Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
Transsexuellen-Bar in Belfast, war brechend voll, als Karl und Naomi zur Tür hereinkamen, über der ein Schild mit der Aufschrift hing: »Es macht nichts, wenn du klamm bist. Wir stopfen dir alle Löcher.«
Eine Frau in hautengem schwarzen Leder, die eine beunruhigende Ähnlichkeit mit Freddie Mercury hatte, sang zu einer nervtötend lauten Karaoke-Maschine. Schweiß troff aus jeder Pore ihres muskulösen Körpers, während sie schwankte und das Mikrofon aufreizend an der Innenseite ihrer Schenkel rieb. Der falsche Schnurrbart, den sie sich über die dicken Lippen geklebt hatte, war das Einzige, was echt an ihr aussah.
Mit ihr stand ein großer, kahlköpfiger Mann voller Tätowierungen auf der Bühne, der mit einer Miene, die zu gleichen Teilen Wut, Schmerz und Ekstase ausdrückte, Luftgitarre spielte.
»Naomi! Karl! Tüdel-di-dü! Hier drüben, Süße!«, ertönte eine Stimme aus einer dunklen Ecke am anderen Ende des Raums.
»Ivana!« Naomi lächelte und winkte ausgelassen. Karl hob deutlich zurückhaltender die Hand.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst, Naomi«, sagte Ivana und deutete einen Kuss auf Naomis Wange an.
»Das hätten wir uns um nichts auf der Welt entgehen lassen, Ivana«, sagte Naomi und überreichte Ivana das eingepackte Geburtstagsgeschenk.
»Ach, du reizendes Ding. Das wäre doch nicht nötig gewesen«, plapperte Ivana.
»Genau das habe ich ihr auch gesagt, Ivana«, sagte Karl und schlug sich mit einer Keule aus zusammengerollten Postern in die Hand.
»Hör gar nicht hin, Ivana«, sagte Naomi. »Du weißt ja, wie er ist.«
»Zum Glück weiß ich das
nicht.
Und ich
will
es auch nicht wissen«, entgegnete Ivana und packte das Geschenk aus. »Oh! Naomi … das ist zu viel … es ist wunderschön.«
Eine zierliche goldene Halskette mit einer großen Perle lag in dem offenen Kästchen.
»Komm. Ich lege sie dir an«, erbot sich Naomi und legte Ivana die Kette um den Hals. »Oh, Ivana, sie passt
so gut
zu dir.«
»Sie ist so schön, Süße. Danke … euch beiden.«
»Wodka Orange, Ivana?«, schlug Karl vor, während ein Kellner, der nichts weiter trug als einen Leopardenlendenschurz mit einer enormen, bananenförmigen Ausbuchtung, gefährlich nahe vor Karls Gesicht verweilte.
»Groß«, antwortete Ivana und blinzelte dem Kellner zu. »Für mich immer
groß
.«
»Ein großer Wodka Orange, eine Bacardi Cola und ein
kleines
Glas Hennessy, bitte«, sagte Karl und gab sich größte Mühe, den halb nackten Mann nicht zu genau anzusehen.
»Mann, diese Sängerin hat vielleicht eine durchdringende Stimme. Die bräuchte nicht mal ein Mikrofon.«
»Freaky Muckery?«, giftete Ivana ätzend. »Sie und Ben Gay, ihr Begleiter, malträtieren schon den ganzen Abend die Karaoke-Maschine und gehen mir auf die Nerven. Sagte ich Karaoke?
Kackaoke
ist das. Wenn die singt, ist jeder Song im Arsch. Kommt schon, Freaky und Gay! Schluss jetzt mit dem Katzenjammer!«
Trotzig führte Ben Gay die unsichtbare Gitarre zum Mund und tat so, als würde er sie zerbeißen wie ein Biber ein Holzscheit.
»Huch, was ist denn in unsere Queen Mum gefahren?«, rief Freaky und erntete schallendes Gelächter seitens des Publikums.
»Na, du jedenfalls nicht«, antwortete Ivana trocken.
Ben Gay schlitterte auf angewinkelten Knien über die Bühne, warf dabei Freaky mitsamt der Karaoke-Maschine um und landete mit dem Kopf zwischen Freakys Beinen.
»Müsste es nicht andersrum sein, Freaky?«, rief Ivana.
»Oh, Ivana«, sagte Naomi kichernd.
»Ach, geschieht ihr doch recht. Sie ist ein Geizhals, und wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann sind es Geizhälse«, antwortete Ivana. »Die ist so geizig, dass sie ihren Kindern die Muttermilch berechnet hat.«
Darüber musste selbst Karl grinsen.
»Und Ben Gay? Fragt gar nicht erst. Er hat einen Zwillingsbruder. Ich bin vor Jahren mal mit beiden ausgegangen, nur um herauszufinden, ob auch ihre Pimmel identisch sind.«
Karl zuckte zusammen. Plötzlich fühlte er sich feucht in den Achselhöhlen. Er wünschte sich, der halb nackte Tarzan würde endlich mit den Getränken antanzen.
»Du bist grausam, Ivana!«, sagte Naomi kichernd. »Und? Waren ihre Pimmel identisch?«
»Total. Bis zum kleinsten blauen Äderchen, Süße.«
Naomi prustete vor Lachen.
»Ob wir diesen Kellner in diesem Leben noch mal wiedersehen?«, fragte Karl, der versuchte, Naomis Aufmerksamkeit zu erringen.
»Was hat Freddie Mercurys Mutter gesagt, als sein Sarg in das kalte Grab hinabgelassen
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