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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Mädchen holen. Ich will es verhören.«
    Ryder faltete die Hände mit gespreizten Fingern und betrachtete über sie hinweg den Mann, der soeben vier Rosinenbrötchen verschlungen hatte. Der Kerl war nicht nur ein Schwein, sondern auch noch aufgeblasen, herablassend und außerordentlich lästig. Manieren gingen ihm völlig ab. Er hatte Krümel auf dem Jackett und am Kinn. Man sollte ihn eigentlich entkleiden und den Krokodilen in den Mangrove-Sümpfen zum Fraß vorwerfen, die mit ihm zweifellos mehrere Tage beschäftigt wären.
    »Das dürfte nicht möglich sein, Mr. Cole«, sagte Ryder milde. »Wissen Sie, Miss Stanton-Greville hat zuviel Rauch eingeatmet, und das Sprechen bereitet ihr große Schmerzen. Vielleicht wird es ihr in einigen Tagen besser gehen. Sie können dann ja noch einmal vorsprechen, wenn Sie wollen.«
    Mr. Cole runzelte die Stirn. Er war nicht daran gewöhnt, daß jemand sich seinen ausdrücklichen Wünschen widersetzte. Hier auf der Insel hatte er das Sagen; er vertrat nicht nur das Gesetz — er war sozusagen das Gesetz.
    »Ich will sie sehen«, beharrte er.
    »Nein.«
    »Sehen Sie mal, Sherbrooke ...«
    »Mister Sherbrooke, wenn ich bitten darf.«
    Sherman Cole war verblüfft und wurde von Minute zu Minute wütender. Aber er war kein Dummkopf. War Sophie Stanton-Greville bereits die Geliebte dieses Mannes? Hatte er sich deshalb in den Kopf gesetzt, sie zu beschützen? Cole spitzte den Mund und schwieg, weil er die Erfahrung gemacht hatte, daß Männer und Frauen ein längeres Schweigen nicht ertragen konnten und deshalb ins Reden kamen, wodurch sie ihm Informationen lieferten. Aber dieser junge Mann sagte kein Wort, lehnte sich zurück und besaß sogar die Unverschämtheit, gelangweilt auszusehen.
    Mr. Cole holte tief Luft, stellte fest, daß keine Rosinenbrötchen mehr da waren, und runzelte abermals die Stirn. Essen half ihm, seine Gedanken zu ordnen, das war schon in seiner Kindheit so gewesen. »Ich will sie«, sagte er störrisch.
    »Ein Jammer! Sie werden sich damit abfinden müssen, daß Sie sie nie haben werden.«
    »Das habe ich nicht gemeint! Mein lieber junger Mann, ich bin verheiratet, und meine Frau ist eine charmante Dame, wirklich sehr charmant. Ich meinte, daß ich mit ihr sprechen muß, und ich muß Ihnen sagen, Mr. Sherbrooke, daß ich sie im Verdacht habe, kaltblütig ihren Onkel ermordet und dann das Haus in Brand gesetzt zu haben.«
    »Eine bemerkenswerte Theorie. Darf ich fragen, wie Sie zu dieser unglaublichen Schlußfolgerung gekommen sind?«
    »Sie ist nicht, was sie zu sein scheint, oder, besser gesagt, sie ist genau das, was sie zu sein scheint, und nur ihr Onkel wollte das nicht sehen. Sie müssen doch auch gehört haben — vielleicht verfügen Sie sogar über Informationen aus erster Hand — daß sie eine Nutte ist, eine begehrte Nutte ohne jede Moral. Ich nehme an, daß ihr Onkel endlich die Wahrheit erkannte, und daß sie ihn umbrachte, weil er damit drohte, sie rauszuwerfen. Ja, so muß es gewesen sein.«
    Er warf Ryder einen strengen Blick zu und verkündete: »Ich bin hier, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.«
    Ryder lachte laut. »Ihre Theorie ist wirklich mehr als amüsant, Mr. Cole, aber Ihnen muß doch selbst klar sein, daß Sie nur Verleumdungen von sich geben.«
    »Ich habe einen Zeugen, Mr. Sherbrooke.«
    »Na sowas!«
    »Ja, Thomas, den Aufseher!«
    Ryder lachte wieder, noch herzhafter, noch amüsierter als zuvor.
    »Sir!«
    »Mr. Cole, Thomas ist ein Schurke, was auch Ihnen bekannt sein dürfte. Ich halte es nicht für allzu weise, einem Schurken als Zeugen Glauben zu schenken. Ich schlage Ihnen eine andere Theorie vor, die sich von der Ihren grundlegend unterscheidet, aber mindestens genauso einleuchtend ist. Thomas ist, wie gesagt, ein Gauner. Vermutlich hat Mr. Burgess herausgefunden, daß Thomas ihn betrog oder aber, daß er die Sklaven allzusehr mißhandelte, und er hat ihn gefeuert. Kurz gesagt — Thomas hat ihn umgebracht. Der glückliche Zufall wollte es, daß Miss Stanton-Greville und ihr Bruder sich gerade in Camille Hall aufhielten, und so gab sie für Thomas einen perfekten Sündenbock ab.«
    »Thomas ist ein Mann, und sie ist eine ...«
    »Nein, er ist ein nichtswürdiger Lump, grausam und hinterlistig wie eine Schlange.«
    »Das ist noch lange keine Entschuldigung für Miss Stanton-Greville. Sie ist doch nur eine ...«
    »An Ihrer Stelle würde ich kein Wort mehr sagen, Cole. Miss Stanton-Greville und ihr Bruder stehen unter

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