Die Scanner
Mitarbeiterin hinter der Theke.
Sie schüttelte den Kopf. »Die nächste Animation beginnt in einer Stunde.«
»Wer spielte in der letzten mit?«, fragte ich.
»Da haben drei diese Raumschiff-Schlacht gespielt. Die mit den Weltraum-Vampiren, die sich in Aliens verlie…«
»Wie alt waren die Spieler?«
»Neun oder so.«
Also kein Jojo in der Oase, dachte ich.
Das Taxi fuhr mich zu Jojos Wohnung. Jojo machte nicht auf. Er schlief oder war doch unterwegs. Ich drückte einen Finger auf die Tür. Mzzzp. Er hatte mich als Mitbewohner bei Techmix registriert.
Das Licht ging an. Mein Lieblingssong von Zonenzora-22 dröhnte aus den Boxen. Die markante Heldenstimme von Water Man begrüßte mich.
»Hey, Rob! Willkommen!«
»Wo ist Jojo hin?«, fragte ich.
»Die Aroma-Zelle ist leer. Hunger?«
Offenbar sang Zonenzora-22 zu laut, und Water Man brachte etwas durcheinander. Ich stellte mich direkt vor die Techmix-Konsole.
»Wo ist Jojo?«
»Neu bei NEUDI: Ein Aroma-Mix-Angebot. Zwei zum Preis von einem! Soll die Bestellung aufgegeben werden? Schnelle Lieferung in zwei Stunden und zehn Minuten garantiert. Schon ist die Aroma-Zelle wieder voll. Und dazu empfehlen wir …«
»WO IST JOJO!«, schrie ich.
»Er ist hier«, antwortete Water Man in aller Ruhe.
»In der Wohnung?«, fragte ich.
»Ja. Jojo ist im Wohnzimmer. NEUDI bietet dir das Aroma-Mix-Angebot …«
Jojo lag auf dem Sofa. Ich war sauer, weil ich mir so langsam Sorgen gemacht hatte. Und er pennte einfach.
»Guten Morgen!«, rief ich. »Hey, Partner! Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, und du …«
Keine Reaktion.
Nur die Zonenzora-22 sang.
Blaues Pulver und drei Packungen Nador in Pillenform lagen auf dem Tisch.
»Jojo!«, schrie ich und schüttelte ihn.
Ich spürte keinen Puls und rief immer wieder seinen Namen. Meine Mobril lag zu Hause. Ich wollte nach Jojo eigentlich weiter zu Arne. Ich hob Jojos Brille vom Boden auf und aktivierte sie. Ich kannte sein Zugangswort. Melli. Natürlich.
»Zu 95 Prozent eine Nador-Überdosis«, sagte die Spritze des Notarztes eine Viertelstunde später.
Er zeigte auf die Anzeige der Spritze. Ich las alle möglichen Werte ab und verstand trotzdem nichts. Ich hatte von Medizin nicht die leiseste Ahnung. Ich legte mich alle fünf Jahre in eine Röhre, danach verkündete ein Arzt meinen Gesundheitszustand. Das war’s.
Mit dem Notarzt waren zwei Polizisten gekommen. Ein Dicker und ein Großer.
»Immerhin starb er glücklich und satt«, sagte der Große laut genug, damit ich es mitbekam.
Sie verhörten mich gleich in Jojos Wohnzimmer. Ich war noch total verstört und konnte mich kaum auf die Fragen konzentrieren.
»Woher kennen Sie diese Person?«
In meinen Augen sammelten sich Tränen.
»Wieso haben Sie Zutritt zu seiner Wohnung?«
Ein ganzes Parkhallen-Salzmeer voll.
»Bei wem kauft er Nador?«
Am liebsten wäre ich in diesem See ertrunken.
»Wie finanziert er es?«
Sofort. Und in den Armen von Fanni.
»Nehmen Sie es?«
Gemeinsam ertrinken.
Da ich auf nichts antwortete, tastete mich der Dicke ab. Er durchsuchte meine Jackentasche.
»Nicht mal eine Mobril hat der dabei!«
Der Dicke runzelte die Stirn. Das machte mich offenbar besonders verdächtig. Der Notarzt musste nun auch von mir Blut abnehmen. Wortlos streckte ich den Arm aus.
»Wahrscheinlichkeit eines Nador-Konsums in den letzten 24 Stunden beträgt 100 Prozent«, diagnostizierte die Spritze.
Der Große grinste mich an und nickte dem Dicken zu. »Na, dann können Sie ja jetzt anfangen, die Wahrheit zu sagen. Woher kennen Sie diese Person?«
Die Fragerunde ging von vorne los. Ich zeigte ihnen mein Ultranetz-Profil. Damit waren sie beschäftigt, bis zwei Mitarbeiterinnen der Gesundheitsbehörde klingelten. Die Frauen in den blauen Uniformen trugen Jojos Leichnam in das Einäscherungs-Fahrzeug.
»Muss das jetzt sein?«, fragte ich.
»Schon mal was von den Hygienegesetzen gehört?«, fragte mich der Dicke.
»Natürlich. Aber …«
»Das Gesetz duldet kein Aber «, sagte der Große.
Kurz nach der Einäscherung standen Jojos Eltern im Raum. Sie hatten Tränen in den Augen, umarmten mich. Sie wollten mich nicht mehr loslassen, und endlich brach auch bei meinem Salzsee der Staudamm.
Die Anwesenheit von Jojos Eltern besänftigte den großen und den dicken Polizisten. Ich bekam eine Verwarnung wegen des Nador-Konsums. Aber solange ich nichts bei mir hatte, konnten sie mir sowieso nicht viel vorwerfen.
Die Polizisten
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