Die Satansbraut
Bruder einmal gestanden hatte, daß er sogar seinen eigenen Namen vergesse, sobald er eine Frau in Besitz nehme, daß er vor Lust schlichtweg alles vergesse. Er errötete wieder, diesmal allerdings nicht so stark. Falls sie es trotzdem bemerkt haben sollte, gab sie jedenfalls keinen Kommentar ab, diese verdammte Frauensperson.
»Ihre Theorie hat durchaus etwas für sich«, sagte er. »Wie könnte man sich sonst erklären, daß Ihre vielen Männer offenbar ganz zufrieden sind, obwohl sie voneinander wissen.«
»Ist das eine Kapitulation, Mr. Sherbrooke?«
»Nein, ich konstatiere nur Tatsachen. Man muß schon sehr töricht sein, wenn man Tatsachen leugnet. Übrigens heiße ich Ryder. Ich finde es schrecklich, wenn Sie bei Ihrem ersten Orgasmus mit mir plötzlich >Mr. Sherbrooke < schreien würden.«
Sie sah kein bißchen verlegen aus, nur wütend und sarkastisch. Er lächelte ihr zu. »Sollen wir zu den Pferden zurückgehen? Wissen Sie eigentlich, ob Pferde einen Sonnenbrand bekommen können?«
Sie lachte fröhlich.
Am Spätnachmittag saß Sophie in ihrem Zimmer, wegen der drückenden Schwüle nur mit einem leichten Hemd bekleidet. Sie saß regungslos in einem Korbsessel vor der offenen Balkontür und starrte aufs Meer hinaus, mit dem Gefühl, eine totale Niederlage erlitten zu haben.
Sie würde mit Ryder Sherbrooke niemals fertig werden. Er war nicht wie all die anderen Männer, die sie kannte, die sie nach Belieben manipulieren und verführen konnte. Gewiß, sie hatte ihn in die Enge getrieben, aber nur, weil er noch nie einer Frau mit einem solch frechen Mundwerk begegnet war. Und mittlerweile gewöhnte er sich schon daran.
Was tun?
Sie wußte, daß ihr Onkel im Zimmer stand, obwohl sie das Öffnen der Tür nicht gehört hatte.
»Erzähl mir, was passiert ist.«
Ohne sich ihm zuzuwenden, berichtete sie mit tonloser Stimme: »Wir sind geritten. Ich habe ihm Penelope's Beach und eine der Höhlen gezeigt. Er ist zwar ein Mann, Onkel, aber er ist anders als die anderen. Er hat nicht versucht, mich zu küssen oder sonst etwas in dieser Richtung zu unternehmen, aber er hat ganz freimütig über sexuelle Dinge gesprochen.«
»Du wirst ihn verführen. Vielleicht schon morgen abend.«
Sie drehte sich jetzt doch nach ihm um. Er saß auf ihrem Bett, ans Kopfende gelehnt, das Gesicht vom Moskitonetz umrahmt, und in diesem Moment sah er gütig, freundlich und sanft aus, schien die Maske, die er der ganzen Welt präsentierte, mit seinem wahren Gesicht übereinzustimmen.
»Du verstehst nicht, Onkel. Er tut, was er tun will. Er wird mir sagen, wann er mit mir schlafen will, nicht umgekehrt. Wahrscheinlich könnte ich ihn nackt umkreisen, und er würde lächeln, eine unverschämte Bemerkung machen und einfach Weggehen, solange er nicht das Gefühl hat, die Situation und mich völlig unter Kontrolle zu haben. Er würde sich nicht einmal umdrehen, um meine Reaktion zu sehen.«
Theo Burgess runzelte die Stirn. Sie hatte recht. Er hatte sich morgens lange genug mit Ryder Sherbrooke unterhalten, um genau zu verstehen, was sie meinte. Und es störte ihn gewaltig.
»Also gut.« Er stand auf. »Wir werden ihn schon auf irgendeine Weise in die Hütte bringen.«
Sie schwieg. Ihr war plötzlich kalt, sehr kalt, und sie fühlte sich unendlich müde.
»Hat er seinen verletzten Arm erwähnt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er ist kein Dummkopf. Wahrscheinlich hat er Erkundigungen eingezogen, wer hier in der Gegend gut mit Pfeil und Bogen umgehen kann. Er spielt mit uns, aber du und ich, Sophie, du und ich sind die einzigen, die die Spielregeln kennen.«
Sie haßte diese Spielregeln. Es waren seine Regeln, nicht die ihren.
Noch an diesem Abend mußte sie Lord David klarmachen, daß sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie das anstellen sollte, denn er war jung und sehr von sich überzeugt, und er würde einfach nicht glauben können, daß jemand einen so wunderbaren Mann wie ihn nicht mehr begehrte.
Theo Burgess fand eine Lösung, und zum erstenmal seit sehr langer Zeit lachte Sophie herzhaft.
Es war sehr spät, als Sophie die Hütte erreichte. Davids Pferd war draußen angebunden. Als sie eintrat, prostete er ihr mit einem Rumpunsch zu. Offenbar war er aber noch nicht allzu betrunken. Das würde die Sache vermutlich einfacher machen.
Er sprang auf und wollte sie sofort umarmen, doch sie wehrte ihn mit beiden Händen ab und tänzelte lachend zurück. »Nein, David, zuerst
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