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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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»Das Kapital« in- und auswendig.
    Ich
verabschiedete mich, kletterte nach unten und trat ins Freie. Es musste
geregnet haben, denn die Wiese im Vorgarten schimmerte feucht. Als ich
federnden Schrittes auf den Fußabtreter trat, bewegte er sich eine Stufe
abwärts. Ich ebenso. Der Rest war strauchdunkel.
     
     
     

7
     
     
    E in unsanftes Holpern riss mich aus
einem Traum, in dem Vaganz sein zwanzig Bände umfassendes Gesamtwerk rezitierte;
ich saß gelähmt in einem Rollstuhl mit platten Reifen und arretierten Bremsen.
Schweißgebadet schlug ich die Augen auf und fand mich auf der Rückbank eines
Autos wieder.
    »Wohin
verschleppen Sie mich ?« , krächzte ich den Fahrer an,
dessen Hinterkopf große Ähnlichkeit mit Strass’ Schädel hatte.
    »Sie sind
gestürzt und waren kurzzeitig ohne Bewusstsein. Ich bringe Sie ins Dülmener
Hospital .« Der PKW hielt an, und Augustus fuhr fort:
»Jetzt bitte still sein, damit ich den Wagen unbeschadet in die Parklücke
manövrieren kann .«
    Bis auf den
brummenden Hirnkasten fühlte ich mich fit, warum also ein Krankenhaus?
Andererseits stand laut Xtras Aussage der Mord in enger Verbindung zu eben
dieser Klinik. Eine bessere Gelegenheit, sich dort umzusehen, würde es in diesem
Leben nicht mehr geben. Ich benötigte nur ein Leiden, das stationäre Behandlung erforderte, zum Bleistift eine starke
Gehirnerschütterung.
    »Soll ich Sie
stützen? Sie sehen ziemlich benebelt aus«, hatte Strass die Droschke ohne
nennenswerte Karambolage eingeparkt.
    »Von mir aus.
Aber vor allem eines: Egal, was ich gleich von mir gebe: Kein Kommentar von
Ihnen !« , verpflichtete ich ihn zum Stillschweigen, für
einen Serapionsbruder keine leichte Aufgabe.
    »Wie Sie
wollen, Sie sind der Detektiv. Außerdem ist es an der Zeit, dass jemand bei
diesen neureichen Schmarotzern aufräumt .«
     
    Die Notaufnahme war bis auf eine
unscheinbare Frau und ihren plärrenden Sprössling patientenfreie Zone.
    »Hat die
Silberpolitur geschluckt, weil er sie für Brause hielt. Kinder sind ja so
arglos«, kämpfte sie mit den Tränen.
    »Die Brause,
der Brause, der Brause, die Brause, die Brausen, der Brausen, den Brausen, die
Brausen«, testete ich meine neue Rolle.
    »Wollen Sie
mich auf den Arm nehmen? Ich erzähle höflich, was meinem Paul fehlt, und Sie
machen sich darüber lustig .«
    Augustus
schwieg eisern, obwohl sein verkniffener Gesichtsausdruck deutlich erkennen
ließ, dass ihm die Show entschieden gegen den Strich ging.
    »Der Nächste
bitte !« , war eine Krankenschwester ins Wartezimmer
getreten. Kein Vergleich zu Cornelia, vermutlich nahm das
hausbackene Mädel die Krankenakten mit nach Hause, als
Gute-Nacht-Lektüre.
    »Also, mein
Paul...«
    »Entschuldigen
Sie, aber unser Fall ist dringender«, wollte Strass die Geschichte so schnell
wie möglich hinter sich bringen und steuerte aufs Behandlungszimmer zu. Ich
folgte ihm mit einer Mimik, die Jack Nicholson nicht besser hinbekommen hätte.
    »Wenn die
Dame früher da war, ist sie auch vorher dran«, waren wir an eine Gerechtigkeitsfanatikerin
geraten.
    »Ich lasse,
du lässt, er lässt, wir lassen, ihr lasst, sie lassen«, simulierte ich
zusätzlich weiche Knie und einen flackernden Blick.
    »In Ordnung.
Sie dürfen zuerst zum Doktor. Was ist denn mit dem armen Mann passiert ?« , wandte sich die Frau in Weiß an den Mann in Schwarz.
    »Er ist auf
den Hinterkopf gefallen. Seitdem konjugiert beziehungsweise dekliniert er
sämtliche Wörter, die er aufschnappt. Ich mache mir große Sorgen«, spielte
Augustus seine Rolle hervorragend.
    Im
Behandlungszimmer streckte ich mich brav auf der Liege aus. Strass musste
draußen warten, was er sich nicht zweimal sagen ließ. War ihm wohl peinlich.
    Als ich vom
Neonlicht fast erblindet war, betrat der Doc den Raum. Ohne Arztkittel und
Stethoskop hätte man ihn für Quasimodo halten können, das Namensschild wies ihn
als Dr. Grunwald aus. Die Schwester, ich taufte sie Esmeralda, flüsterte ihm
etwas ins Ohr. Ich blickte auf meine Uhr: Tatsächlich, zwei vor acht; gleich
musste er die Glocken läuten.
    »Gut,
Schwester Gesine. Veranlassen Sie die üblichen Routineuntersuchungen. Danach
werde ich über die Einweisung entscheiden .«
    Endlich
wandte er sich mir zu: »Guten Abend, Herr Nannen. Wie geht es uns denn ?«
    »Ich gehe, du
gehst, er geht, wir gehen...« Machte richtig Spaß.
    »Das reicht.
Bringen Sie ihn zum Röntgen .«
    Meine Komödie
schien zu funktionieren. Ich musste nur aufpassen, dass ich

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