Die Satansbraut
fast
um.«
Die drei verzogen sich in
Richtung Bar, und Celestine lächelte mitfühlend. »Ärgern Sie sich nicht über diesen Egan Egan , Mavis «, sagte sie. »Ich glaube, hübsche Mädchen machen ihn
immer nervös, deshalb versucht er dann, den starken Mann zu spielen.«
»Ich ärgere mich auch nicht«,
meinte ich wahrheitsgemäß. »Aber den kleinen Dicken finde ich ganz lustig.«
»Also, mir reicht es für
heute«, sagte sie, »ich überlasse Sie ihm. Wie es hier aussieht, sind Sie alle
binnen zehn Minuten blau wie die Veilchen, und dann fangen sie an, der guten
alten Zeit nachzutrauern. Bis morgen früh, Mavis.«
»Gut«, sagte ich. »Und wenn heute nacht etwas los ist — denken Sie dran, daß ich gleich
nebenan bin.«
»Okay.« Sie lächelte flüchtig,
erhob sich von der Couch, auf der sie neben mir gesessen hatte, und ging zur
Tür.
Das nächste, was ich hörte, war
lautes Schnaufen neben mir, und als ich mich umdrehte, sah ich, daß Bert
Bancroft Celestines Platz eingenommen hatte.
»Ich habe Ihnen etwas zu
trinken mitgebracht«, sagte er und drückte mir ein Glas in die Hand.
»Nett von Ihnen«, erwiderte
ich, »aber ich trinke keinen Alkohol.«
»Sie brauchen keine Angst zu
haben«, sagte er. »Das ist nur ein Erfrischungsdrink, reine Zitrone. Ein paar
Spritzer Bitter und Eis, sonst nichts.«
Ich kostete vorsichtig und
mußte zugeben, daß es erfrischend wirkte. Es liegt nicht daran, daß ich von
Alkohol einen Kater kriege; es ist eher so, daß ich den Geschmack nicht mag,
und überhaupt habe ich nüchtern mehr Spaß an der Freud’.
»Kümmern Sie sich nicht um
Egan«, sagte Bert Bancroft. »Wir wissen alle, daß schöne Frauen wie Sie ihn
nervös machen, und dann knurrt er so. Das ist nur Notwehr.«
»Es hat mich nicht bekümmert,
Mr. Bancroft«, sagte ich. »Trotzdem besten Dank.«
»Könnten Sie mich Bert nennen?«
Seine Augen begannen wieder hervorzuquellen, und sein Daumennagel bearbeitete
wild die Oberlippe.
»Okay, Bert«, sagte ich, »und
Sie dürfen mich Mavis nennen.«
»Danke, Mavis«, sagte er mit
belegter Stimme, als habe ich ihm gerade eine goldene Uhr oder sonst etwas
geschenkt.
»Wie geht’s denn voran mit der
Show?« fragte ich, denn weil ich angeblich ein Showgirl war, das eine Rolle wollte,
mußte ich mich wohl interessiert geben. Johnny Rio nennt das Tarnfarbe, aber
ich persönlich habe außer einem bißchen Lippenstift da nie viel angewandt.
»Es läuft alles wie am
Schnürchen«, sagte er überaus enthusiastisch, »bis auf eine Kleinigkeit.«
»Erzählen Sie mir davon.« Ich
zeigte mit großen Augen Interesse, und darob fiel er beinahe von der Couch.
»Nun ja«, sagte er, »es fängt
bei uns mit dem großen Star von gestern an, der sich zu einem Comeback
entschlossen hat — das ist natürlich Nina Farr — ,
und zwar in einem neuen Show-Musical. Sie bringt dazu auch ihre Kollegin von
früher mit — die Dame, die ihr immer die Liebhaber ausspannen wollte...«
»Und das ist natürlich Tracy
Dunbar«, sagte ich. »Rundherum hübsch verpackt in einem guten alten Korsett!«
»Ja. Nun...« Er sah mich einen
Moment unsicher an. »Es ist Tracy Dunbar, richtig. Für den Anfang haben wir
also eine Show in der Show, lassen ein paar Proben abrollen und so.« Er
klatschte sich vernehmlich gegen die Stirn. »Beinahe hätte ich den wichtigsten
Teil vergessen. Der Star von damals hat eine wunderschöne Tochter, der aber an
einer Karriere im Showbusiness gar nichts liegt. Sie will Krankenschwester
werden, nach Tasmanien oder sonstwohin gehen und ihr
Leben den Eingeborenen widmen. Aber sie spürt, daß sie ihre Mutter erst
verlassen kann, wenn die Premiere ein Erfolg geworden ist.«
»Und weiter?« fragte ich, immer
noch mit großen Augen und sehr erwartungsvoll.
»Damit kämen wir also zum Abend
der Premiere«, sagte er. »Da — aber erst darf ich Ihnen noch ein Gläschen
holen, ja?«
»Meinetwegen«, sagte ich. »Das
Zitronenzeug ist wirklich sehr erfrischend.«
Bert galoppierte eilends zur
Bar, und dadurch gewann ich Zeit, mich nach den anderen umzuschauen. Egan Egan war verschwunden, und
ich hoffte, er war hinaufgegangen, um sich selber dafür zu strafen, daß er so
frech zu mir gewesen war. Nina Farr und Alex Blount füllten gemeinsam einen
Sessel aus, und damit überraschten sie mich, denn ich sagte mir, wenn sie nicht
schon alt genug waren, es besser zu wissen, dann aber doch, um diskreter zu
sein. Aber dann sah ich, daß Tracy Dunbar und Walter Tomsic es in einem
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