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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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eigentlich, was er redet?‹ Sie haben ihn nicht respektiert, und sie haben ihn nicht gemocht. Wir hatten alle unsere Gründe, daß wir uns ne Neuauflage von BARF wünschten. Ich hatte meine, und die meisten davon hatten mit Ehrgeiz zu tun … und vielleicht auch mit noch was anderem. Tatsache ist, mir hatte das da draußen in diesen Canyons allmählich Spaß gemacht. Da gab's … da gab's komische Motive fürs Weitermachen. In unseren Köpfen. Wir hatten alle unsere Motive, aber nur die Motive von Dick Snider waren … sauber. Man mußte diesen Kerl einfach gern haben. Er blieb sauber bis zum Schluß.«
    Die Bemühungen von Dick Snider und Manny Lopez, BARF zu reaktivieren, wurden von den Gangstern selbst nicht unwesentlich unterstützt. Wirklich urplötzlich stand's immer öfter in den Zeitungen: GRENZGANGSTER MORDEN UND RAU-BEN. Ob die Gangster über das Ende von BARF im Bilde waren oder nicht – wobei es eher unwahrscheinlich war, daß sie es wußten –, es wurde immer schlimmer mit den Überfällen, und immer brutaler.
    Das Rathaus wurde von Reportern, die stur die Frage stellten, ob Amerikas schönste Stadt den Strolchen nunmehr definitiv die Grenzcanyons überlassen wolle, regelrecht belagert. Die Sache konnte recht unangenehm werden, vor allem für Bürgermeister Pete Wilson, der in einigen Jahren mit Erfolg als US-Senator zu kandidieren und Washington, D.C. zu erobern beabsichtigte.
    Binnen weniger als drei Wochen gaben alle klein bei. BARF wurde reaktiviert. Allerdings war zwar Manny Lopez wieder dabei, Dick Snider indessen wurde vergattert, sich als Schichtführer in Uniform gewissermaßen bedeckt zu halten, im Innendienst. Die gesamte Befehlsgewalt bei BARF sollte Manny Lopez überlassen bleiben, wurde ihm gesagt.
    Dick Snider jammerte nicht groß. Er erklärte, er sei schon zufrieden, mit Rat und Tat helfen zu können, wann und wo man ihn brauchen würde. Er wäre sicher sehr gern wieder dabei gewesen, da draußen in den Canyons, aber die Tatsache, daß BARF wieder da war, erschien ihm als großer Sieg für sämtliche armen Hunde von Grenzgängern.
    Er wußte immerhin, daß es nie wieder so sein würde wie zuvor. Manny und alle übrigen hielten ihn zwar ständig auf dem laufenden, aber trotzdem fühlte er sich mehr und mehr wie ein Outsider.
    Ken Kelly hatte eine Menge häuslicher Probleme. Wie er es formulierte: »Ich war ja dauernd mit dieser schnellen Truppe von Cops auf Achse, die in unserem Schnellimbißimperium vor allem die Kellnerinnen verputzten.«
    Er verließ abends um elf Uhr das Haus und kam erst im Morgengrauen wieder. Ein paar von dieser »schnellen Truppe« waren Barfer. Und sie waren sehr schnell, und die Kellnerinnen hörten die maßlos übertriebenen Geschichten von Gangsterfestnahmen im Deadman's Canyon unheimlich gern. Ken Kelly mußte mit ansehen, wie sich um diese Canyonprofis in ihren zerlumpten Grenzgängerklamotten und mit ihren struppigen Haaren und ihren Schnurr- und Backenbärten eine regelrechte Aura bildete. Gott, er mußte dazugehören.
    »Sei nett zu Lopez«, sagten sie zu ihm. »Wenn sich eine Lücke auftut, werden wir uns für dich einsetzen.«
    »Aber nimmt er denn blonde weiße Typen?«
    »Wir werden uns für dich einsetzen«, versprachen sie nochmals. »Könnte sein.«
    Ken Kelly nahm seinen Job als Cop ernst, und er konnte in vielen Dingen mitreden und war weitgehend so schlagfertig wie Manny Lopez selbst. Er fuhr fort, dem Sergeant auf den Wecker zu gehen, schrieb jedoch auch ein offizielles und überzeugendes Gesuch, in dem er mit einer Unzahl von Gründen darlegte, daß er einfach ein Barfer sein müsse. Manny war von jedem beeindruckt, der mit der Feder so gut wie mit dem Schwert umzugehen wußte.
    »Und dann ließ das Schicksal eine Falltür aufklappen, und ich fiel in ein Faß voll feuchter Scheiße und wär fast ersoffen!« jammerte Ken Kelly in der Erinnerung.
    Er machte Nachtschicht und fuhr mal eben runter zur amerikanischen Zollnebenstelle. Hier zahlen die Touristen für die Waren, die sie aus Mexiko mitgebracht haben, ihren Zoll, und hier wird ihnen das Auto auseinandergenommen, wenn sie in dem Verdacht stehen, Schmuggelware zu besitzen. Es ist die Stelle, wo ausgebildete Hunde nach Rauschgift schnüffeln, abseits vom Hauptverkehrsstrom.
    Ken Kelly hatte im Grunde nur noch eine Stunde Dienst. Er wurde von einem Reservebeamten begleitet, und wie alle regulären Beamten hatte er die Neigung, sich vor dem Hilfscop als Fremdenführer aufzuspielen. Er

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