Die Satansbraut
dir Genuß bereiten, und du wirst in meinen Armen ihr abstoßendes Verhalten vergessen.«
Seine Hände glitten langsam über ihren Rücken, streichelten sie sanft, so als wäre sie ein Kind oder ein mißtrauisches Tier, das gezähmt werden mußte. Doch vor ihrem geistigen Auge tauchte plötzlich Lord David auf, und sie glaubte seine Hände auf ihrem Körper und seinen Mund auf ihren Lippen zu spüren. Und Oliver Susson und Charles Grammond und Dickey Mason, ein weiterer Mann, den ihr Onkel mit ihrer Hilfe ruiniert hatte. Es hatte noch zwei andere gegeben — einer war mittlerweile tot, der andere, ein Trunkenbold, hatte Jamaika in Schimpf und Schande verlassen müssen. Lieber Gott, es war einfach zuviel. Sie haßte es. Sie haßte sich selbst, und sie haßte Ryder, der sie zu dieser Heirat gezwungen hatte. Urplötzlich befreite sie sich aus seinen Armen, rannte auf den Balkon hinaus und drehte sich erst am Geländer wieder nach ihm um.
Er stand noch an derselben Stelle, mitten im Zimmer, und zog seinen Rock aus. Sie beobachtete fröstelnd, wie er die Krawatte abnahm und Weste und Hemd aufknöpfte. Dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen und zog seine Stiefel aus. Als er wieder aufstand und an den Hosenknöpfen herumnestelte, schrie sie: »Nein! Was machst du da? Hör auf!«
»Warum?« sagte er. »Das kann doch unmöglich dein Schamgefühl verletzten. Mein Gott, Weib, du hast mich doch schon nackt gesehen — und nicht nur nackt, sondern auch mit steifem Glied. Das alles ist für dich nichts Neues. Und hast du nicht auch die anderen Männer nackt gesehen?«
Sie starrte ihn wortlos an. Bald stand er völlig nackt da, mit erigiertem Glied, und streckte eine Hand aus. »Komm her, Sophie. Es ist an der Zeit, daß wir unser Eheleben beginnen.«
»Ich fühle mich nicht gut«, stammelte sie.
»Also gut«, sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr und ging auf sie zu.
Ihr Brautkleid vereitelte eine Flucht, denn sie verhedderte sich in den Röcken und trat auf den Saum, als sie Ryder auszuweichen versuchte. Unter dem linken Arm platzte eine Naht auf. Das hatte sie nicht gewollt. Sie hatte das wunderschöne Kleid nicht beschädigen wollen. Ryders ungeduldige Stimme ließ dieses Mißgeschick jedoch gleich wieder als Bagatelle erscheinen.
»Keine Kämpfe mehr, Sophie! Du bist jetzt meine Frau, wir haben nur diese eine Nacht, und ich möchte diese Ehe vollziehen.«
»Laß mich los!«
»O nein, ich werde dich jetzt entkleiden, Sophie, und du wirst dich nicht dagegen wehren. Du hast geschworen, mir zu gehorchen, und es wird Zeit, daß du diesen Schwur ernst nimmst.«
Sie warf den Kopf zurück und sah ihn mit funkelnden Augen an. »Du bist genauso herrschsüchtig wie mein Onkel, keinen Deut besser! Ich will frei sein, verstehst du das nicht? Ein Mann wird mit dem Geschmack der Freiheit auf der Zunge geboren, aber eine Frau hat so gut wie nie die Chance, wirklich frei zu sein. Ich wußte ja, daß es so kommen würde. Du bist auch nicht anders als alle anderen Männer. Ihr seid allesamt Tiere, selbstsüchtig und brutal!«
»Ich bin ganz anders als alle anderen. Ich bin dein Mann bis an mein Lebensende!«
Sie stand steif wie ein Brett da und ließ ihn nicht aus den Augen.
Ihn beschlich plötzlich die schlimme Befürchtung, daß sie ihn niemals begehren würde. Nein, das war einfach absurd. Das würde er nicht zulassen.
»Also gut«, seufzte er. »Setz dich. Unterhalten wir uns ein Weilchen.«
Die Erleichterung war ihrem Gesicht nur allzu deutlich anzusehen, während sie sich auf einen Stuhl fallen ließ.
»Nun, hast du weitere Weisheiten über die Unredlichkeit und Brutalität der Männer auf Lager?«
Nach längerem Schweigen sagte sie: »Wahrscheinlich ist es wirklich dumm von mir. Du hast mich ja schon genommen und dich an mir satt gesehen, und offenbar hast du mich nicht verletzt, denn ich habe am nächsten Morgen nichts gespürt. Aber damals wußte ich nicht, daß du mich betrachtetest. Ich wußte überhaupt nichts.« Sie blickte zu ihm auf. »Es ist sehr schwer, Ryder.«
»Ich werde es dir leichter machen. Du mußt mir nur vertrauen. Und nun zu deinen Äußerungen über die Freiheit. Ich werde dich nicht einsperren, Sophie, falls du glauben solltest, daß Männer so etwas mit ihren Ehefrauen tun. Meistens wirst du machen können, was du willst. Wenn du unter Freiheit allerdings verstehst, allein ans Ende der Welt zu segeln, so gibt es einleuchtende Gründe, die dagegen sprechen. Du bist als Frau nun einmal
Weitere Kostenlose Bücher