Die Satansbraut
beschieden sein würde. Aber ein Ehemann war nun mal ein Ehemann, man hatte ihn bis zu seinem Tode, weil ihm gar nichts anderes übrigblieb. Und nun war sogar Ryder ein Ehemann. Es war einfach unglaublich, aber es schien ihm tatsächlich zu gefallen, obwohl seine Frau besitzergreifend war.
Im Moment runzelte er allerdings die Stirn.
»Du mußt ihr nachreiten, Ryder«, riet Sara ihm. »Sie ist wütend, weil sie uns zusammen gesehen hat, weil ich dich geküßt habe und du ... na ja.«
Ryder schmunzelte. Ihr schien es zu gefallen, daß seine Frau auf sie eifersüchtig war, und diese Eitelkeit amüsierte ihn. Vielleicht würde er eines Tages auch Sophie ein bißchen durchschauen und nicht mehr gezwungen sein, sich ständig den Kopf über ihre Reaktionen zu zerbrechen. Er beugte sich vor und küßte Sara auf die Wange. »Ich wünsche dir viel Glück mit deinem David, Sara. Leb wohl.«
Ryder ritt seiner Frau nicht nach. Es konnte ihr nur guttun, wenn sie ein wenig im Saft der Eifersucht schmorte. Er hatte jedenfalls nicht die Absicht, sich bei ihr wegen Sara oder wegen seiner anderen Geliebten zu entschuldigen. Was sie jetzt wohl tun mochte?
Pfeifend bohrte er seinem Hengst die Absätze in die Hanken und ritt nach Northcliffe Hall zurück.
KAPITEL 16
Sophie kehrte eine Stunde später nach Northcliffe Hall zurück. Sie hätte sich selbst ohrfeigen mögen und konnte einfach nicht verstehen, warum sie sich so aufgeführt hatte. Opal bekam einen großen Eimer Hafer, und nach einer kurzen Unterhaltung mit McCallum, dem Stallmeister, einem mürrischen, aber liebenswerten Mann, ging sie auf das Herrenhaus zu. Plötzlich blieb sie jedoch wie angewurzelt stehen und schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. Nein, das konnte nicht sein. Nicht schon wieder. Auf der Freitreppe stand eine junge Frau, eine bezaubernde junge Frau mit rabenschwarzem Haar, und Ryder stand eine Stufe höher. Ihre Hand lag auf seinem rechten Arm. Er sagte etwas, und sie nickte. Zum zweitenmal an diesem Tag knirschte Sophie mit den Zähnen, ihr Blut geriet in Wallung, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
»Du verdammter Lump!« kreischte sie, drohte ihrem Mann mit erhobener Faust, hob ihre Röcke an und rannte auf das Pärchen zu, völlig außerstande, ihren Füßen und Worten Einhalt zu gebieten. »Wie können Sie es wagen! Hände weg von meinem Mann! Wenn Sie versuchen, ihn zu küssen, breche ich Ihnen den Arm!«
Tess Stockley schrak zusammen und machte vorsichtshalber einen Schritt rückwärts. »Mein Gott, wer ist das, Ryder? Eine Irre? Ich verstehe nicht ... ist auch sie eine deiner Geliebten? Das ist sehr seltsam. Warum ist sie so wütend? Sie muß doch wissen, daß sie nur eine von vielen ist.«
Ryder gab keine Antwort. Er konnte seinen Blick nicht von Sophie wenden, die ihre Röcke gerafft hatte, um nicht beim Rennen behindert zu werden. Ihre Knöchel faszinierten ihn genauso wie ihr wutverzerrtes Gesicht. Dicke Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Knoten gelöst und flatterten wild um ihren Kopf herum. Ihr hübscher geborgter Reithut war in den Staub gefallen.
Eine Irre, in der Tat — seine Irre. Was für ein wunderbarer Zufall! Offenbar war ihm das Glück nun wieder hold. Er verschränkte die Arme auf der Brust, und sein Pulsschlag beschleunigte sich. Normalerweise kamen seine Geliebten nicht nach Northcliffe Hall, aber Tess hatte sich Sorgen gemacht, weil seine Heimkehr so lange auf sich warten ließ. Bea hatte ihr zwar gesagt, daß sie sich nicht zu grämen brauche, weil Ryder immer auf die Füße falle wie eine Katze, aber sie war trotzdem hergekommen und vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen, als sie ihn gesund und munter vorgefunden hatte. Sie war überglücklich gewesen, ihn wiederzusehen ... bis dieses seltsame Mädchen keifend angerannt kam.
Ryder grinste so breit, daß seine Kiefermuskeln weh taten. »Hallo, Sophie«, rief er. »Hast du Opal in den Stall gebracht und gefüttert? Möchtest du Tess irgend etwas sagen? Sie ist eine gute alte Freundin von mir, mußt du wissen. Willst du sie nicht wenigstens begrüßen? Wir haben uns gerade über Jamaika und Schiffsreisen unterhalten und ...«
»Du erbärmlicher Schuft! Noch eine? Wie viele Freundinnen hast du? Sind alle jung und schön? Allmächtiger, man sollte dich erschießen, aufknüpfen oder dir den Bauch aufschlitzen! Ich sollte eigentlich ...« Sie brach mitten im Satz ab, erbleichte und schüttelte so heftig den Kopf, daß der Knoten sich
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