Die Satansbraut
Rücken zukehrte, holte er rasch ein Tütchen aus seiner Tasche, schüttete das Pulver in ihr Glas und rührte mit dem Finger um.
»Es ist ein gelber Pouibaum, nur ist er noch sehr klein.«
Sie winkte ihn zu sich heran. »Siehst du, die Blüten wachsen in Büscheln. Sie sind sehr zart und werden schnell verblüht sein, vielleicht schon in einer Woche.«
Er bewunderte den gelben Baum.
Als er sich wieder umdrehte, hatte sie ihr Glas schon in der Hand. Offenbar wollte sie kein Risiko eingehen. Wie er Emile versichert hatte, war sie alles andere als dumm.
Auch er griff nach seinem Glas und prostete ihr zu. »Auf unseren Abend. Du hast mir große Lust beschert. Ich hoffe, daß wir sehr bald wieder in der Hütte sein werden.«
»Ja.« Sie stieß mit ihm an, nippte an ihrem Punsch, fand ihn besonders köstlich und trank einen großen Schluck.
»Trink aus, Sophie, und wenn es dir recht ist, schlendern wir dann noch ein bißchen herum.«
Er goß seinen Rumpunsch auf die Erde, während sie ihr Glas bis auf den letzten Tropfen leerte.
»Du hast schöne Brüste«, sagte Ryder, »aber das habe ich dir ja schon gesagt. Letzte Nacht sind sie mir aber sogar noch größer vorgekommen. Ist das nicht komisch? Wahrscheinlich hat meine Lust, mein unglaubliches Verlangen nach dir mir etwas vorgegaukelt.«
»Vielleicht.«
»Warum sagst du vielleicht?«
»Du hattest ein bißchen zuviel getrunken, aber es schien dir so gut zu schmecken, daß ich es nicht übers Herz brachte, dich darauf hinzuweisen.«
»Das war sehr nett von dir.«
Sie lief einfach weiter. Warum brach er nicht endlich zusammen? Er hatte zwei Glas geleert, und Onkel Theo hatte das Zeug heute stärker gemacht. Aber der Kerl zwitscherte so vergnügt wie ein Eichelhäher, und sein Gang war leicht und elastisch.
Sie haßte ihn und sich selbst. Wenn Jeremy nicht wäre, würde sie ... sie wußte nicht genau, was sie dann tun würde.
Ryder blieb plötzlich stehen. »Ich möchte dich küssen, Sophie. Seltsam, aber ich kann mich gar nicht daran erinnern, dich vergangene Nacht geküßt zu haben, nur ganz am Anfang, bevor du dich vor mir ausgezogen hast. Dabei küsse ich so gern. Warum haben wir uns nicht geküßt, Sophie?«
»Du wolltest mich möglichst schnell in Besitz nehmen. Wahnsinniges Verlangen, wie du selbst gesagt hast. Da blieb zum Küssen keine Zeit.«
»Aber jetzt haben wir Zeit.« Er küßte sie, und sie ließ ihn gewähren, brachte es aber einfach nicht über sich, seinen Kuß zu erwidern. Sie war eine Betrügerin, und sie fürchtete sich vor diesem Mann.
Es entging Ryder natürlich nicht, daß sie nicht reagierte, daß sie seinen Kuß nur duldete, und das ärgerte ihn, aber er hatte im Grunde nichts anderes erwartet, und sein Ärger verflog rasch.
Er schob sie ein wenig von sich weg, ohne sie loszulassen. »Wie fühlen Sie sich, Miss Stanton-Greville?«
Sie blickte zu ihm auf. »Warum plötzlich so formell, Ryder? Du bist jetzt schließlich mein Liebhaber, und du bist der einzige, und du willst doch auch mein Geliebter bleiben, oder?«
»O ja. Du bist märchenhaft. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich immer noch, wie du mich in den Mund genommen hast, fühle deine Zunge, deine Wärme. Ja, du hast mir große Lust beschert. Sag, Sophie, gibt es etwas, das ich dir schenken könnte? Was hättest du gern? Ich wollte dir irgendein Schmuckstück mitbringen, aber ich hatte keine Zeit, nach Montego Bay zu reiten. Was möchtest du haben, mein Liebling?«
Ja, dachte sie voller Bitterkeit, natürlich muß man eine Hure bezahlen. Sie wünschte, sie könnte ihn zu Dahlia schicken, die das Geschenk wenigstens verdient hätte. Aber das ging ja nicht.
»Nun«, sagte sie gedehnt, mit betörendem Lächeln, »es gibt etwas, worüber ich mich vielleicht freuen würde.«
»Ja? Sag es mir, was es ist, und es gehört dir. Vielleicht ein Ring? Ein Diamant oder Rubin? Natürlich möchte ich dich heute nacht wieder haben.«
Sie konnte es ihm nicht mehr sagen. Sie seufzte leise und sank bewußtlos an seine Brust.
Verdammt, dachte Ryder, während er sie auffing, das ist ja viel schneller gegangen, als ich gedacht habe. Er legte sie sanft zwischen Jasminbüsche, wo sie nicht zu sehen war, und salutierte ironisch.
Während er rasch zur Veranda zurückging, schwor er sich: jetzt bist du an der Reihe, lieber Onkel Theo, und ich vermute, daß ich bei dir leichtes Spiel haben werde, du alter Dreckskerl.
Und Theo Burgess bereitete ihm tatsächlich keine große Mühe. Nur ein
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