Die Satansbraut
noch keiner anderen Frau gelungen, denn dieser Engländer mit den strahlend blauen Augen war mit allen Wassern gewaschen, zynisch und sehr selbstsicher. Aber sie hatte genau gewußt, was sie sagte, denn als sie Lord David zum erstenmal in die Hütte mitgenommen hatte, war er schon ziemlich betrunken gewesen. Er hatte sich hastig ausgezogen, weil er ihr zeigen wollte, daß sein Körper straff und muskulös war, viel attraktiver als der des alten Oliver Susson, und weil er hoffte, daß sie daraufhin allen anderen Männern den Laufpaß geben würde. Er hatte für sie posiert und ihr sogar den Rücken zugewandt und in gebückter Haltung seinen straffen Hintern präsentiert. Ihn hatte sie vor sich gesehen, als sie Ryder Sherbrooke so schamlos provozierte.
Ryder war wütend auf sich selbst, so wütend, daß er sich hätte ohrfeigen mögen. Sie hatte die Oberhand gewonnen, und das war unerträglich. Eine Frau, noch dazu eine verdammte Nutte, hatte ihn schachmatt gesetzt! Das konnte er sich einfach nicht gefallen lassen.
»Ich gehe gern Risiken ein, Sophie«, sagte er, als er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. »Einen Hai oder Piranha habe ich noch nie gefangen. Vielleicht habe ich jetzt einen Meerengel an der Angel, und weiß der Himmel, die sind köstlich.« Er lächelte ihr zu, aber sie hob nur die Brauen, und Ryder hätte schwören können, daß sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach. Nein, unmöglich, sie spielte nur wieder mit ihm, diesmal als Unschuld vom Lande.
Da, sie lachte! »Vielleicht sollte ich Ihnen eine Hahnenschwanzmuschel zeigen. Sie sind wunderschön, aber ziemlich gefährlich. Man kann sich an ihnen schneiden, wenn man am wenigsten damit rechnet. Und dann gibt es noch den Trompetenfisch, der den anderen Fischen viel zu laut ist, weshalb sie ihn meiden. Alles in allem ein ziemlich ungehobelter Kerl, finde ich.«
»Bei dieser Runde bin ich ausgesprochen im Nachteil«, sagte Ryder. »Sie könnten zweifellos endlos so weitermachen, während meine Kenntnisse der Meerestiere bereits erschöpft ist.«
»Wie schon gesagt, es ist unklug, den Angelhaken auszuwerfen ...«
»Ja, ich weiß, und ich möchte auch keinen zarten Mund verletzten. Aber manche Fische haben ganz schön zähe Mäuler und sind auch ansonsten sehr zäh. Ich glaube kaum, daß sie gut schmecken. Vielleicht sind sie sogar giftig. Jedenfalls bestimmt nicht süß und saftig.«
»Ihre Vergleiche sind ziemlich weit hergeholt. Kommen Sie, galoppieren wir am Strand entlang. Hinter der Biegung dort vorne gibt es in den Felsen einige interessante Höhlen.«
Er folgte ihr, froh über die Meeresbrise, die ihn abkühlte. Sein Ärger galt nicht ihr, sondern sich selbst. Sie war, was sie war. Das Problem bestand nur darin, daß er nicht genau wußte, was sie nun eigentlich war.
Sie stieg ab, schüttelte ihre Röcke zurecht und führte ihn einen schmalen Pfad empor, vorbei an gezackten Felsen, engen Spalten und verkrüppelten Büschen. Sie keuchten beide vor Hitze, als Sophie schließlich stehenblieb und auf eine schmale Öffnung im Hügel vor ihnen deutete. Ryder machte einige Schritte in die Dunkelheit hinein, kam aber gleich wieder heraus. »Es gibt hier also tatsächlich Höhlen. Haben Sie diese hier bereits erforscht?«
»Ja, sie ist tief und scheint keinen zweiten Ausgang zu haben. Jedenfalls konnte ich keinen finden.«
»Haben Sie dort Vorräte gelagert?«
»Was meinen Sie damit?«
»Nun ja, Decken, vielleicht auch ein Laken, ein- zwei Flaschen Rum, all sowas. Champagner, um eine erfolgreiche Vereinigung zu feiern ...«
»Verstehe. Sie möchten wissen, ob ich gelegentlich mit anderen Männern herkomme.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Nein, bisher hatte ich hier noch nie ein Rendezvous, aber vielleicht ist es gar keine schlechte Idee. Wie schon gesagt, es ist durchaus möglich, daß die Hütte ausgerechnet jetzt belegt ist. Eine Alternative zu haben, wäre ganz hübsch, finden Sie nicht auch?«
»Wenn Sie mich fragen, würde sich nur ein Verrückter in einer kalten, feuchten Höhle vergnügen, auch wenn seine Gespielin noch so phantastisch sein mag.«
»Im Gegenteil. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Herren der Schöpfung sich zumindest in einer Hinsicht nicht voneinander unterscheiden — sie neigen allesamt dazu, sich völlig zu vergessen. Sie könnten auf dem Mond sein und würden es als unwichtig abtun, wenn sie anderweitig beschäftigt sind.«
Ryder erinnerte sich plötzlich daran, daß er seinem
Weitere Kostenlose Bücher