Die Satansbraut
endgültig auflöste und ihre Haare lose über den Rücken fielen. »O nein!« murmelte sie fassungslos. »Das kann ich doch nicht wirklich gesagt haben ...« Sie raffte erneut ihre Röcke und rannte in den Park zu den griechischen Statuen. Ryder blickte ihr nach und überlegte, ob sie jene nackten Marmorstatuen schon gesehen haben mochte. Er mußte sie unbedingt danach fragen. Unwillkürlich malte er sich Liebesspiele mit ihr aus, unter einer betrüblich schlechten Darstellung von Zeus als Schwan, der Leda verführt.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Tess zu, die in ungläubigem Staunen Sophie nachstarrte. Von einem Ohr zum anderen grinsend, erklärte er: »Sie ist meine Frau. Ihr Name ist Sophie Sherbrooke, und sie ist sehr besitzergreifend, was mich betrifft. Am besten kommst du ihr nicht zu nahe.«
»Deine was?«
Ryder verspürte eine leichte Verstimmung. War seine Heirat ein solcher Schock für alle, die ihn kannten, ein solches Ding der Unmöglichkeit?
»Meine Frau, verdammt nochmal! Und nachdem ich jetzt ein verheirateter Mann bin, Tess, kann ich mich nicht mehr mit dir treffen.« Er lächelte ihr zu. »Du und ich, wir haben viele schöne Stunden zusammen verlebt, aber das muß jetzt aufhören. Glaubst du, daß es dir gefallen könnte, in naher Zukunft zu heiraten?«
Sie starrte ihn immer noch ungläubig an, so als hätte er plötzlich zwei Köpfe. »Aber du liebst Frauen ... Bea sagt, du bräuchtest viele Frauen, und ...«
»Ist Bea eigentlich eure Mutter Oberin? Lädt sie euch alle zum Tee ein, um euch gute Ratschläge zu geben? Nein, du brauchst darauf nicht zu antworten. Sophie ist meine Ehefrau. Wenn du dich mit dem Gedanken anfreunden könntest, ebenfalls in den heiligen Stand der Ehe zu treten, wüßte ich da einen sehr netten Mann in Southampton. Er ist Offizier auf einer Brigg und grundsolide. Außerdem sehr männlich, mit Armen so dick wie ein Eichenstamm.«
Tess sah ihn lange an, bevor sie sagte: »Ein Mädchen sollte vermutlich heiraten. Sara sagt immer, daß Ehemänner zwar rülpsen und schnarchen können, daß sie einem dafür aber lebenslang erhalten bleiben, weil sie keine andere Wahl haben. Wie heißt der Mann?«
Ryder sagte es ihr. Sie schien interessiert.
Er fühlte sich großartig, als er die Eingangshalle betrat. Schmunzelnd dachte er, daß er sehr viel darum gäbe, wenn er bei einer Teegesellschaft seiner Mätressen anwesend sein könnte.
Es war kurz vor Mitternacht. Ryder rieb sich die Augen und überflog noch einmal die Liste, die er während der langen Heimreise angefertigt hatte. Er war mit seinem Werk sehr zufrieden, lehnte sich zurück und schloß für kurze Zeit die Augen.
Sophie war schon zu Bett gegangen, aber er vermutete, daß sie immer noch wach war, weil sie befürchtete, daß er sie im Schlaf überrumpeln könnte wie in der vergangenen Nacht. Er beschloß, sie noch eine Weile zappeln zu lassen, um ihr zu beweisen, daß er genauso unberechenbar wie sie sein konnte. Über ihr Benehmen bei den Begegnungen mit seinen beiden Mätressen hatte er kein Wort verloren. Kein einziges Wort. Und wenn seine Augen verräterisch gefunkelt hatten, sobald er sie ansah — nun, dagegen war er machtlos. Er hatte sich größter Höflichkeit befleißigt, und sie hatte sich in immer größere Wut hineingesteigert. Ausnahmsweise war sie für ihn völlig durchsichtig gewesen, und so war er ihr einfach ausgewichen. Schließlich konnte er im Umgang mit Frauen auf eine lange, erfolgreiche Praxis zurückblicken. Und sogar Sophie konnte nicht immer verleugnen, daß sie eine Frau war. Seine gesprächige Familie war natürlich eine große Hilfe gewesen. Als Sophie dann erklärt hatte, daß sie zu Bett gehen wollte, hatte er nur genickt und ihr die Wange getätschelt. Ihre Miene war eine Mischung aus Wut und Verwirrung gewesen. Es war durchaus vielversprechend.
Er öffnete die Augen und fügte seiner Liste einen weiteren Namen hinzu. Joseph Beefly. Ein gräßlicher Familienname, gewiß, aber der Mann war nett und zuverlässig und ein sehr passabler Ehekandidat. Er hatte einen kleinen Bauch, doch dafür trank er nicht viel und mißhandelte Frauen nicht. Sein Atem stank nicht, und er badete häufig. Emily könnte gut zu ihm passen. Wie Sara richtig gesagt und Tess wiederholt hatte, war ein Ehemann schließlich nicht zu verachten, weil man die Garantie hatte, ihn ein Leben lang zu behalten. Ryder starrte nachdenklich in die flackernde Flamme der einzelnen Kerze neben seinem linken
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