Die Sau und der Mörder
verfolgt. Dann taucht ein Privatdetektiv namens Kasimir Hollek auf, legt beide um und macht sich aus dem Staub .«
»Exakt. Bei Ihrem Talent könnten Sie glatt Polizist werden .«
»Noch mal von vorn.«
Ich durfte die Geschichte noch dreimal erzählen, bis Reichert sich zufrieden zeigte, immer unterbrochen durch die anderen Uniformierten, die den Big Boss mit Infos fütterten.
»Warum haben Sie die beiden denn beschattet? Und wer ist Ihr Auftraggeber ?« , kam jetzt endlich der haarige Part.
»Sie wissen genau, dass ich darauf nicht antworten muss, aber ich will mal nicht so sein. Ich bin mein eigener Auftraggeber. Die tote Frau in der Wanne war eine gute Freundin. Dieser Egon war mir aufgefallen, weil er vor ihrem Haus und vor meinem Hof herumlungerte .«
»Sehr glaubwürdig.«
»Reichert. Mir ist völlig egal, ob Sie mir glauben oder nicht. Sie haben Ihre Methoden, und ich meine. Kümmern Sie sich um Ihre Arbeit und lassen mich in Ruhe .«
»Das würde Ihnen so passen«, klappte auch er sein Visier herunter.
»Und ob mir das passt. In weniger als einer Minute werde ich verschwunden sein. Ich habe keine Lust, die gleiche Geschichte hundertmal zu erzählen. Entweder Sie legen mir Handschellen an, oder ich bin weg. Sammeln Sie Fakten, drehen Sie jeden Stein um, überprüfen Sie meine Aussage, machen Sie all das, was ein gewissenhafter Polizist tun muss. Wenn alles erledigt ist, können Sie mich morgen gerne weiter befragen. Also ?« , streckte ich die Arme aus.
»Wir sprechen uns noch«, erweckte Reichert nicht den Anschein, als ob er mich in Ketten legen würde.
Ich drehte mich um, stapfte zum Golf, kratzte drei Tonnen Schnee von der Karosserie, hievte mein Hinterteil auf den Fahrersitz und startete. Selbst der Gedanke, dass Reichert bei diesem Sauwetter auf dem Hof herumstöbern musste, konnte mich nicht aufheitern. Dafür war ich einfach zu kaputt.
15
H allo Dieter.« Zu Hause hatte ich mich ins Bett verkrochen und war sofort weggeratzt.
»Dieter!« Wer wagte es, meinen wohlverdienten Schlaf zu stören?
»Wach auf, du Penntüte !« Eine weibliche Stimme, die mir bekannt vorkam. Das Hochklappen der Augenlider offenbarte das ganze Ausmaß der Katastrophe: Bettina! Ich schloss die Klüsen wieder und drehte mich zur Seite.
»Was ist los mit dir, Sportsfreund, aufstehen«, wurde es plötzlich empfindlich kühl. Konnte passieren, wenn einem die Bettdecke weggezogen wurde und man bis auf die Boxershorts nackt war.
»Sehe ich da etwa einen Bauchansatz ?« , gluckste das Zottelmädchen an meiner Koje.
»Du siehst gleich Sterne, wenn du mich nicht weiterpennen lässt«, hatte mich der Blick auf den Wecker und die daraus abgeleitete Erkenntnis, dass ich nur 81 Minuten geschlafen hatte, meine gute Kinderstube vergessen lassen.
»Hast du unsere Abmachung vergessen? Ich bin heute wie verabredet auf dem Nannen’schen Gut eingetroffen, um das Landleben kennenzulernen. Du hast übrigens Flusen im Bauchnabel. Ich entferne die mal .«
»Untersteh dich«, wehrte ich ihre Hand ab. »Gib mir zehn Minuten zum Wachwerden. Kannst ja schon mal das Vieh füttern«, war ich immer noch wie in Trance.
Es funktionierte, denn meine langhaarige Ex zockelte ab. Nur noch kurz die Augen schließen...
»Dieter, jetzt reicht’s aber !« Oh, schon wieder zwei Stunden vergangen, war ich wohl doch noch mal eingenickt. »Ich habe was zu essen gemacht und die Küche aufgeräumt. Kaffee ist auch frisch gekocht .«
Das waren gewichtige Argumente, und so saß ich nach einer belebenden Wechseldusche in einem Satz frischer Klamotten am Küchentisch und trank Blümchenkaffee, während Tine die Spaghetti bearbeitete. Hatte ich mich zunächst über das warme Abendessen gefreut, kam schnell die Erinnerung zurück, als ich in die matschigen Nudeln mit der angebrannten Sauce biss: Meine Verflossene war die schlechteste Köchin unter Gottes Sonne.
Seit der Beziehung mit Bettina brauchte ich mir nie mehr Gedanken über einen verdorbenen Magen oder Sodbrennen zu machen, denn wer ihre Kochkünste drei Jahre lang überlebt hatte, war immun. Die Angebotspalette reichte von delikaten Meeresgerichten, wo die Gräten besser als der Fisch schmeckten, über halbe Hähnchen, bei denen das Fleisch knuspriger war als die Haut, bis hin zu Püree aus ungeschälten Kartoffeln. Nur der Nachtisch war stets ein Highlight gewesen, denn da gab es Mousse au Chocolat aus dem Supermarkt.
Nichtsdestotrotz verputzte ich den ganzen Teller, schließlich hatte ich seit
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