Die Satanswelt
ersten Male bequemte sich Adzel zu einer Erwiderung. »Das wäre der Gipfel der Lächerlichkeit, da ich nur auf meinem Recht der Aussageverweigerung beharre.«
Garver drückte auf einen Knopf. Unwillkürlich zuckte Adzel zusammen. »Ist etwas?« fragte einer der Assistenten freundlich.
»Ich habe eben einen starken elektrischen Schlag vom Boden her verspürt.«
»Du liebe Güte! Vielleicht ein falscher Kontakt. Oder die Einbildung hat dir einen Streich gespielt. Ich nehme an, daß du ziemlich müde bist. Sollen wir das Gespräch nicht beenden und uns allen ein wenig Ruhe gönnen?«
»Wissen Sie, daß Sie einen verhängnisvollen Fehler begehen?« fragte Adzel sanft. »Ich gebe zu, daß ich ein wenig verärgert über meinen Arbeitgeber war. Jetzt bin ich über Sie weit mehr verärgert. Ich werde unter keinen Umständen mit Ihnen zusammenarbeiten. Zum Glück bin ich es gewohnt, in fremder Umgebung zu leben. Und vielleicht gelingt es mir, durch Schmerz der Transzendenz näher zu kommen.« Er versenkte sich in die Lotosblatt-Stellung, die bei Vierfüßlern einen imposanten Anblick bot. »Verzeiht, ich muß jetzt meine Gebete sprechen.«
»Wo warst du am Abend des …«
»Om mani padme hum.«
Einer der Assistenten schaltete die Sprechanlage aus. »Ich weiß nicht, ob sich die Mühe lohnt, Chef«, sagte er.
»Er ist zäh«, knurrte Garver, »aber jedes Lebewesen hat seine Grenzen. Wir machen weiter, bis er sich geschlagen gibt – und wenn wir in Schichten arbeiten müssen.«
Kurz danach summte das Visifon. Mendez zeigte sich am Bildschirm. »Sir, wir haben eben einen Anruf von Serendipity erhalten.« Er schluckte. »Sie – sie lassen die Anklage fallen.«
»Was?« Garver sprang hoch. »Nein! Das dürfen sie nicht!« Mühsam rang er um Fassung. »Verbinden Sie mich!« befahl er schließlich tonlos.
Kim Yoon-Kun starrte ihm entgegen. Täuschte er sich, oder wirkte der Mann weniger gefaßt als sonst? Hinter ihm wurde van Rijn sichtbar. Garver preßte die Lippen zusammen. »Nun?« fragte er. »Was soll dieser Unfug?«
»Meine Partner und ich haben ein Gespräch mit diesem Herrn hier geführt«, begann Kim. Die Worte schienen ihm schlecht zu schmecken; er spie sie geradezu aus. »Wir kamen zu dem Schluß, daß alles ein entsetzlicher Irrtum war. Er muß sofort aufgeklärt werden.«
»Und die Toten – wollen Sie die etwa wiedererwecken?« spottete Garver. »Egal, mit welchem Versprechen er Sie gefangen hat, ich besitze Beweise dafür, daß ein Verbrechen begangen wurde. Und wenn Sie etwas zu verschleiern suchen, machen Sie sich mitschuldig.«
»Aber es war kein Verbrechen«, sagte Kim. »Lediglich ein Unfall.«
Garver starrte an ihm vorbei van Rijn in die Augen. Wenn der alte Bastard etwa zu grinsen versuchte …! Aber van Rijn lächelte nur und kaute an einer dicken Zigarre.
»Fangen wir von vorne an«, sagte Kim. »Meine Teilhaber und ich beabsichtigen seit einiger Zeit, die Firma aufzugeben. Da Serendipity jedoch eine echte Marktlücke füllt, wird es beim Verkauf um hohe Summen gehen. Dazu kommt noch, daß wir das Unternehmen nur an einen absolut neutralen Bewerber abgeben können. Sobald der leiseste Verdacht der Bevorzugung oder Unlauterkeit aufkommt, ist Serendipity erledigt. Leider sind wir fremd hier und haben kaum persönlichen Kontakt zur Geschäftswelt. So fühlen wir uns den Verhandlungen nicht gewachsen. Bürger van Rijn hat uns – großmütig seinen Rat angeboten.« Beinahe wäre Kim über das Adverb gestolpert. »Aber das mußte mit äußerster Diskretion geschehen, um seine Konkurrenten nicht zu falschen Schlüssen zu verleiten.«
»Sie – Sie verkaufen?« stammelte Garver. »An wen?«
»Das ist das Problem, Sir«, entgegnete Kim. »Es muß jemand sein, der nicht nur den hohen Betrag aufbringt, sondern obendrein über jeden Verdacht erhaben ist und das Unternehmen gut führen kann. Vielleicht ein Konsortium von Nichthumanoiden? Jedenfalls wird Bürger van Rijn unser Makler sein.«
»Zu einer saftigen Provision«, stöhnte Garver.
»Ja.« Kim verzog einen Moment lang schmerzlich das Gesicht. Dann fing er sich wieder und fuhr fort:
»Kapitän Falkayn kam als sein Vertreter zu uns. Um das Geheimnis zu wahren, verschwieg er sogar seinen langjährigen Partnern den Grund seines Besuches. Die Verlobung mit Bürgerin Beidaniel sollte als Vorwand dienen. Jetzt sehe ich ein, daß dieser Weg falsch war. Er weckte das Mißtrauen seiner Gefährten, und sie beschlossen, etwas zu unternehmen. Adzel
Weitere Kostenlose Bücher