Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
ein Paar Babyschuhe mit Plastiksohlen. Er überreichte Renee Camacho und seinem Kumpel Joe Castillo zwei Champagnergläser für traute Stunden zu zweit. Feierlich überreichte er Robbie Hurt eine vergammelte Chevrolet-Radkappe, ein billiges Paar Latschen und ein Springmesser, womit er ihn zum Ehrenmexikaner ernannte. Manny hatte für jedermann was in seiner Trickkiste.
    Daß Dick Snider kein Spielverderber war, demonstrierte er dadurch, daß er sich als arabischer Scheich verkleidet hatte und um sich herum eine gemietete Bauchtänzerin mit dem Arsch wackeln ließ. In Wirklichkeit allerdings war Dick Snider sehr unglücklich. Man hatte seinem Experiment überhaupt keine echte Chance gegeben, wie er das sah. Sie hätten diese Gangsterbanden durchaus kleinkriegen können, mit etwas mehr Zeit. Er rechnete damit, daß die Gangster jetzt, wo das Wetter milder wurde, ihre Aktivität erst recht auf die Spitze treiben würden. Und das machten sie dann tatsächlich.
    Gleich nachdem die Barfer in ihren üblichen normalen Polizeidienst zurückgekehrt waren, passierten ihnen eine Reihe ziemlich verrückter Dinge. Es sah ganz danach aus, als würde der Wahnsinn, den sie in den Canyons erlebt hatten, an ihnen hängenbleiben.
    Ernie Salgado von der Zweitbesetzung mußte eine derart gewalttätige Szene durchstehen, wie er sie in seiner ganzen Polizeilaufbahn nie zuvor erlebt hatte und auch nie mehr erleben würde. Er erinnerte sich, daß er mal in einem Fernsehbericht gesehen hatte, wie dem höchstdekorierten Polizeibeamten San Diegos eine Auszeichnung als Lebensretter überreicht worden war. Der Beamte hatte einen Bankräuber erschießen müssen. Die damit verbundene Ironie blieb dem Polizisten keineswegs verborgen, denn er erklärte dem Interviewer: »Hier kriege ich also einen Preis als Lebensretter. Ich mußte bloß einen Menschen töten, um ihn zu kriegen.«
    Ernie Salgado hatte, wie fast alle Polizisten niemals eine Waffe auf ein menschliches Wesen abgefeuert, abgesehen von Vietnam. Wenn's denn mal sein mußte, hätte es, wie er meinte, eigentlich draußen in den Canyons passieren sollen. Außer dem einen unglücklichen Schuß, den Eddie Cervantes abgegeben hatte, als er seinen Revolver als Schlagwaffe benutzte, hatte in den Canyons indessen noch keiner von ihnen einem Menschen ein Haar gekrümmt.
    Er war zur Northern Division versetzt und zum Mobilen Einsatzkommando abkommandiert worden. Es war ein typischer Sonntagmorgen in San Diego, was bedeutete, daß man es mit schönem Wetter und einer friedlichen City zu tun hatte. Er sollte einen Detective und einen weiteren uniformierten Cop zu einem Haus begleiten, in dem sich, wie man vermutete, ein Ausreißer aus einer Jugendhaftanstalt versteckt hielt. Er war zu dieser Aktion eingeteilt worden, weil dieser Teenager möglicherweise eine Schrotflinte besaß. Cops werden von ihrer ersten Ausbildungsstunde an dazu ermahnt, nicht auf Jugendliche zu schießen, es sei denn bei Gefahr im Verzuge, aber dafür gab's hier beim besten Willen keine Anzeichen. Und dennoch, obgleich jedermann wußte, daß das Türmen aus einer Jugendhaftanstalt ein »Verbrechen« war, das mit dem einwöchigen Entzug von Kaugummi bestraft wurde, wußte man bei quirligen Jugendlichen nie, woran man war.
    Die erste Patrone in Ernie Salgados Waffe enthielt ein 54er Gewehrprojektil. Dann kamen großkalibrige Schrotgeschosse, entsprechend der beim Mobilen Einsatzkommando vorherrschenden Theorie, daß bei einer Konfrontation mit einem Verdächtigen, der sich verbarrikadiert hatte, eine Kugel deshalb von Nutzen sein konnte, weil die Beamten sich normalerweise zunächst auf Distanz befanden. Wenn es sich dann um eine Situation handelte, in der sich ein Verdächtiger in kürzerer Schußentfernung aufhielt, drei Meter oder weniger, war der grobe Schrot sehr viel wertvoller.
    Ernie Salgado sollte das Haus von der Außenseite her überwachen, als sie sich bemerkbar machten – deshalb das Gewehrgeschoß. Zwei von den Leuten im Haus kamen heraus und begegneten den Cops, die bei der Gelegenheit hörten, daß der Junge tatsächlich eine Schrotflinte besaß. Der Detective verlangte an diesem Sonntagmorgen, daß Ernie mit dem Schrotgewehr dicht bei ihm blieb.
    Sie betraten das Haus durch die Hintertür und kamen in die Küche. Der letzte Bewohner, der aus dem Haus kam, sagte ihnen noch, der Junge halte sich im Schlafzimmer auf. »Da, die Tür rechts«, sagte er.
    Sie krochen auf dieses Schlafzimmer zu. Es war unvorstellbar heiß

Weitere Kostenlose Bücher