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Die Scanner

Die Scanner

Titel: Die Scanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sonntag
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meinem Vater, von meiner Mutter, von Jojo.
    »Ich arbeite als Buchagent …«
    »Lass uns nicht über Arbeit reden. Ich finde es toll, wie du von deinem Zuhause erzählst.«
    »Auch wenn es eher traurige Geschichten sind?«
    »Ich lebe in der C-Zone. Schon vergessen? Die Zone der traurigen Geschichten.«
    Und so erzählte ich von Mikes Tod, dem Kollegen meines Vaters, seinem Suizid. Wie sich mein Vater danach verändert hatte. Und von den ständigen Streitereien meiner Eltern. Fanni und mir war die automatische Ansage mit der »technischen Störung«, die alle fünf Minuten aus den kleinen Boxen summte, egal.
    »Hast du eine Freundin?«, fragte sie.
    »Hab 650 beste Freunde mit Premium-Status.«
    »Hast du eine Freundin?«, wiederholte sie.
    »Davon sind 280 weiblich.«
    »Hast du eine Freundin?«
    »Und von den 8500 Freunden ohne Premium-Status …«
    »Also nein«, stellte Fanni fest.
    Wir lachten, redeten weiter, und irgendwann kapierte ich in diesem Abteil, dass ich gar nicht so schüchtern war. Oder mit Fannis Worten: »Du brauchst nur ein wenig Zeit. Du machst schon dein Ding.« Ich wollte sie auf der Stelle dafür küssen. Traute mich natürlich nicht. Ob sie sich traute? Ob sie überhaupt wollte?
    Das grelle Licht sprang an. Der Metro-Gleiter setzte sich wieder in Bewegung. Wie immer von null auf unglaublich schnell.
    »Musst du wirklich zu deinem Meeting?«, fragte mich Fanni.
    »Leider.« Wollte sie mich etwa gleich zu sich mitnehmen? Ich spürte mein Herz bis zum Hals pochen.
    »Dann würde ich vorher das Hemd wechseln«, sagte Fanni.
    Ich sah den grauen Fleck auf meinem Hemd.
    »Das ist Fischsuppe ohne Fisch von gestern.«
    »Aha. Sieht trotzdem doof aus.«
    »Ich könnte, also, wir könnten …«
    »Nächste Haltestelle …«, unterbrach mich die Metro-Gleiter-Stimme.
    Ich musste aussteigen. Die Mobrils ließen sich nicht mehr einschalten. Wir hatten keine Stifte oder andere antike Gegenstände dabei.
    »Also, wir könnten vielleicht …«, setzte ich erneut an.
    »Du findest mein Profil auf Ultranetz. Einfach Fanni-2-Fanni eingeben.«
    »Fanni-2-Fanni«, wiederholte ich.
    Ich lächelte so wie damals auf der Skipiste.
    »Melde mich so schnell wie möglich«, sagte ich.

    Jojo wartete vor dem Hochhaus der Scan AG. Nomos hatte das Treffen abgesagt. Bei Ultranetz war wegen des Energieausfalls das Chaos ausgebrochen. Riesige Datenmengen waren verschwunden und mussten wiederhergestellt werden.
    »Hast du deinen Animator endlich abbezahlt?«, fragte Jojo.
    »Nee, wieso?«
    »Du strahlst, als hättest du fünf Leser gleichzeitig gefunden.«
    »War bei Fanni.«
    »Deiner Pflegerin?«
    »Genau. Meiner Pflegerin.«

    Jojo berichtete vom Chaos und dem Problem mit den Mobrils.
    »Die alles entscheidende Frage für den Konzern ist: Fällt der Vorfall unter die Garantieleistung oder nicht?«
    Ich sah Jojo fragend an.
    »Wenn Garantiefall, kostete das unseren Konzern Unsummen. Wenn nein, verdient Ultranetz eine Menge Geld mit den anfallenden Reparaturen.«
    Wir fuhren zu Jojo. Ich warf Kabel, Adapter und eine Kiste voller Prozessoren in eine Ecke und machte es mir auf Jojos Plastiksofa bequem. Er hielt den Finger an den Getränkeautomaten in der Küchenbox. Nichts passierte. Er bückte sich zur Kühlzelle, die sich nicht öffnen ließ. Fluchend suchte er in den Schränken nach einer Flasche Wasser und überreichte sie mir. Jojo hatte eine Theorie für den Crash.
    »Das war ein gezielter E-Anschlag!«, sagte Jojo.
    »Ein was?«
    »Ein Elektro-Anschlag. Das ist technisch nicht so schwierig.«
    »Willst du damit sagen: Sogar ich verstehe es?«
    »Nein, so einfach ist es auch wieder nicht.«
    Jojo verwendete viele komplizierte Fachwörter für seine Ausführungen. Fünf Sekunden später hatte ich sie allesamt wieder vergessen. Im Kern ging es um einen Anschlag, der alles Elektronische zerstörte.
    Genau das machte Jojo fix und fertig. Seine Mobril war ebenso hin wie meine. Sein Animator, die Luftdüsen des Kleidungsreinigers, der Getränkeautomat, die Kühlzelle. Ich überlegte, wie es wohl bei mir zu Hause aussah. Doch kontaktieren konnte ich ohne Mobril niemanden.
    Jojo bastelte eine Viertelstunde am Animator. Er wechselte irgendein Teil aus. Erst piepste das Gerät, warf verzerrte Bilder in den Raum, aber kurz darauf funktionierte es wieder ganz. Mzzzp. Eine Nachrichtensprecherin stand zwischen uns in Jojos Zimmer.
    »… betrifft alle elektrischen Geräte im 5. Quartier«, sagte sie.
    »Wieso ausgerechnet mein

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