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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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da?«
    »Nein. Offenbar verläßt sie ihre Männer immer, wenn sie schlafen, so daß sie beim Aufwachen allein sind. Jedenfalls hat David das gesagt. Es sind aber Sklavinnen da, die sich um die Männer kümmern, und keiner ihrer Liebhaber scheint sich an Sophies Gewohnheiten zu stören.«
    »Hast du diesem Lochridge geglaubt?«
    Emiles Stimme war ausdruckslos, aber er mied nach wie vor Ryders Blick. »Wie gesagt, es roch unverkennbar nach Sex. Und der Bursche war viel zu betrunken, um etwas einfach zu erfinden. Ich mag ihn nicht besonders, aber er hatte keinen Grund, mich zu belügen. Und die Hütte befindet sich auf Burgess' Land.«
    Ryder zerquetschte ein Moskito und murmelte nachdenklich: »Sie wird also achtzehn und beschließt plötzlich, mit den Konventionen zu brechen. Das ergibt für mich nicht viel Sinn, Emile. Bestimmt würde sie jetzt niemand mehr heiraten. Was glaubst du, warum sie angefangen hat herumzuhuren?«
    »Ich weiß es nicht. Sie war von jeher ein sehr willensstarkes Mädchen, auch lebhaft, wie schon gesagt, und sie will unbedingt ihren kleinen Bruder beschützen. Einer der Pflanzer hat sie einmal einen Satansbraten genannt, weil sie so wütend auf seinen Aufseher war, daß sie eine Kokosnuß auf seinem Schädel zerschmettert hat. Der Mann lag eine Woche im Bett. Er hatte Sophies Bruder irgendwie beleidigt. Das war vor etwa zwei Jahren. Damals hätte sie jeden Junggesellen auf der Insel heiraten können, weil allgemein bekannt war, daß sie eine große Mitgift bekommt. Ich habe immer wieder gehört, daß Frauen sich nicht soviel aus Sex machen wie wir Männer. Wie ist es da nur möglich, daß sie dafür alles aufgegeben hat, was Frauen im allgemeinen wollen, worauf ihre ganze Erziehung abzielt?«
    »Es gibt für alles einen Grund«, sagte Ryder, während er aufstand und sich streckte. »Gott sei Dank, es scheint ein bißchen abzukühlen.«
    Emile grinste ihm zu. »Ich habe gehört, daß Vater dem Koch aufgetragen hat, dir etwas Kühles zum Abendessen zu machen — vielleicht frischen Obstsalat und eisgekühlte Shrimps. Jedenfalls keine gebackenen Yamswurzeln oder heiße Fischpastete. Er möchte nicht, daß du uns hier verhungerst.«
    Ryder zerquetschte wieder ein Moskito. Er blickte über die in der Sonne flimmernden Zuckerrohrfelder hinweg zur blauen Karibik hinüber, die so wunderschön war, so ganz anders als das Meer, das er bisher gekannt hatte. »Wie gesagt, es gibt immer etwas, das Männer und Frauen veranlaßt, sich so zu verhalten, wie sie es tun. Soviel ich weiß, hat sie zur Zeit drei Liebhaber, und davor gab es vermutlich schon andere. Natürlich hat sie irgendein Motiv, und weißt du was, Emile? Ich glaube, ich werde mir einen Spaß daraus machen herauszufinden, warum dieser Satansbraten für so viele Männer die Beine breit macht.«
    »Es ist deprimierend«, seufzte Emile.
    Am Freitagabend glaubte Ryder tatsächlich, daß er sich vielleicht halbwegs an die drückende Hitze gewöhnen könnte, obwohl er nach wie vor manchmal bei jedem Atemzug innerlich zu verdorren schien. Er war am Nachmittag sogar geschwommen, allerdings nicht lange, weil er sich keinen Sonnenbrand holen wollte. Zu seiner großen Enttäuschung hatte es nach dem Zwischenfall in der ersten Nacht keine weiteren seltsamen Vorkommnisse mehr gegeben. Keinen brennenden Schwefel, keine in flatternde Gewänder gehüllte Gestalt, kein schreckliches Stöhnen, keine Pistolen, keine Pfeile.
    Es war überhaupt nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Er hatte Samuel Graysons »Haushälterin« kennengelernt, eine junge braune Frau namens Mary mit fröhlichen Augen, molligem Körper und warmem Lächeln. Sie lebte in Graysons Zimmer und arbeitete tagsüber im Haus. Auch Emile hatte eine solche »Haushälterin«, ein schmales Mädchen, das Coco hieß. Sie hielt in Ryders Gegenwart stets die Augen gesenkt, und er hörte nie ein Wort von ihr. Älter als fünfzehn konnte sie nicht sein. Emile beachtete sie überhaupt nicht — das tat er, wie Ryder vermutete, nur nachts, wenn er mit ihr ins Bett ging. Sie kümmerte sich um seine Kleidung, hielt sein Zimmer in Ordnung und war hundertprozentig gefügig. Ryder amüsierte sich über diesen Brauch, der auf Jamaika von allen Betroffenen als durchaus respektabel angesehen wurde, aber er fand ihn auch etwas abstoßend. Grayson hatte ihm natürlich ebenfalls eine Frau angeboten, aber Ryder hatte dankend abgelehnt — zum erstenmal in seinem Leben verzichtete er freiwillig auf Sex, weil ein

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