht umsonst den größten Teil seines Lebens auf der administrativen Seite des Gesetzes verbracht. Er verstand die Situation der Bürokratie gut genug, um anstelle seiner radikalen Bemerkungen über die Grenzgangster, die der Polizei auf der Nase herumtanzten, fortan nur noch Erklärungen darüber abzugeben, daß man mittlerweile doch wohl einiges für diese armen Teufel von Grenzgängern tun müsse. Das alles passierte nämlich gerade zu einer Zeit, in der die Kalifornier allen Ernstes von Steuerstreik redeten. Also tat er am Ende das, was ein anderer gescheiter Mensch an seiner Stelle auch getan hätte: er zauberte ein Schlagwort, eine Art Beruhigungspille hervor.
    »Wir brauchen Bundesunterstützung«, erklärte er den Reportern. »Um eine … eine Art Task Force gründen zu können, eine Sonderkommission, ein Expertenteam.«
    Dick Snider stellte sich eine Truppe vor, die aus Polizisten der Stadt San Diego und aus Beamten der Border Patrol und des amerikanischen Zolls bestand. Aber bei allen Diskussionen über seine Idee ließ er sein Schlagwort einfließen: Bundesunterstützung.
    Tatsache war zwar, daß es unmöglich war, für eine derartige Maßnahme zur Verwirklichung polizeilicher Aufgaben Bundesunterstützung zu kriegen. Aber er jonglierte weiter mit Zahlen und erwähnte in mehreren Interviews den eher bescheidenen Geldbetrag, der für die Aufstellung einer Truppe erforderlich wäre, die es mit den Gangstern aufnehmen könne. Und die Journalisten gingen damit zum amerikanischen Zoll und zur Border Patrol und diskutierten hartnäckig über den Wert solcher Vorschläge, die ein Lieutenant der Polizei von San Diego gemacht hatte, ein Mann »mit dem Finger am Puls der Grenze«, wie sie es ausdrückten.
    In Polizeikreisen galt das, was Dick Snider tat, als das Waschen schmutziger Wäsche. Und Cops waschen ihre Klamotten nun mal nicht öffentlich, nicht, solange sie noch an ihrer polizeilichen Karriere interessiert sind. Nicht, solange sie ihre Pension noch nicht sicher haben. Und er hatte seine noch längst nicht sicher. Aber der große Lieutenant hatte zeitlebens eine gewisse Naivität besessen. Andere Polizisten redeten nur über die Probleme. Er hingegen verkörperte den Glauben, daß einem im Grunde gar nichts Schlimmes passieren kann, wenn man eine gerechte Sache vertritt. Worauf seine eher zynischen Kollegen nur die Augen verdrehten.
    Die Bundesunterstützung kam zwar tatsächlich niemals. Dennoch, am Ende der Medienkampagne wurden Dick Sniders Hoffnungen und Träume von Chief Kolender erfüllt. Er verhandelte mit den Bundesbehörden über eine Task Force, die in der Lage war, das Kriminalitätsproblem an der Grenze in den Griff zu bekommen. Und das hieß für Dick Snider, daß er es letzten Endes doch noch mit den Gangstern aufnehmen konnte. Er hatte eine Idee gehabt, deren Zeit doch noch gekommen war – mit fast einer Generation Verspätung.

 

    2. KAPITEL
    Die Insider
    A lle Kommentare über das, was sich da im Niemandsland an der internationalen Grenze ereignet hat, beginnen und enden meist mit einem Urteil, einer Diskussion, einem Streit über einen gewissen Jesus Manuel Lopez, einem Police Sergeant, den Dick Snider sich ausgesucht hatte, um seine gerade flügge gewordene Task Force zur Bekämpfung der Grenzkriminalität auf Vordermann zu bringen.
    Es wäre falsch, wenn man versuchen wollte, sich über Manny Lopez ein zu schnelles Urteil zu bilden.
    »Je gründlicher wir ihn

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