Die Satansbraut
müssen wir miteinander reden.«
»Reden?« wiederholte er erstaunt. »Was für seltsame Einfälle du plötzlich hast. Worüber sollen wir denn reden?«
»Ich muß dir etwas sagen. Es wäre unfair, dir die Wahrheit zu verschweigen, denn ich habe dich sehr gern, und ich will nicht, daß du krank oder vielleicht sogar verrückt wirst, was angeblich oft passiert.«
Lord David trank seinen Rumpunsch aus. »Das ist ein sehr merkwürdiges Gerede«, sagte er. »Was meinst du damit, Sophie?«
»Ich habe die Syphilis.«
Er wurde leichenblaß. »Nein!«
»Doch«, sagte sie mit leiser, trauriger Stimme. »Die Syphilis. Es besteht kein Zweifel mehr daran!«
»Verdammt, von mir hast du sie nicht bekommen!«
»O nein, bestimmt nicht, sonst müßte ich dich ja auch nicht warnen.«
»O Gott!« stöhnte er. »Und wenn du mich nun angesteckt hast?«
»Ich glaube nicht, daß das bisher möglich gewesen ist. Aber leider wäre es wohl unklug, wenn wir weiterhin ein Liebespaar blieben.«
Er sah sich in wilder Panik in der kleinen Hütte um, wo er in den vergangenen zwei Monaten ein ganzes Dutzend Nächte verbracht hatte. Dann betrachtete er Sophie und dachte an die seltsamen Phantasien und Traumfetzen, die ihm manchmal zu schaffen machten, wenn er nüchtern genug war, um einen halbwegs klaren Gedanken fassen zu können. Aber jetzt war alles völlig unwichtig geworden. O Gott, die Syphilis!
»Ich gehe jetzt, Sophie. Tut mir wirklich leid. Leb wohl.«
»Leb wohl, David. Mach dir keine Sorgen. Ich habe dich bestimmt noch nicht angesteckt.«
Sie beobachtete, wie er hastig nach seinem Hut griff, ihn aufstülpte, aus der Hütte rannte und davongaloppierte, so als wäre die große grüne Schlange hinter ihm her. In diesem Fall hatte Onkel Theo tatsächlich recht gehabt.
Sie fragte sich, ob er auch Davids Reaktion richtig einschätzte, sobald dieser sich beruhigt haben würde.
»Er wird keiner Menschenseele auch nur ein Sterbenswort sagen. Darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Nein, er hat viel zuviel Angst, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Wenn er feststellt, daß er sich nicht angesteckt hat, wird er die anderen Männer betrachten und insgeheim hämisch grinsen und ihnen das Schlimmste wünschen. Das entspricht seinem Charakter, das kannst du mir glauben.«
Sophie schätzte Lord David genauso ein wie ihr Onkel.
Bevor sie in dieser Nacht einschlief, fragte sie sich unwillkürlich, wie Ryder Sherbrooke wohl reagiert hätte, wenn sie ihm das Märchen von der Syphilis aufgetischt hätte. Wahrscheinlich hätte er versucht,, die Wahrheit an ihrem Gesicht abzulesen, und dann hätte er darauf bestanden, sie höchstpersönlich zu untersuchen.
Das würde jedenfalls seinem Charakter entsprechen.
KAPITEL 4
Emile erzählte Ryder nach seiner Rückkehr aus Montego Bay am späten Vormittag, daß Lord David Lochridge nicht mehr einer der Liebhaber Sophies war.
Ryder blinzelte. »Allmächtiger Himmel, sie hat sehr schnell reagiert. Erstaunlich, würde ich sagen, aber schwer zu glauben. Hast du mir nicht erzählt, daß er noch vor zwei Nächten in der Hütte war?«
Emile setzte sich grinsend. »Du glaubst also nicht, daß sie das ganze Strandgut deinetwegen beseitigt?«
Ryder dachte lange nach, bevor er sehr entschieden sagte: »Auf den ersten Blick könnte man versucht sein, das zu glauben. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie so direkt vorgehen würde. Sie kann, wenn es ihr angebracht scheint, durchaus subtil vorgehen, und — was noch wichtiger ist — sie ist keineswegs dumm. Sie mag vieles sein, aber dumm ist sie auf gar keinen Fall.«
»Vielleicht liegst du völlig falsch, Ryder, und sie will einfach mit dir ins Bett gehen. Vielleicht bewundert sie dich und begehrt dich, schlicht und einfach. Ohne Hintergedanken. Schließlich bist du kein häßlicher Gnom.«
»An Miss Stanton-Greville ist nichts Schlichtes oder Einfaches. So gern ich mir auch etwas auf meine Männlichkeit und unwiderstehliche Anziehungskraft einbilden würde, wäre ich ein kompletter Narr, wenn ich es täte. Nein, Emile, falls sie mich tatsächlich in die Schar ihrer Liebhaber aufnehmen möchte, hat sie dafür irgendeinen triftigen Grund.«
»Nun gut, aber warum sollte sie dann Lord David verstoßen?«
Ryder rieb sich das Kinn. »Vielleicht ist er einfach zu nichts mehr nütze.« Aber er erinnerte sich wider Willen daran, daß er ihr erklärt hatte, er würde nicht einer von vielen, sondern der einzige Mann in ihrem Bett sein. Er
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