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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbie Taylor
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sechzehnten Geburtstag gefeiert hatte.
    Und nun das. Leere Plätze, ein Sarg aus dünnem, billigem Holz und eine gehetzte Heimleiterin, die ständig auf die Uhr schaute.
    Es tut mir leid . Dawn versuchte, ihre gedankliche Nachricht in den einsamen Sarg auf dem Holzgestell zu schicken. Es tut mir so leid .
    Mrs. Walker hatte es so gewollt. Oder doch nicht? Sie hatte so friedlich ausgesehen, so frei von Schmerzen. Sie hatte zu Dawn gesagt: »Ich will in den Himmel.«
    In Wahrheit hatte Mrs. Walker nicht gewusst, was sie redete. Noch ein paar Tage zuvor hatte sie gesagt, sie wolle nach Dagenham. Nach Dagenham, in den Himmel – für sie war das wohl ein und dasselbe gewesen.
    »Tod, wo ist dein Stachel?«, hörte sie die Vikarin sagen. »Hölle, wo ist dein Sieg?«
    Wenn sie doch nur die Schmerzen in den Griff bekommen hätten. Das war das Problem gewesen. Das lange, nicht absehbare Leiden, das die alte Frau gequält hatte und gegen das sie machtlos gewesen waren.
    Dann wiederum … sie hätten es schaffen können. Dafür war das Schmerzteam schließlich da. Bloß, dass Dawn nicht auf den Gedanken gekommen war, sich an das Team zu wenden. Und Mrs. Walker hatte am Ende so friedlich ausgesehen. Kein Wunder, schließlich war sie von ihren Schmerzen erlöst worden. Wer wollte das jetzt noch beurteilen? Ohne den Dauerschmerz wäre sie wahrscheinlich aufmerksamer gewesen, hätte kommunizieren können. Vielleicht hätte sie nach ihrer Nichte gefragt. Vielleicht wären sich die zwei Frauen am Ende doch noch nähergekommen. Dann hätte
Mrs. Walker ihre letzten Tage nicht mit Fremden verbringen müssen, wäre nicht gezwungen gewesen, diese seelenlose Veranstaltung über sich ergehen zu lassen.
    Wieder erklangen die Panflöten. »O bleibe, Herr.«
    »Gott dem Herrn hat es gefallen …« Die Vikarin war am Ende angelangt. Der blaue Vorhang hinter dem Sarg glitt beiseite, und ein dunkler Raum wurde sichtbar.
    »Erde zu Erde«, sagte die Vikarin. Der Sarg auf dem Gestell bewegte sich. »Asche zu Asche.« Der Sarg setzte sich ruckelnd in Bewegung, blieb aber sogleich wieder stehen. Offenbar klemmte etwas. Nein, da ging es wieder los. »Staub zu Staub.« Ein letzter Ruck, und der Sarg war verschwunden. »… und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.«
    Der Vorhang schloss sich, und jäh brach die Musik ab.
    »Ich muss los.« Celia Dartson stand auf und schlang ihre Tasche über die Schulter. »Sonst komme ich zu spät zu … zu unserem …«
    Sie machte sich nicht einmal die Mühe, den Satz zu beenden. Sie winkte Dawn zu und eilte im Laufschritt zum Ausgang. Auch die Vikarin verließ die Kapelle, wenn auch etwas langsamer. Schon sprach sie mit einem Mitarbeiter über den nächsten Trauergottesdienst.
    Dawn blieb allein in der muffigen, teppichgedämpften Stille sitzen. Zwölf Minuten. Von Anfang bis Ende zwölf Minuten, so lange hatte der Gottesdienst gedauert. Die Uhr neben dem blauen Vorhang zeigte achtzehn Minuten nach zehn an. Die Rosen lagen immer noch auf Dawns Schoß. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt zu fragen, wo sie sie abgeben konnte.
    Schließlich erhob sie sich, ging nach vorn und legte den Blumenstrauß auf das Holzgestell, auf dem eben noch der Sarg gestanden hatte. Der Sommergartenduft der Blüten breitete sich in der Kapelle aus.

    »Ich wollte helfen.« Dawn sprach die Worte laut aus in der Hoffnung, hinter dem Vorhang, irgendwo in der Dunkelheit, gehört zu werden. »Ich dachte, ich tue das Richtige.«
    Aber es kam keine Antwort. Der dunkelblaue Vorhang regte sich nicht.
     
    Am Nachmittag ging sie mit Milly spazieren. Sie liefen weiter als sonst, den ganzen Weg bis nach Tooting mit seinen kleinen, engen, krummen Gassen und den rot-weißen viktorianischen Häuserfassaden. Als sie den Park durchquerten, zerplatzte ein dicker Regentropfen sternförmig auf dem Ärmel von Dawns gutem schwarzem Mantel. Die dunklen, bedrohlichen Wolken hingen tief und schimmerten lila an den Rändern. Manchmal, wenn gleißendes Licht Dawn ins Auge stach, hatte sie das Gefühl, als kündigte es ein ganz besonderes Ereignis an. Das sich natürlich nie einstellte.
    Der Himmel verdunkelte sich weiter, und plötzlich schien es mitten in der Nacht zu sein und nicht später Nachmittag. Ein zweiter dicker Tropfen landete auf ihrem Arm. Dann ergoss sich ein Sturzregen auf die Erde. Die Passanten flüchteten in Panik unter die nächsten Dächer. Im dichten Regen entdeckte Dawn ein blau gerahmtes Schaufenster mit dem

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