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Die Scanner

Die Scanner

Titel: Die Scanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sonntag
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das mir am Eingang zugelächelt hatte. Bis zum Betriebsschluss blieb ich mit Jojo in ihrer Nähe. Ohne sie anzusprechen. Ohne Mut, etwas zu machen. Und so endete der Geburtstag ohne Mädchen.
    Nachts betrat ich ziemlich frustriert mein Zimmer. Meine Eltern hatten die Wohnung damals neu gekauft. Techmix ortete meine Mobril in dem Raum. Und Techmix gehörte wie Mobril zu Ultranetz.
    Techmix hatte von der Aromazelle bis zum Animator alles im Haus ausgerüstet. Und wir hatten einen Werbevertrag mit Techmix abgeschlossen, so einen, wie ich mit der Mobril hatte. Jeden Tag generierte Techmix einen kurzen Spot für jedes Familienmitglied.
    »Das richtige Make-up hält Sie jung« für meinen Vater.
    »Spannende Aktienpakete für mutige Kleinanleger« für meine Mutter.
    »Mit dem E-Roller weg von zu Hause!« für mich.
    Einmal pro Woche mussten wir zu dritt für 15 Minuten eine Werbe-Animation sehen. Immer eine Koch-Show für die ganze Familie. Flo Master Bo nannte sich der Mann am grün blinkenden Kochlöffel.
    Der Master zauberte mit echten Zutaten sehr leckere Sachen. Im Wohnzimmer duftete es nach Rinderbraten mit brauner Soße, nach Pizza Vegetaria, nach Vanillecreme mit Erdbeersoße.
    »So könnte auch Ihr Essen schmecken«, sagte Flo Master Bo.
    Wir erhielten von ihm höchstpersönlich ein günstiges Angebot für die Aroma-Spezial-Tabs.
    »Einfach in die Aromazelle, 20 Sekunden warten und …«
    Flo Master Bo machte eine dramatische Pause.
    »… GENIESSEN!!!«
    Der Master tauchte in dieser Nacht meines 16. Geburtstages nicht auf. Der Animator hatte für mich nach der Schnee-Party mit Jojo in der Parkhalle etwas anderes geplant. Er projizierte eine nackte Frau neben mein Bett. Sie sah so aus wie die Skifahrerin, die ich durch die Mobril den ganzen Tag angestarrt hatte. Der Animator verbreitete ein zuckersüßes Parfüm in meinem Raum.
    »Herzlichen Glückwunsch zum 16. Geburtstag«, sagte die Nackte. »Endlich ist mit deiner Mobril alles möglich. Nach so einem kalten Tag im Schnee tut ein wenig Wärme gut. Willst du das, Rob? Setze die Mobril auf und sage ja!«
    Ich war natürlich vorgewarnt. Jojo war drei Monate älter als ich, und er hatte zu seinem Geburtstag eine ähnliche Einladung bekommen. Außerdem hatten wir uns über Ultranetz schon alle möglichen Sexszenen angeschaut. Und überhaupt, derartige Mobril-Dienste kosteten ein Vermögen.
    All das war mir vollkommen bewusst. Da stand aber diese umwerfend süße Frau in meinem Zimmer. Sie sprach mich mit meinem Namen an. Sie gratulierte mir zu meinem Geburtstag. Sie wusste, wie ich meinen Tag verbracht hatte. Und ich war 16. Und ich hatte wirklich überhaupt keine Erfahrung. Ich setzte die Mobril auf und flüsterte: »Ja.«

    »Du bist schüchtern, kann das sein?«, sagte die Frau gegenüber im Metro-Gleiter.
    Die Geburtstagsbilder lösten sich auf. Ich war wieder im dunkelrot beleuchteten Abteil. Energieausfall. Ich blickte zu meiner Nachbarin.
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    »Gut zu wissen. Dann nehm ich das mal in die Hand.«
    Die Frau hieß Fanni. Sie war ein Jahr älter als ich. Sie hatte eine Mobril-Rechnung im dreistelligen Bereich. Sie liebte die Parkhalle (Themenhalle Wüste und Steppe). Sie hatte Schuhgröße 38 und erriet meine auf Anhieb. Sie hörte alles an Musik und ließ sich am liebsten Naturfilme zum Einschlafen über ihr Bett projizieren. Ja, sie hatte schon mal Nador probiert (»totaler Kontrollverlust«). Nein, sie hatte keinen Freund.
    »Der Letzte hatte mich nach dem Bekanntwerden seiner Vaterschaft verlassen«, erklärte sie.
    »Du hast ein Kind?«
    »Einen Sohn. Zwei Jahre alt.«
    »Geht es ihm gut?«
    »Du fragst die richtigen Fragen«, sagte sie und lächelte mich an.
    »Was wären die falschen?«
    »Das sind die über den Vater des Sohnes.«
    Ich verstand und wollte mir das merken.
    »Wir hatten keine Genehmigung für das Kind beantragt, keinen Finanzcheck gemacht, keinen Gen-Eignungstest«, sagte Fanni.
    »Hast du Ärger mit der Zonenregierung bekommen?«, fragte ich.
    »Und wie! Ich leiste gerade fünf Jahre Arbeitsdienst in der C-Zone ab.«
    »Wo?«
    »In einem Seniorenlager.«
    »Pflegerin?«
    »Pflegerin.«
    Ich konnte es nicht fassen. Meine Jojo-Lüge hatte sich bewahrheitet. Nicht ganz, zugegeben. Wir waren nicht zusammen. Doch ich kannte nun eine echte Pflegerin aus der C-Zone.
    Sie fragte mich aus, und ich begann tatsächlich zu erzählen. Wir ließen uns von den auf- und ablaufenden Leuten im Gang nicht ablenken. Ich erzählte von

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