Die Satansbraut
bemerkte er das nicht. Er stand auf, streckte sich und begann sich auszuziehen.
Diesmal war sie fest entschlossen, ihn dabei nicht zu beobachten. »Was hast du gemacht?« fragte sie statt dessen. »Es ist schon sehr spät.«
»Ach, alles mögliche.«
»Du hast wohl eine aus deiner Legion von Frauen beglückt?«
»Legion? Nein, es ist nur ein kleines Bataillon. Du scheinst meine männliche Kraft und Leistungsfähigkeit gewaltig zu überschätzen.«
»Du machst dich über mich lustig, und das geht mir gegen den Strich. Ansonsten aber kannst du von mir aus hundert oder auch fünfhundert Freundinnen haben. Es ist mir völlig egal.«
»Bist du ganz sicher, Sophie? Du hast heute nur zwei von ihnen gesehen, und deine Wut war äußerst reizvoll.«
Sie sah ihn an. Er stand splitternackt auf der anderen Seite des Bettes, groß und schlank und wirklich gut gebaut, wie sie zugeben mußte. Ihr Blick schweifte verstohlen zur Tür.
»Nein, keine Rennen auf dem Korridor mehr. Ich lege Wert darauf, der einzige Mann zu sein, der dich im Evaskostüm zu sehen bekommt.«
»Es war schrecklich peinlich. Ich konnte deinem Bruder heute kaum in die Augen schauen.«
»Das glaube ich dir gern. Aber vielleicht ist Douglas wahnsinnig kurzsichtig. Was hältst du davon, wenn wir jetzt die Atmosphäre etwas bereinigen? Ich weiß, daß du mich schon den ganzen Abend über ohrfeigen wolltest. Bitte tu dir keinen Zwang an, es zumindest verbal in die Tat umzusetzen, deinem verständlichen weiblichen Zorn Ausdruck zu verleihen.«
»Das würde dir so passen! Du würdest es doch ungeheuer genießen, wenn ich mich wie ein zänkisches Marktweib aufführen würde, weil es dir ein Gefühl deiner eigenen Wichtigkeit gäbe. Männer lieben es, wenn Frauen um sie kämpfen, sie lieben es, im Mittelpunkt zu stehen. Nun, laß dir eines sagen, Ryder Sherbrooke — es hat mich nicht berührt, absolut nicht, nicht im geringsten. Und wütend war ich nur wegen deines Bruders. Es muß dem Grafen doch mehr als peinlich sein, wenn all diese Weibsbilder hier herumlungern, sich dir an den Hals werfen, dir irgendwelchen Blödsinn ins Ohr flüstern und dich küssen.«
»Tatsächlich? Das hört sich für mich etwas einstudiert an. Nicht schlecht, wohlverstanden, aber doch so, als hättest du diese kleine Rede mindestens ein dutzendmal geprobt.« Er kratzte sich am Bauch, und ihre Augen folgten jeder Bewegung seiner langen, schlanken Finger. Er war nicht allzu behaart, aber seine dichten hellbraunen Schamhaare ... Es gelang ihr, ihren Blick hastig wieder auf sein Gesicht zu richten. Ryder tat so, als hätte er nichts bemerkt, und sagte nur: »Ich soll dir also glauben, daß du mich nur beschimpft hast, um das Ansehen meines armen Bruders zu verteidigen?
Sophie erkannte, daß sie dabei war, sich selbst eine immer tiefere Grube zu schaufeln, und sie kniff die Lippen so fest zusammen, daß es schmerzte, um keine weiteren unbedachten Äußerungen von sich zu geben.
»Es freut mich, daß du dich inzwischen wieder unter Kontrolle hast. Wenn du aber weiter kneifen willst, liebe Frau, tu dir bitte keinen Zwang an.«
»Ach, geh doch zum Teufel!« entfuhr es ihr trotz des festen Vorsatzes, ihren Mund zu halten.
Ryder hob die Arme und streckte sich. Er wußte genau, daß sie ihn wieder anstarrte, und bekam ganz automatisch eine Erektion. Erst nach einer ganzen Weile wurde ihr bewußt, was sie da machte, und sie schaute zu den Fenstern hinüber.
»Du hast Sara und Tess ganz schön erschreckt«, goß er etwas neues Öl ins Feuer. »Sie wollten mir einfach nicht glauben, daß ich mich über eine eifersüchtige Frau freue.«
Mit größter Willenskraft gelang es ihr, diesen Köder nicht zu schlucken.
Lächelnd schlug er die Decken zurück und stieg ins Bett. Sie wußte genau, daß dies die letzte Möglichkeit war, wegzurennen.
»Tu's nicht, Sophie.«
»Was, du verfluchter Herumtreiber?«
»Versuch nicht wieder wegzurennen. Ich habe die Tür abgeschlossen.«
Das war lächerlich, und sie wußten es beide. Langsam drehte sie sich nach ihm um. »Ryder«, sagte sie, »ich will nicht, daß du mich wieder dazu zwingst. Bitte erspar mir diese Demütigung.«
»Leg dich hin, Sophie. Auf den Rücken.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Leg dich hin. Wenn du nett zu mir bist, werde ich dir eine Geschichte erzählen. Würde dir das gefallen?«
»Nein«, knurrte sie, legte sich aber hin.
»Gut.« Er beugte sich über sie, betrachtete ihr Gesicht, das er so schön fand, und strich mit
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