Die Satansbraut
alter Sklave sah Ryder, als er den bewußtlosen Mann, wie einen Sack geschultert, ins Bett trug.
Sophie wachte langsam auf. Sie fühlte sich leicht benommen, konnte keinen klaren Gedanken fassen, glaubte fast zu schweben. Es war heller Morgen, und die Sonne schien durchs Fenster.
Aber das war doch gar nicht möglich. Die Morgensonne schien nicht in ihr Zimmer.
Sie setzte sich mühsam im Bett auf, schüttelte den Kopf und wunderte sich über ihren Zustand. Schließlich konnte sie nicht betrunken sein, auch wenn sie sich so fühlte.
Sie schwang ihre Beine aus dem Bett, stellte fest, daß das nicht ihr Bett war, und stellte im nächsten Moment fest, daß sie völlig nackt war.
Sie schrie auf und sah sich erschrocken in dem Raum um. Sie war in der Hütte, ganz allein. Absurderweise hüllte sie sich trotzdem in das Laken, saß dann einfach da und starrte die Wand an. Was war nur geschehen?
Natürlich — Ryder Sherbrooke! Irgendwie hatte er herausgefunden, was sie und Onkel Theo ihm angetan hatten, und er hatte sich gerächt.
Sie fragte sich, ob er sie wohl genommen hatte, so wie Dahlia ihn in der Nacht zuvor genommen hatte. Wie sollte sie das wissen? Sie stand langsam auf und ließ das Laken fallen. Es war warm im Zimmer, aber sie schwitzte nicht nur von der Hitze, sondern auch vor Angst.
Was hatte er mit ihr gemacht? Sie blickte an sich hinab und stellte fest, daß sie völlig unverändert aussah. Onkel Theo hatte vor langer Zeit versichert, daß sie eine Jungfrau bleiben würde. Aber woher konnte jemand wissen, ob ein Mädchen noch Jungfrau war oder nicht? Sie hatte ihn damals nicht gefragt und wußte es bis heute nicht.
Was sollte sie nur tun?
Sophie sah, daß ihre Kleidungsstücke ordentlich über einer Stuhllehne hingen. Es waren die Sachen, die sie vergangenen Abend getragen hatte. Ryder halte sie hierher in die Hütte gebracht und ausgezogen. Das war allein schon schlimm genug, aber sie mußte wissen, ob er ihr sonst noch etwas angetan hatte. Sie mußte auch herausfinden, was er wußte. Sie dachte an Onkel Theo und erbleichte. Dann begriff sie jedoch, was passiert sein mußte. Ryder hatte zuerst sie und dann Onkel Theo betäubt. Er hatte es ihnen beiden heimgezahlt.
Sie zog sich rasch an, kämmte ihre Haare und band sie im Nacken mit demselben Band wie am Vorabend zusammen. Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Sah sie irgendwie verändert aus? Konnte man am Aussehen erkennen, daß man keine Jungfrau mehr war?
Sie sah sehr blaß aus, aber das war das einzige, was ihr auffiel. Sie mußte es wissen. Eiligen Schrittes begab sie sich nach Camille Hall.
Onkel Theo war nirgends zu sehen, und ein Sklave sagte ihr, der Herr sei noch nicht heruntergekommen.
Es war ja auch erst sieben Uhr morgens. Aber sie konnte einfach nicht warten und ließ deshalb Opal satteln.
KAPITEL 6
Ryder saß allein auf der vorderen Veranda und trank Kaffee. Es war noch sehr früh, aber er wußte intuitiv, daß sie bald kommen würde. Sie würde wissen wollen, was er ihr angetan hatte, und er konnte es kaum erwarten, ihr das zu erzählen.
Als er Opal die Auffahrt entlanggaloppieren sah, lächelte er erwartungsvoll, lehnte sich zurück und beobachtete ihren wilden Ritt.
Sophie stieg ab und band ihre Stute an einen der schwarz gestrichenen Eisenpfosten. Sie zitterte wie Espenlaub, bemerkte es, wischte ihre Hände am Rock ab, straffte ihre Schultern und zwang sich zu einem aufrechten Gang.
Auf der Veranda blieb sie vor ihm stehen und blickte wortlos auf ihn herab. Erwartungsgemäß stand er nicht auf, wie es sich für einen Herrn in Gegenwart einer Dame eigentlich gehörte. Aber schließlich war sie auch alles andere als eine Dame.
Ryder lächelte sie an, und es war ein sehr boshaftes, hämisches Grinsen. »Guten Morgen, Sophie. Du hast dich nicht umgezogen, wie ich sehe. Konntest du es nicht erwarten, mich wiederzusehen? Möchtest du vielleicht frühstücken? Eine Tasse Kaffee? Du mußt doch bei Kräften bleiben, besonders nach den Anstrengungen der letzten Nacht.«
Er wollte mit ihr spielen. Nun gut, sie war im Umgang mit Männern kein unerfahrenes Ding. Während des letzten Jahres hatte sie sehr viel über die wunderlichen Vorstellungen der Männer gelernt, über ihre Launen und Eitelkeiten, über ihr zwanghaftes Bedürfnis zu dominieren, zu herrschen. Sie warf lächelnd den Kopf zurück.
»Eine Tasse Kaffe wäre nicht schlecht, danke.«
»Setz dich.«
Während er den Kaffee holte, überlegte sie fieberhaft, wie sie
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