Die Satansbraut
meinem persönlichen Schutz, und ich werde demnächst die Vormundschaft für die beiden beantragen. Oliver Susson wird die Angelegenheit regeln.«
»Ah, jetzt wird mir alles klar.«
»Tatsächlich? Hätten Sie vielleicht die Güte, mir das zu erklären?«
»Sie ist, wie ich vorhin schon andeutete, Ihre Geliebte.«
Ryders Stimme klang plötzlich so wie die seines Vaters, wenn dieser die Unverschämtheiten irgendeines Individuums satt gehabt hatte und es loswerden wollte: »Vielleicht wird sie es eines Tages sein. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit ihr schlafen und sie behalten möchte. Aber ich fühle mich für Jeremy verantwortlich, und sie gehört nun einmal zu ihm. Er ist Burgess' Erbe, und seine Interessen müssen vertreten werden. Ich wüßte nicht, wer das tun sollte, wenn nicht ich. Nun, Cole, haben Sie noch etwas zu sagen? Nein? Vielleicht sollten Sie Thomas vorladen. Ihr außerordentliches Geschick bei Verhören und Ihr imposantes Auftreten werden ihn vielleicht dazu bewegen, die Wahrheit zu gestehen.« Ryder stand auf und wartete darauf, daß Cole sich mühsam erheben würde, was dieser auch notgedrungen tat.
»Ich finde bestimmt weitere Beweise für ihre Schuld.«
»Weitere, Cole? Bisher haben Sie noch nicht einmal die Spur eines Beweises. Schnappen Sie Thomas, dann haben Sie Ihren Mörder. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden — ich muß mich um wichtige Angelegenheiten kümmern. Oh, möchten Sie vielleicht noch ein paar Rosinenbrötchen mitnehmen?«
Sophie rannte schnell die Treppe hinauf. Sie hatte Cole die Auffahrt entlangreiten sehen, und sie wollte unbedingt wissen, was er sagen würde. Er hatte nichts Unerwartetes von sich gegeben, und Ryder war wirklich glänzend mit ihm umgesprungen. Aber was Ryder gesagt hatte .. . Sie verspürte einen tiefen, einen sehr tiefen Schmerz, und zwar nicht in ihren Rippen oder in der Kehle.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit ihr schlafen und sie behalten möchte.
Er unterschied sich nicht von den anderen Männern. Wahrscheinlich würde er verlangen, daß sie Jeremys Schutz mit ihrem Körper bezahlte, und dann würde er ihrer überdrüssig werden, und damit würde die Sache erledigt sein. Aber wenigstens würde sie dann endlich frei sein. Sie und Jeremy würden friedlich in Camille Hall leben. Alles würde in Ordnung sein, und in anderthalb Jahren, sobald sie einundzwanzig war, würde sie sein Vormund sein können.
Sie schaffte es, ins Bett zu steigen und das Laken bis zum Kinn hochzuziehen, bevor Ryder auf der Schwelle stand und sie lange betrachtete, bevor er sagte: »Mr. Cole war sehr amüsant.«
»So? Wird er mich verhaften?«
»Du hörst dich noch immer wie ein Nebelhorn an. Nein, er wird dich nicht verhaften. Möglicherweise wird es Thomas sein, der am Galgen endet. Würde das nicht all unsere Probleme lösen?«
Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab und fragte sehr leise: »Warum war Coco gestern abend noch so spät auf? Du hast doch gesagt, daß sie es war, die mich gesehen hat.«
»Coco ist schwanger. Ihr war übel, und deshalb atmete sie auf dem Balkon die frische Nachtluft ein.«
»Oh.«
»Möchtest du hören, was jetzt geschehen wird?«
Sie wollte ihn anschreien, daß sie schon alles gehört habe, daß er den Mund halten und Weggehen solle, aber das ging nicht, und deshalb nickte sie stumm.
Er siebte sorgfältig, und wenn sie das Gespräch zwischen den beiden Männern nicht belauscht hätte, wäre ihr gar nicht aufgefallen, daß er manches verschwieg.
Ah, aber er ließ alles Belastende aus!
»Ich bin nicht deiner Ansicht«, sagte sie, als er fertig war.
»Worüber?«
»Ich möchte dein Angebot, unser Vormund zu werden, nicht annehmen. Ich bin fast zwanzig. Mr. Susson kann Jeremys Vormund sein, bis ich einundzwanzig werde, und dann werde ich die Vormundschaft übernehmen. Camille Hall gehört jetzt ihm. Ja, ich werde sein Vormund sein.«
»Nein.«
»Du bist kaum älter als ich. Wie könntest du dich da als mein Vormund aufspielen? Es ist absurd.«
»Ich bin fast sechsundzwanzig.«
»Ein wahrhaft biblisches Alter.«
Er grinste plötzlich. »Mein Bruder hätte sich über deine Bemerkung gefreut. Der Ärmste ist erst achtundzwanzig, und alle Sherbrookes haben ihn unablässig bedrängt zu heiraten und einen Erben zu zeugen.«
»Und was hat er gemacht?«
»Er hat geheiratet, kurz bevor wir den Brief von Samuel Grayson erhielten.«
»Nun, seine arme Frau tut mir sehr leid, wenn er sie nur als eine Art Zuchtstute
Weitere Kostenlose Bücher