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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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offenen Türen ließen die frische Meeresbrise ungehindert ein, und zusätzlich schwenkten barfüßige kleine Jungen in weißen Hemden und weißen Hosen große Palmwedel.
    Ryder brachte Sophie schweigend zu ihrem Onkel zurück, und danach übernahm es Grayson, ihn mit allen anderen Pflanzern bekannt zu machen. Als Ryder einmal flüchtig zu ihr hinüberschaute, stand sie sehr steif da, während ihr Onkel mit gerunzelter Stirn auf sie einredete. Ob er ihr vielleicht Vorhaltungen wegen des übertriebenen Make-ups machte? Ryder hoffte es, bezweifelte es aber. Er selbst würde, wenn er ihr Onkel wäre, ihr Gesicht in einen Eimer Wasser tunken und es mit Kernseife tüchtig schrubben.
    Er tanzte mit den Töchtern sämtlicher Kaufleute von Montego Bay und sämtlicher Pflanzer im Umkreis von fünfzig Meilen, wurde umschmeichelt und mit Komplimenten überhäuft, ob es sich nun um seine auf Hochglanz polierten Stiefel oder um seine herrlichen blauen Augen handelte — von letzteren war eine Siebzehnjährige ganz hingerissen, die vor Aufregung ständig kicherte.
    Diese ganze Anhimmelei langweilte ihn so, daß er am liebsten laut gegähnt hätte. Außerdem schmerzten seine Füße. Er wollte sich irgendwo hinsetzen und sich mindestens eine Stunde nicht bewegen. Kurz vor Mitternacht gelang es ihm endlich, Grayson zu entkommen, der drei Pflanzer samt Frauen und heiratsfähigen Töchtern im Schlepptau hatte.
    Von der Veranda führten Steinstufen in einen schönen Garten hinab. Es duftete betörend nach Rosen, Hibiskus, Rhododendron und allen möglichen anderen prächtigen Blumen, die Ryder nicht kannte. Er atmete tief ein, betrat diesen märchenhaften Garten, entdeckte eine Steinbank und lehnte sich mit geschlossenen Augen an eine rosa Kassie.
    »Ich habe Sie hierhergehen sehen.«
    Er wäre vor Überraschung fast aufgesprungen. Sophie Stanton-Greville stand dicht vor ihm.
    »Ich wollte mich ein wenig ausruhen«, erwiderte er lässig. »Ich habe mich noch nicht an diese Hitze gewöhnt, und in diesem verfluchten Ballsaal wollte jedes Mädchen unbedingt tanzen.«
    »Ja, das ist bei Bällen allgemein üblich.«
    Sie hörte sich sehr kalt an, geradezu feindselig, so als sei er ihr denkbar unsympathisch. Aber warum war sie ihm dann in den Garten gefolgt? Das ergab keinen Sinn.
    Er machte es sich auf der Bank noch gemütlicher, streckte die Beine weit von sich, kreuzte sie an den Knöcheln und verschränkte die Arme vor der Brust. Noch nie hatte er sich, seit er erwachsen war, in Gegenwart einer Frau so flegelhaft benommen. Und die Kälte seiner Stimme konnte es mit der ihren durchaus aufnehmen, als er fragte: »Was wollen Sie von mir, Miss Stanton-Greville? Vielleicht einen weiteren Tanz, nachdem dies ja ein Ball ist, wie Sie soeben dezent betont haben?«
    Sie versteifte sich sichtlich, und er fragte sich wieder, warum zum Teufel sie überhaupt hier war. In die Dunkelheit starrend, murmelte sie schließlich: »Sie benehmen sich nicht wie die meisten anderen Männer, Mr. Sherbrooke.«
    »Ah, damit meinen Sie wohl, daß ich nicht mit hechelnder Zunge um Sie herumscharwenzele? Daß ich weder Ihren sehr roten Mund noch Ihre unbestreitbar reizvollen Brüste anstarre?«
    »Nein!«
    »Was ist es dann?«
    Sie wandte sich ab, und er sah, daß sie an den weichen Falten ihres Musselinkleides herumnestelte. Sie war sehr schlank, und er zweifelte nicht daran, daß sie eine Wespentaille hatte, obwohl das bei der neuesten Damenmode, die sich an Josephines Geschmack orientierte, schwer zu sagen war. Unwillkürlich beschäftigten sich seine Gedanken auch mit ihren Beinen und Hüften.
    Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie sich ihm wieder zuwandte. »Sie sind unverschämt, Sir. Bestimmt bedienen sich Gentlemen nicht einmal in England einer so drastischen Ausdrucksweise.«
    »Nicht einmal im Gespräch mit angemalten Flittchen?«
    Sie atmete tief, und er hätte schwören können, daß sie buchstäblich taumelte, wie von einem scharfen Hieb. Unwillkürlich hob sie die Hand und begann an der Puderschicht auf ihrer Wange zu reiben.
    Gleich darauf faßte sie sich aber wieder und ließ die Hand sinken. Sie bedachte ihn mit einem herausfordernd kühlen Lächeln. »Nein«, sagte sie ruhig, »nicht einmal im Gespräch mit angemalten Flittchen. Ich hatte gehört, daß Sie ein kultivierter und geistreicher Mann sind, aber auf das Gerede der Leute darf man sich eben nie verlassen. Sie sind ein ungehobelter Bauer.«
    Er erhob sich zu seiner vollen

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