Die Satansbraut
Ehrenmann zu sein, und das ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Er hat Jeremy beschützt. Ich habe dieses ganze Gerede jetzt aber wirklich satt. Jeremy, geh nach draußen. Ich komme sofort nach.«
»Aber, Sophie ...«
»Geh!«
Der Junge wich zurück, mit bleichem, angespanntem Gesicht.
Sie richtete die Pistole auf das linke Knie ihres Onkels. »Vielleicht«, sagte sie sehr leise und sehr drohend, »vielleicht ändere ich meine Meinung doch noch. Es wäre ganz schön zu wissen, daß du für den Rest deines Lebens herumhumpelst, ein Krüppel, ein nutzloser Krüppel.«
Theo Burgess kreischte: »Nein, Herrgott nochmal, nein!« Mit den Armen wild um sich schlagend, stürzte er auf sie zu.
Plötzlich krachte der Kandelaber zu Boden, und das Zimmer versank in Dunkelheit.
Sophies Finger drückte versehentlich auf den Abzug, ein Schuß löste sich und verursachte in dem kleinen Raum einen Höllenlärm. Sie hörte einen Schmerzensschrei. Jemand schlug gegen ihren Arm, aber es gelang ihr, die Pistole festzuhalten, und diesmal feuerte sie mit voller Absicht. Dann wurde sie von einem Schlag an der Schläfe getroffen und fiel zu Boden. Sie hörte Jeremy schreien und nahm einen beißenden Geruch wahr, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Mühsam öffnete sie die Augen, sah aber in der Dunkelheit nur ein seltsames orangefarbenes Licht. Und dazu die Geräusche — ein Zi-schen, Knistern und Prasseln. Die leichten Musselinvorhänge brannten lichterloh, und die Flammen griffen rasch auf alles andere über. Es wurde unerträglich heiß.
»Jeremy«, flüsterte sie, »du mußt wegrennen, bitte. Geh zu Ryder, er wird sich um dich kümmern. Du kannst ihm vertrauen.«
Sie glaubte am Rauch zu ersticken, während ihre Augen zufielen und ihr Kopf auf den Holzboden sank.
Sie kam mit rauher und brennender Kehle wieder zu sich. Irgend jemand hielt sie in den Armen, und Männerhände rieben ihr den Rücken, während sie hustete und keuchte. Sie hörte seine Stimme: »Es ist vorbei, Sophie. Jeremy ist in Sicherheit. Pssst, mach dir jetzt keine Sorgen und versuch nicht zu sprechen.«
Ryder! Seine Stimme, seine Hände auf ihrem Rücken. Sie lehnte sich an ihn und versuchte, nicht zu schlucken, weil ihre rauhe Kehle so weh tat.
»Wo ist Jeremy? Ist er wirklich wohlauf?«
»Sei still, dann werde ich dir alles erzählen. Wir sind hier in Camille Hall. Jeremy hatte es fast geschafft, dich allein aus dem Zimmer zu ziehen, als Emile und ich hier eintrafen. Das Feuer ist gelöscht, und es hat keinen allzu großen Schaden angerichtet. Nur das Arbeitszimmer ist fast zerstört, und die Veranda ist ein bißchen angesengt. Natürlich stinkt es im ganzen Haus erbärmlich nach Rauch. Und Onkel Theo ist mausetot.«
Es war sehr schmerzhaft, auch nur ein Wort hervorzubringen, aber sie brachte doch krächzend hervor: »Ich muß ihn getötet haben. Meine Derringer ging los, und ich hörte ihn schreien.«
»Nun, das hast du gut gemacht. Trotzdem werde ich dir, sobald du wieder halbwegs bei Kräften bist, den Hintern versohlen müssen. Wenn Coco nicht zufällig gesehen hätte, wie du barfuß die Auffahrt hinabgerannt bist, wärst du höchstwahrscheinlich ums Leben gekommen, und Jeremy ebenfalls, denn der Junge hätte dich bestimmt nicht allein gelassen.«
»Mr. Sherman Cole, der Richter, wird mich an den Galgen bringen.«
»Ich sehe beim besten Willen keinen Grund dafür.«
Sie versuchte sich aus seinen Armen zu lösen, aber er hielt sie fest.
»Doch, er wird alles daran setzen. Er wollte mein Liebhaber werden, aber weil Onkel Theo keinen Vorteil darin sah, durfte ich ihm eine Abfuhr erteilen. Er hat das sehr übelgenommen und mir gedroht. Onkel Theo fand das sehr amüsant und meinte, im Notfall würde er Cole schon zur Räson bringen. Er sagte aber auch, ich solle mit Cole gelegentlich flirten, damit er — falls Onkel Theo ihn doch einmal brauchen sollte — sofort angerannt käme, wenn ich ihm zulächelte.«
»Und das hast du nicht getan?«
»Nein, ich habe ihn geohrfeigt und ihm einen Tritt gegen das Schienbein versetzt, als er versucht hat, mich zu küssen. Er ist widerlich. Das ist jetzt etwa drei Monate her.«
»Ich verstehe. Nun, mein liebes Mädchen, dann muß wohl ich Theo Burgess erschossen haben, um dich und Jeremy zu retten. Aber warum? Schließlich war Burgess allgemein nur als liebevoller Onkel bekannt. Ich muß darüber nachdenken. Vielleicht gibt es irgendeine andere Lösung. Ja, laß mich in Ruhe darüber nachdenken.«
»Wo ist
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