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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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verdammt guter Schnüffler. Dieser Tatsache allein hast du zu verdanken, dass ich dich leben lasse .«

21

    G eschockt sackte ich in die Polster. Das war einfach zu viel. Ich winkte die Kellnerin herbei und bestellte einen dreifachen Whiskey. Während der Wartezeit verfolgten wir schweigend das Flackern der Flamme.
    Als ich den ersten Schluck des Malzwassers in meinem Körper verstaut hatte, setzten sich Müllers Lippen in Bewegung: »Momentan habe ich nur ein Ziel, nämlich den Mörder meiner besten Freundin zu finden. Wie dir mittlerweile aufgegangen sein dürfte, bin ich der Kopf einer Organisation, die diverse illegale Geschäfte tätigt. Organhandel zählt aber nicht dazu .«
    »Und die Sache im Dülmener Hospital ?« , war ich überrascht, dass meine Stimme relativ fest klang.
    »Morphium und Ähnliches. Es gibt einen großen Markt für diese Drogen, und unter anderem stehlen wir die Sachen aus Krankenhäusern; Dülmen ist nicht das einzige .«
    »Du bist der Anführer dieser Truppe ?«
    »Du hast es erfasst .« Mein Gott, war der Whiskey schon wieder leer?
    »Dann hast du auf dem Gehöft meine Exekution befohlen ?«
    »Lass mich zu meiner Entschuldigung sagen, dass du ein lästiger Schnüffler warst, der uns gefährlich werden konnte .«
    »Wie lange habe ich noch zu leben? Tauchen gleich zwei Männer in langen Mänteln auf und schießen mich über den Haufen ?« Hatte mich schon mal wohler gefühlt in meiner Haut.
    »Du hast nichts zu befürchten, vorausgesetzt, du findest Cornelias Mörder. Auch wenn meine Moralvorstellungen von der Norm abweichen und ich einen toughen Job habe, gibt es auch wunde Punkte. Einer davon ist Cornelia. Ich würde alles dafür geben, ihren Mörder in die Finger zu bekommen...«
    »Und ihn umzulegen«, unterbrach ich sie.
    »Deine Aufgabe ist, das Schwein zu liefern. Alles Weitere hat dich nicht zu interessieren .«
    »Warum ich?«
    »Weil in meiner Organisation nur Schwachköpfe sind, die zwar Handlangerarbeiten erledigen können, aber sobald es ans Denken geht, hapert es. Außerdem hast du meine Truppe um einiges reduziert .«
    Zwar war es Kinker, der Egon und Claude auf dem Gewissen hatte, aber sie musste ja nicht alles wissen.
    »Was ist für mich drin ?« , gewann meine praktische Seite wieder die Oberhand.
    »Fünftausend und ein langes Leben.«
    Ich nahm den Auftrag an, was blieb mir auch anderes übrig? Während eine frische Ladung Hot Fever — meine Geschmacksnerven identifizierten Limone, Papaya, Mango und Rum, viel Rum — gebracht wurde, erfuhr ich, dass Balthasar Kinker ein ehemaliges Mitglied der Bande war. Schnell hatte er jedoch angefangen, sein eigenes Süppchen zu kochen, und stand seitdem auf der Abschussliste. Als ein Mordanschlag auf ihn fehlgeschlagen war, hatte er Rache geschworen und sich zum Ziel gesetzt, die ganze Sippe auszurotten. Allerdings wussten weder er noch die übrigen Gauner, dass Sarah der Kopf der Truppe war; selbst ihr Bruder nicht. Ich war nun der Einzige, der ihr Alter Ego kannte. Allerdings machte sie mir unmissverständlich klar, was im Falle eines übertriebenen Kommunikationsbedürfnisses meinerseits mit mir geschehen würde. Weiterhin versicherte sie, dass Hermanns Ermordung nicht auf ihr Konto ginge. Angeblich wusste sie nichts von einem Buch über die Dülmener Klinik.
    »Wer hat Kinker ermordet? War es einer von deinen Leuten ?«
    »Das werde ich bald wissen, denn ich hatte eine Prämie auf seinen Kopf ausgesetzt. Ich sage Bescheid, sobald ich Genaueres weiß .«
    »Sehr liebenswürdig. Prost .«
    Wir vernichteten die Drinks, und Müller beglich die Zeche. Die Abschiedsszene unterschied sich deutlich vom Ende eines Rosamunde-Pilcher-Romans, und so glitt ich wenig später verwirrt in meinen Fahrersitz. Das feine Fräulein Müller bekleidete eine leitende Stellung im kriminellen Milieu. Kaum zu glauben. Aber genauso wenig passten die skurrilen Mitglieder der Dichtergilde ins Merkel-Deutschland, wo ein guter Bürger aus Angst vor Hartz IV oder dem Anstieg der Spritpreise den Feinrippslip nässte. Ein seltsames Universum und Don Dieter mittendrin.
    Wie in Tieftrance glitten die Felder in der Dunkelheit an mir vorüber. Lost Highways im westfälischen Nirgendwo. Die chillige Musik des Radios senkte ebenfalls die Frequenz meiner Gehirnwellen, so dass ich halb wegdröselte.
    »Und zu später Stunde macht Rockenberg vom Radio Münsterland wieder Menschen glücklich. Führt zusammen, was zusammengehört, spielt Amor für zwei Liebende

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