Die Satansbraut
hin, Ryder.«
Er tat, wie ihm geheißen, und kreuzte wie sie die Beine. »Du wirst mir jetzt zuhören, Sophie. Es mißfällt mir, wenn du in diesem Ton mit mir sprichst. Meine Haltung hatte mit männlichem Imponiergehabe überhaupt nichts zu tun. Ich bin einfach dagestanden.«
Sie konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken, während sie Sand durch ihre Finger rinnen ließ. Seine angeborene Arroganz war ihm tatsächlich nicht bewußt. Das Lachen verging ihr aber sofort, als er fortfuhr: »Es gibt keinen anderen Ausweg. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, habe gegrübelt und gegrübelt — eine Beschäftigung, die ich hasse. Ich habe mir aufgezählt, aus welchen Gründen es der reinste Wahnsinn, der Gipfel der Idiotie wäre, aber das alles hat nichts genützt. Folglich werde ich dich heiraten müssen.«
Sie starrte ihn fassungslos an. »Du bist verrückt!«
»Ja, aber trotzdem werde ich dich heiraten. Mir bleibt einfach keine andere Wahl. Du und Jeremy werdet an Bord eines Schiffes sein, das morgen früh nach England ausläuft. Du wirst mich heute abend heiraten. In England werdet ihr euch zu meiner Familie nach Northcliffe Hall begeben. Dort wird man sich gut um euch kümmern, bis ich selbst nach Hause komme.«
»Tust du das, weil du befürchtest, daß ich ein Kind von dir erwarten könnte?«
»Nein. Sherman Cole läßt morgen vormittag deinen Onkel ausgraben. Danach will er dich verhaften. Und er bietet Thomas sogar Geld an, damit der Kerl gegen dich aussagt. Deshalb wirst du mich heiraten, und Jeremy und du werdet schon weit entfernt sein, wenn Cole sich die fetten Hände reibt, weil er glaubt, dich endlich in seiner Gewalt zu haben. Nein, sag nichts. Du mußt Jamaika verlassen. Ah, möchtest du vielleicht wissen, was ich als Ehemann zu bieten habe? Keinen Titel, denn wie du ja weißt, bin ich der zweite Sohn. Aber ich glaube, daß ich sogar für dich reich genug sein müßte. Bei Gott, nachdem Kimberly Hall jetzt mir gehört, kann ich dir bestimmt bieten, was immer dein Herz begehrt.«
»Großartig. Mein Herz begehrt, daß ich Jeremys Vormund werde und alle Entscheidungen über seine Ausbildung und Erziehung zum Gentleman treffe.«
»Hör auf. Für solche Spielchen haben wir jetzt keine Zeit mehr. Wir werden heiraten. Sei still. Ich scherze nicht, was Coles Absichten betrifft.«
Sie sprang auf. »Ich kann es einfach nicht glauben. Bist du sicher? Aber ...« Sie verstummte, starrte auf ihn hinab, drehte sich um, raffte ihre Röcke und rannte den Strand entlang.
»Sophie, komm zurück! Verdammt, deine Füße!«
Sie rannte noch schneller. Und er Dummkopf machte sich Sorgen, weil ihre verdammten Füße noch nicht ganz verheilt waren! Er rannte ihr nach, und weil er stärker war, längere Beine hatte und nicht von Unterröcken und Röcken behindert wurde, holte er sie rasch ein, packte sie am Arm und riß sie zu sich herum. Dann zog er sie an sich und küßte sie.
Sie wehrte sich heftig, aber auch nachdem er ihren Mund freigab, ließ er sie nicht los. »Ziehst du den Henker einer Ehe mit mir vor?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Außerdem müßtest du vor dem Henker auch noch Coles Geifer ertragen, wenn er dich vergewaltigen würde.«
»Du brauchst nichts mehr zu sagen.«
»Gut, denn ich wurde allmählich etwas ungeduldig.«
»Das ist doch absurd. Ich bin völlig durchschnittlich, Ryder. Ich habe nichts Ungewöhnliches, nichts Geheimnisvolles an mir, nichts, was dich interessieren könnte, obwohl ich nicht ganz ungebildet bin, weil ich sehr viel gelesen habe. Aber ich weiß, daß Männer diese Beschäftigung bei Frauen für unnütz, ja mitunter sogar für schädlich halten. Glaub mir, ich bin ein Nichts, ein hinterwäldlerisches Geschöpf ohne Ansprüche auf irgend etwas. Warum fühlst du dich für mich verantwortlich? Es ist schließlich nicht deine Schuld, daß mein Onkel tot ist.«
»Halt den Mund.« Er küßte sie wieder, aber sie wehrte sich immer noch leidenschaftlich gegen ihn, und er wollte ihr nicht weh tun. Deshalb begnügte er sich damit, sie in seinen Armen zu halten. Er spürte ihre Wärme, spürte ihre Brüste an seinem Brustkorb und schloß für einen Augenblick die Augen.
»Hast du vergessen, wie sehr du mich verabscheust, Ryder? Du hältst mich für eine schreckliche Person. Du verachtest mich, weil du glaubst, daß ich eine Nutte bin. Warum willst du mich dann heiraten?«
Er blickte über ihre Schulter hinweg auf die gezackten schwarzen Felsen, die ins Meer ragten. »Ich muß es
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