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Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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Verdacht, dass lediglich die Pilgerreisen noch zwischen der Stadt und ihrem Ruin stehen.
    Der Rat sucht die Welt nach Statuen fremder Götter ab, um neue Pilger in die Stadt aus Sand zu locken; aber auch darin haben sie Konkurrenten. Unten in Saba hat man einen großen Tempel errichtet, einen Schrein, um dem Haus des Schwarzen Steins den Rang streitig zu machen. Viele Pilger sind nach Süden gelockt worden, und der Umsatz auf dem Jahrmarkt von Jahilia sinkt.
    Auf Anraten von Abu Simbel haben die Herren von Jahilia den religiösen Bräuchen die verführerischen Gewürze der Profanität beigefügt. Die Stadt ist jetzt berühmt für ihre Zügellosigkeit, als Spielhölle, Hurenhaus, als Ort obszöner Lieder und wilder, lauter Musik. Bei einer Gelegenheit gingen einige Mitglieder des Stammes der Schark in ihrer Gier nach dem Geld der Pilger zu weit. Die Torwächter des Hauses begannen, von erschöpften Reisenden Bestechungsgelder zu verlangen; vier von ihnen, verärgert, nicht mehr als ein Almosen erhalten zu haben, stießen zwei Pilger die große, steile Treppe hinunter in den Tod. Dieser Schuss ging nach hinten los und dämmte den Besucherstrom merklich ein… Heute werden weibliche Pilger oft wegen eines Lösegeldes entführt oder als Konkubinen verkauft. Banden junger Scharks patrouillieren durch die Stadt, halten sich an ihre eigenen Gesetze. Es wird behauptet, dass Abu Simbel sich heimlich mit den Bandenführern trifft und ihre Machenschaften organisiert. Das ist die Welt, in die Mahound seine Botschaft getragen hat: einer einer einer. Unter so viel Vielfalt klingt das wie ein gefährliches Wort.
    Der Grande setzt sich auf, und sofort nähern sich Konkubinen, um die Ölungen und Massagen wieder aufzunehmen. Er winkt sie fort, klatscht in die Hände. Der Eunuch tritt ein. »Schick einen Boten zum Haus des Kahin Mahound«, befiehlt Abu Simbel. Wir werden ihm eine kleine Aufgabe stellen. Einen fairen Wettstreit: drei gegen einen.
     
    Wasserträger Einwanderer Sklave: Mahounds drei Jünger waschen sich am Brunnen von Zamzam. In der Sand-Stadt gelten sie aufgrund ihrer Besessenheit vom Wasser als Freaks.
    Waschungen, immerzu Waschungen, die Beine bis zu den Knien, die Arme bis zu den Ellbogen, der Kopf bis zum Hals.
    Wie absonderlich sie aussehen, mit dem trockenen Rumpf, den nassen Gliedern und dem f euchten Kopf! Plitsch, platsch, waschen und beten. Kniend schieben sie Arme, Beine, Kopf wieder zurück in den allgegenwärtigen Sand, und dann fängt der Kreislauf von Wasser und Gebet von vorne an. Sie sind ergiebige Zielscheiben für Baals Feder. Ihre Wasserliebe ist so etwas wie Verrat; die Leute von Jahilia fügen sich der Allmacht des Sandes. Er klebt zwischen Fingern und Zehen, überzieht Wimpern und Haar, verstopft Poren. Sie öffnen sich der Wüste: komm, Sand, wasch uns in Trockenheit. So halten es die Jahilier, vom höchsten Bürger bis zum Niedrigsten der Niedrigen. Es sind Menschen aus Silizium, und Wasser-Liebhaber sind unter sie geraten.
    Baal umkreist sie aus sicherer Entfernung - mit Bilal ist nicht gut Kirschen essen - und höhnt lauthals: »Wenn Mahounds Ideen auch nur einen Pfifferling wert wären, glaubt ihr dann, sie wären nur bei Abschaum, wie ihr es seid, beliebt?« Salman hält Bilal zurück: »Wir sollten uns geehrt fühlen, dass der mächtige Baal uns als Zielscheibe auserwählt hat«, lächelt er, und Bilal entspannt sich, gibt nach. Khalid der Wasserträger ist nervös, und als er die behäbige Gestalt von Mahounds Onkel Hamza näherkommen sieht, läuft er ihm besorgt entgegen. Mit sechzig ist Hamza immer noch der namhafteste Kämpfer und Löwenjäger der Stadt. Obzwar die Wahrheit weniger ruhmreich ist als die Lobreden: Hamza ist oftmals im Zweikampf besiegt, von Freunden oder durch glückliche Zufälle aus dem Rachen der Löwen errettet worden. Er hat das Geld, um die dunklen Punkte nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Und Alter sowie die Tatsache, überlebt zu haben, verleihen einer kriegerischen Legende so etwas wie Gültigkeit. Bilal und Salman vergessen Baal und folgen Khalid. Alle drei sind leicht erregbar, jung.
    Er ist noch nicht wieder zu Hause, berichtet Hamza. Und Khalid, beunruhigt: »Aber es ist schon Stunden her, was macht dieser Schweinehund mit ihm, Folter, Daumenschrauben, Peitschen?«
    Wieder ist Salman der Ruhigste: »Das ist nicht Simbels Art«, sagt er, »es ist eine Hinterlist, darauf könnt ihr euch verlassen.«
    Und Bilal brüllt treu ergeben: »Hi nterlist

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