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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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damals
exklusiv die Story meines ersten Falles verkauft, und nun hatte ich ihm erneut
eine Schlagzeile geliefert.
    »Glauben Sie
mir, Fräulein Müller: Die Geschichte ist von vorne bis hinten erstunken und
erlogen .«
    »Das
gedruckte Wort lügt nicht, das gedruckte Wort lügt nicht !« ,
keifte Vaganz dazwischen. »Sie haben das Vertrauen der Serapionsbrüder auf das
Schmählichste missbraucht und unseren Namen in den Schmutz gezogen .«
    »Sparen Sie
sich das Gequatsche, Sie Schmierenpoet. Der Mord an Grutz ist aufgeklärt .«
    Sofort war
Ruhe im Karton.
    »Sie wissen,
wer Fiermann umgebracht hat? Sie treiben Ihren Schabernack zu weit, Herr Nannen .«
    »Der Kerl
heißt Balthasar Kinker und ist der Tote auf dem Foto .«
    »Und wer,
wenn nicht Ihre Wenigkeit...?«
    »Keine
Ahnung. Als ich Kinkers Geständnis erhalten hatte, fiel ein Schuss. Bevor ich
mich umdrehen konnte, kriegte ich eins auf die Rübe. Der Rest ist uninteressant .«
    »Ich sehe,
ich muss Ihnen mein aufrichtiges Pardon anbieten. Obwohl ich befürchte, dass
Sie es ablehnen werden«, starrte Vaginowski mich ehrfürchtig an.
    »Ich
akzeptiere«, erklärte ich großzügig.
    »Und warum
hat dieser Kinker unseren großartigen Hermann ermordet ?« ,
ließ er nicht locker.
    »Hass auf
Literatur. Ihm wurde der Hauptschulabschluss verwehrt, weil er ein Gedicht von
Grutz missinterpretiert hatte. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihn und
alle seine Freunde umzubringen. Es gibt sogar eine Liste mit den
Todeskandidaten. Sie wären der Nächste gewesen .«
    »Dann habe
ich Ihnen mein Leben zu verdanken, mein teurer Freund .«
    »In der Tat.
Kinkers Abschussliste werde ich dem Bericht beifügen. Dann können Sie sich ein
Bild von der Gefahr machen, in der Sie geschwebt haben. Sie haben verteufeltes
Glück gehabt, dass Kinker umgelegt wurde. Ansonsten wäre die deutsche Literatur
um ein weiteres Glanzlicht ärmer gewesen«, trug ich dick auf.
    »Ich bin
Ihnen auf ewig dankbar. Mein nächstes Werk wird Ihnen gewidmet sein. Ich werde
einen Odenzyklus auf den Heroen verfassen, der mich vor physischer Vernichtung
errettet hat. Lass dich umarmen, Bruder .«
    Ehe ich mich
in Sicherheit bringen konnte, schnellte Vaganz hoch, umklammerte mich und
küsste mich auf beide Wangen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Sarah
einen grinste.
    Mit einem
Gewaltakt riss ich mich los: »Es reicht. Ich habe nur meinen Job erledigt.
Zeigen Sie Ihre Dankbarkeit durch die pünktliche Überweisung des Honorars .«
    »Naturellement.
Ich werde sofort zur Bank eilen und pecunia auf dein Konto fließen lassen .«
    Entgegen der
Ankündigung unternahm er aber wieder Anstalten, sich hinzusetzen.
    »Dann machen
Sie das sofort«, wollte ich ihn endlich aus der Wohnung haben.
    »Nun gut«,
griff er sich den Mantel, rückte den Schlips zurecht und ging in Richtung Tür.
    »Du kannst
auf mich zählen, Dietrio. Wir müssen unbedingt zusammen speisen. Ich kenne
einen Schlemmertempel, da gibt es gar köstlich zubereitete Schneckchen, die
selbst vor deinem gestrengen Gaumen bestehen dürften. Und, übrigens...«
    »Ja, bitte ?« , kam es genervt aus dem Munde des berühmten
Privatschnüfflers.
    »Denke bitte
an den Bericht. Nicht, dass ich drängen will, aber die anderen
Serapionsbrüder...«
    »Übermorgen
wird er auf Ihrem Schreibtisch liegen .«
    Bevor Vaganz
seinen Abschied weiter verzögerte, schob ich ihn durch die Tür und verschloss
sie hinter ihm.
    »Puh, den bin
ich los. Würden Sie mich für einen Moment entschuldigen ?«
    »Natürlich,
Dietrio.«
    »Lachen Sie
nur. Ich ertrage den Kerl seit einer Woche .«
    »Sie Armer.«
    Sarahs
Gelächter begleitete mich bis ins Schlafzimmer, wo ich mich ankleidete. Ein
flüchtiger Blick ins Badezimmer überzeugte mich, dass Bettina von den beiden
Gästen nichts mitbekommen hatte. Sie war vollauf damit beschäftigt, unter
lautem Föhngeheule ihre Kopfbedeckung zu bändigen. Zurück im Wohnzimmer fand
ich Müller beim Studium des Hundekillerberichts, den ich vor Abgabe an Schulz
kopiert hatte; man konnte nie wissen.
    »Sie müssen
eine furchtbare Kindheit gehabt haben. Ihr Vater hat den Hund erschlagen, den
Sie sich so sehnlichst gewünscht haben .«
    »Alles
Humbug. Hunde verbreiten Flöhe und anderes Ungeziefer. Ein Mandant hat einen
Köter überfahren und muss für den Gerichtspsychologen einen Bericht verfassen.
Da der Klient die deutsche Sprache nur ansatzweise beherrscht, habe ich mich
bereit erklärt, ihm unter die Arme zu greifen .«
    »Sie

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