Die Sau und der Mörder
Freunden.
Die Mümmelmänner starrten mich hungrig an. Nachdem ich ihnen erklärt hatte,
dass Karotten gesünder sind als Menschenfleisch, ließen sie meine Hand in Ruhe
und widmeten sich voller Inbrunst der Vegetariermahlzeit. Auch Henry und Pedder
waren leicht zufriedenzustellen. Eine Fuhre Heu für den einen und Kartoffeln
und Möhren für den anderen, schon war Ruhe im Stall.
20
W as soll das sein ?« Wir
saßen in einem Club, wo die Preise hoch und die Gäste dementsprechend waren.
Sarah hatte mich wie verabredet um halb acht abgeholt. In einem schnuckligen
Fischrestaurant hatten wir zu Abend gegessen. Da wir erwachsen waren und somit
nicht um zehn zu Hause sein mussten, waren wir noch in den Club Tropical
gefahren, um einen oder zwei Drinks zu verkosten. Als großer
Alice-Schwarzer-Fan hatte ich mich sofort einverstanden erklärt, dass Sarah für
die Getränke aufkommen wollte.
»Schau doch
nach .«
Die Mitte der
Bar nahm eine kreisrunde Theke ein, hinter der zwei Mixer die Wünsche der
Kunden zu erfüllen versuchten, was ihnen mühelos gelang. Noch nie hatte ich
einen solchen Cuba Libre genossen. Müller und ich hatten es uns in einer
gemütlichen Nische bei Kerzenschein gemütlich gemacht und läuteten gerade die
dritte Runde ein. Aus Sarahs Umgang mit dem Personal war abzuleiten, dass sie
hier nicht zum ersten Mal gastierte.
»Das sind
zweitausend Schleifen«, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen.
»Könntest
glatt bei der Sparkasse anfangen .«
Müller hatte
einen Umschlag über den Tisch geschoben. Für den Inhalt musste ein
Fließbandarbeiter bei Opel vier Wochen Akkord arbeiten, Sonntagsarbeit
inklusive.
»Wen soll ich
umlegen ?« , versuchte ich zu scherzen.
»Den Barmann,
der diese scheußlichen Drinks mixt.«
»Erstens sind
die Drinks ausgezeichnet, zweitens habe ich meine Kanone zu Hause gelassen, und
drittens ist mein Bedarf an Leichen für Dezember gedeckt. Also, wofür ist das
Geld ?«
»Finde den
Mörder von Cornelia Lienen .«
»So schnell
habe ich noch nie zwei Lappen verdient. Der Mörder heißt Balthasar Kinker und
ist tot. Du warst doch dabei, als ich Vaganz meine Untersuchungsergebnisse
mitgeteilt habe .«
»Kinker war
es nicht. Suchst du jetzt den Kerl, der meine Freundin umgebracht hat ?«
»Cornelia ist
deine Freundin ?« Und da hatte ich geglaubt, ich wäre
nicht mehr so leicht zu schockieren.
»Wir kennen
uns seit der Schulzeit. Also, was ist ?«
»Sarah, da du
im Moment offensichtlich nicht weißt, was du redest, lass es mich erklären: Vor
einigen Tagen ist der Dichter Hermann Grutz ermordet worden. Das glauben auf
jeden Fall seine Kollegen, denn von offizieller Seite wurde sein Tod als
Selbstmord deklariert. Vaganz hat mich beauftragt, den Mörder zu schnappen. Im
Verlauf der Ermittlungen habe ich Cornelia Lienen kennengelernt, die mit
Hermann zusammen war. Wenig später ist sie ebenfalls getötet worden, und zwar
in meiner Badewanne. Grutz wollte ein Buch über schmutzige Geschäfte im
Dülmener Krankenhaus veröffentlichen und ist dabei wohl einigen auf die Füße getreten.
Im Laufe der Ermittlungen bin ich zusammengeschlagen, fast getötet und von der
Presse zum Schlächter gestempelt worden. Außerdem gibt es mittlerweile fünf
Leichen, und ich will nicht die sechste sein. Ich weiß nicht, ob Kinker die
beiden getötet hat, aber es ist durchaus möglich, zumal dieser Irre auf jeden
Fall in die Organgangstergeschichte verwickelt ist .«
Sarah
unterbrach meinen Monolog durch lautes Gelächter: »Organgangster, das ist gut .«
»Darf ich zu
Ende berichten ?« , war ich allmählich angesäuert.
»Entschuldige .«
»Ich habe
schon zig Mordfälle bearbeitet, und nicht selten war dabei mein Leben in
Gefahr. Aber mit dieser Bande ist nicht zu spaßen. Ich kann nur von Glück
reden, dass ich nicht schon unter der Erde liege oder im Knast versauere.
Deswegen ist Kinker der Mörder, denn er kann nicht mehr widersprechen. So sind
alle Beteiligten glücklich: Ich kassiere mein Honorar und werde hundert Jahre
alt; Vaganz hat die Bestätigung, dass Grutz keinen Selbstmord begangen hat, und
einen Täter. Jetzt können alle fröhlich weiterleben, und wenn sie nicht
gestorben sind...«, lehnte ich mich zurück und nippte am Drink.
»Bin ich
jetzt dran ?«
»Nur zu«,
gefiel mir ihr kalter Gesichtsausdruck überhaupt nicht.
»Kinker war
zwar ein unberechenbarer Geisteskranker, aber er hat Grutz und Cornelia nicht
auf dem Gewissen. Ich verstehe deine
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