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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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legten jeder eine Hand fest um den Oberarm des Mannes, er erschien Sanders auf einmal kleiner geworden zu sein, Feltens Kopf schien nicht mehr auf dem Hals zu sitzen, er war zwischen die Schultern gesunken. Dann gingen sie von der Bühne, verfolgt von den Blicken der Gäste, verfolgt von den Blicken der Angestellten, verfolgt von Fokke Crommingas Blick. Sanders meinte, ein leises Lächeln auf dessen Lippen erkannt zu haben.
    Sie waren schon fast an der Glastür, als die Stille von einem schrillen Summen zerschnitten wurde. Vielleicht war es gar nicht so laut, es schien von unten zu kommen, doch die fast spürbare Anspannung schien in diesem Moment zu zerreißen und im Saal brach Panik aus. Frauen griffen ihre Handtaschen und rannten schreiend in ihren hochhackigen Schuhen auf den Ausgang zu. Die Männer waren nicht so schnell, sie sahen sich noch zu allen Seiten um, als ob sie sich ihres eigenen Schreckens bewusst werden mussten, doch dann ergriffen auch sie die Flucht.
    Sanders riss Felten mit sich an die Wand, damit sie von den rennenden Menschenmassen nicht übermannt wurden.
    »Felten, was zum Teufel ist das für ein Geräusch?«, schrie Sanders ihn an, damit seine Stimme im allgemeinen Tumult nicht überhört wurde.
    »Ich hab keine Ahnung«, jammerte Felten, »Also, Feueralarm ist es nicht. Es kommt aus der Küche, es könnte vielleicht…«
    »Was?«
    »… es könnte vielleicht das Abtausignal sein.«
    »Was bitte ist das genau?«
    »Wenn die Kühlung ausfällt oder nicht mehr richtig läuft, dann haben wir einen Alarmsignal, damit die Ware keinen Schaden nimmt. Es ist bestimmt nichts Bedrohliches!«
    Sanders wollte erst lachen über eine solche Belanglosigkeit, doch das Lachen blieb ihm im Halse stekken. Wencke! Sie war in den hinteren Teil der Küche gegangen, wo er das Kühlhaus hatte stehen sehen. Sie war nicht wieder aufgetaucht. Im Kühlhaus war etwas zu Bruch gegangen…
    Sanders ließ Feltens Arm los und stürzte den Leuten entgegen, schob sich zwischen den hektischen Körpern hindurch und rannte schließlich die Treppe zur Küche herunter. Als er atemlos die Schiebetür passiert hatte, sah er sie schon am Boden liegen. Sein Magen drehte sich.
    »Lassen Sie mich durch.«
    Ihre Lippen waren blau, die Augen geschlossen, sie war in einer merkwürdig zusammengekauerten Position, und auf den ersten Blick war er sich sicher, dass Wencke Tydmers nicht mehr am Leben war. Der große junge Kellner brachte eine Wolldecke, zwei Mädchen hatten sich bereits an Wenckes Seiten gehockt und rieben ihre starren Hände.
    »Gehen Sie in den Flur, ich habe vorhin einen Arzt rufen lassen, vielleicht haben wir Glück, und er ist noch da.« Nun setzte sich auch Sanders neben den kalten Körper, er zog Tydmers die Schuhe aus und massierte die frostigen Zehen. Gott sei Dank, ein Rettungssanitäter stürmte in die Küche und beugte sich über Wencke Tydmers. Er untersuchte sie kurz.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Sanders, und er hatte Angst, er könnte antworten, sie sei tot.
    »Sie ist stark unterkühlt, aber sie lebt. Ich denke schon, dass wir sie gleich wieder wach bekommen.«
    Sanders ließ sich fallen in ein Gefühl der Erleichterung.
    »Und was ist mit Frau Felten-Cromminga?«
    »Wir nehmen an, sie hatte so etwas wie einen epileptischen Anfall aufgrund von akutem Medikamentenentzug. Sie wird gleich mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus Norden gebracht. Und Ihre junge Kollegin hier werden wir wohl gleich daneben legen.«
    »Kann mir einer sagen, wie so etwas passieren kann?«, fragte er in die Menge.
    »Die Tür war von außen verriegelt, ein Besen ist unter den Türgriff geschoben worden, so konnte sie sich nicht von alleine befreien. Zum Glück muss sie das Gerät irgendwie überlistet haben, sodass der Alarm wegen ansteigender Temperaturen losgegangen ist.«
    »Ja, aber wer kann mir sagen, wie sie dort hineingekommen ist?«, schrie Sanders wütend und ein wenig hilflos in die Menge. Er bekam nur ein Schulterzucken zur Antwort.
    »Jetzt hören Sie mir aber mal zu: Diese Frau hier ist eine phantastische Kollegin von mir. Sie hat mehr Mumm in den Knochen und mehr Verstand in der Birne als Sie alle zusammen. Es kann doch wohl nicht so schwer sein, sich zu erinnern, wer als Letzter mit ihr gesprochen hat, hier, vor Ihrer aller Augen, wenn Sie mir das nicht sagen können, dann…« Als er merkte, dass seine Stimme nicht mehr mitmachte, entschied er sich zu schweigen, nur eine Frage wollte er noch stellen: »War es Thore

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