Die Satansbraut
verläßt und gegen sie aussagt. Cole glaubt auch nicht, daß Thomas hierhergekommen ist und Ryder umbringen wollte. Und Ryders Behauptung, daß Burgess erstochen wurde, hält er ebenfalls für eine Lüge. Wie ich gehört habe, bezahlt er drei Männern sehr viel Geld, damit sie Burgess ausbuddeln und untersuchen. Anschließend will er Sophie sofort verhaften, vor Gericht stellen und an den Galgen bringen, alles innerhalb einer Woche. Er sagt, daß keiner von uns ihn daran hindern könne.«
»Das Ende ist also nahe«, kommentierte Emile. »Ganz gleichgültig, was ich von ihr halte — am Galgen möchte ich sie denn doch nicht baumeln sehen.«
Sein Vater schnaubte empört. »Du dummer blinder Hund! Nun, Ryder, bald werden Sie sich nur noch um Jeremy kümmern müssen.« Er wandte sich wieder seinem Sohn zu. »Du mußt morgen früh in Camille Hall sein, wenn Cole dort auftaucht. Wir müssen auf dem laufenden sein. Und jetzt geh und sag Sophie, daß sie in der Nähe des Hauses bleiben soll.«
Nachdem Emile den Salon verlassen hatte, fuhr Samuel fort: »Jetzt gibt es nur noch einen einzigen Ausweg, Ryder. Die Harbinger liegt derzeit im Hafen und soll mit der Morgenflut auslaufen. Sophie und Jeremy müssen mit diesem Schiff nach England reisen.«
»Ja«, stimmte Ryder zu. »Das müssen sie wohl.« Grinsend spreizte er die Hände. »Ich weiß, ich weiß. Ich kann sie nicht schutzlos nach England schicken. Ohne Geld, ohne einen Menschen, der sich um sie kümmern wird.«
»Sie selbst können Jamaika aber noch nicht verlassen.«
»Auch das weiß ich. Diese Vormundschaftsangelegenheit muß abgeschlossen werden, von Sherman Cole und diesem räudigen Hund Thomas einmal ganz zu schweigen.«
»Was wollen Sie also tun?«
»Allzu viele Möglichkeiten bleiben mir offenbar nicht mehr. Schaffen Sie den Vikar herbei, und ich werde sie heiraten. Während Cole drüben in Camille Hall herumbuddelt, werden Sophie und Jeremy schon auf hoher See sein. Und in England können sie sich geradewegs nach Northcliffe Hall begeben, wo sich meine Familie ihrer annehmen wird.«
»Und wenn Sie selbst nach England zurückkehren, Ryder?«
»Gemach, gemach, alter Junge! Sie haben ohnehin Ihren Kopf durchgesetzt und das Mädchen gerettet, mit mir als Werkzeug.«
»Sie wird Ihnen eine wunderbare Frau sein.«
Ryder verwünschte ihn und begab sich auf die Suche nach seiner Braut.
Ehe! Ein schrecklicher Gedanke, aber die Lage war hoffnungslos. Er dachte an seinen älteren Bruder, den Grafen, und hoffte von ganzem Herzen, daß dessen Ehe sich mittlerweile erfreulich entwickelt hatte, aber bei seiner Abreise aus England hatte er, ehrlich gesagt, schwere Bedenken gehabt, trotz Alexandras Beherztheit. Nur, weil er nach Jamaika gekommen war, würde auch er selbst ins Ehejoch gespannt werden. Und dabei war sein Leben bisher so unkompliziert verlaufen!
Er seufzte. Am besten brachte er die Sache schnell hinter sich. Er fand Sophie am Spätnachmittag am Strand. Ihre Stute Opal graste in der Nähe, und sie saß mit gekreuzten Beinen im Schatten eines Mandelbaums und starrte aufs Meer hinaus.
Er band sein Pferd an, schlenderte zu ihr hinüber, stemmte die Hände in die Hüften und sagte: »Ich bin nach Camille Hall geritten, wo man mir gesagt hat, daß du dort gewesen seist, um dich nach den Reparaturarbeiten im Haus zu erkundigen. Das hättest du nicht tun sollen. Dazu geht es dir noch nicht gut genug.«
»Blödsinn!« erwiderte sie, ohne aufzublicken.
Er bückte sich und zog den Rock ihres Reitkostüms hoch. »Und warum hast du dann keine Schuhe an?«
Sie schob den Rock wieder herunter. »Geh zum Teufel, Ryder! Camille Hall gehört jetzt Jeremy. Er ist noch dort. Ehrlich gesagt, wurde ich plötzlich müde und wollte mich hier etwas ausruhen. Was willst du von mir? Weitere Wahrheiten aus dem Munde der Inselhure hören?«
»Nein.«
»Was dann?«
Er betrachtete sie mit ausgesprochener Abneigung und sagte kopfschüttelnd: »Seit einer halben Stunde haben wir beide keine Wahl mehr. Du wirst jetzt mit mir nach Kimberly zurückreiten, denn für dich gibt es bis morgen früh noch sehr viel zu tun.«
»Was in aller Welt soll das heißen?« fragte sie mit einer kalten Gleichgültigkeit, die ihn in rasende Wut versetzte.
»Verdammt, schau mich an!«
Seufzend blickte sie auf. »Laß das Fluchen. Außerdem stehst du mit dem Rücken zur Sonne, so daß ich dein Gesicht kaum erkennen kann. Vergiß ausnahmsweise einmal dein männliches Imponiergehabe und setz dich
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