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Die Scanner

Die Scanner

Titel: Die Scanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sonntag
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überprüften die Daten auf Jojos Mobril-Basis. Die Filme der Wohnungskameras zeigten nur ihn und sein Nador.
    »Kein Fremdverschulden«, sagte der Große.
    Der Fall war für sie erledigt. Sie nannten Jojos Mutter die Adresse der Beisetzungshalle, wo Jojos Asche lagerte. Die Eltern brachten mich mit ihrem E-Kleinwagen zur Metro-Gleiter-Station. Ein ewiger Abschied. Sie sagten mir, um wie viel Uhr sie Jojo am nächsten Tag beisetzen wollten. Dafür hatten sie laut Hygienegesetz immerhin einen Tag Zeit.
    Im Metro-Gleiter kam ich aus dem Grübeln gar nicht heraus. Hatte sich Jojo bei der Nador-Dosis aus Versehen vertan? Er war keiner, der schnell aufgab, keiner, der sich wegen der Sache mit Melli das Leben nehmen würde. Und wieso starb Jojo ausgerechnet jetzt, so kurz nach Nomos? Hütete Jojo ein Geheimnis vor mir? Und angenommen, Nomos und Jojo standen auf irgendeiner Liste, war mein Name dann auch darauf?
    Ich konnte nicht gleich zu Arne. Ich brauchte ein paar Stunden für mich alleine zu Hause. Wenn die letzten Tage die aufregendsten meines Lebens waren, so war dieser der traurigste.
    Ich suchte auf meiner Mobril-Basis nach Filmen, die Jojo zeigten.
    »15 Jahre Filmmaterial inklusive Werbung«, meldete eine Stimme. »Zwölf Jahre sind auf Ultranetz veröffentlicht, drei Jahre intern gespeichert.«
    Ich wollte keine Sekunde sehen. Ich würde diese drei Jahre aus Jojos Leben seinen Eltern auf ihre Mobrils senden. Oder was sollte ich machen?
    Mir fiel etwas ein. Ich zog meine Mobril-Basis aus der Wandkonsole. Über Mobril kontaktierte ich den Express-Kurier. 20 Minuten später parkte ein Mitarbeiter vor unserer Wohnung.
    »Schicker E-Roller«, sagte ich zu dem Fahrer, der in meinem Alter war. Vielleicht würde er mir einen Rabatt geben. Ich war pleite.
    »Danke. Nur, schwarz mögen die wenigsten.«
    »Stimmt, übersieht man schnell im Verkehr. Gelb besser?«
    »Rot!«, sagte er.
    Ich überreichte dem Fahrer meine Mobril-Basis und die Adresse von Jojos Eltern. Ich legte meinen Finger auf einen silbernen Kasten an seinem Lenkrad.
    »Nicht notwendig«, sagte der Fahrer.
    »Wieso?«, fragte ich verblüfft und rechnete mit einem Komplizen von Arne. Sie waren ja anscheinend überall.
    »Schon mit den Augen bezahlt.«
    »Und wie viel?«
    »Hat das die Mobril nicht angezeigt?«
    »Keine Ahnung, ich hab mich auf den Roller konzentriert.«
    Er fuhr davon, und ich betrat mein Zimmer. Der Animator schaltete sich für eine Anzeige von Techmix ein. Im Gegensatz zum Mobril-Werbevertrag hatte ich hier bisher nicht eine einzige Verwarnung.
    Ein roter E-Roller sauste in mein Zimmer. Das Metall funkelte, und es roch nach Waschmittel.
    »Der optimale Einsitzer für Singles!«, sagte der stets gutgelaunte Händler für Elektrofahrzeuge aus dem 8. Quartier. Er schob den E-Roller beiseite. »Sie fahren zu häufig Taxi, Rob! Mit diesem E-Roller können Sie viel Geld sparen. Und Sie …«
    Weiter kam der Verkäufer nicht. Ich packte den Animator mit beiden Händen, zog ihn so weit durch den Raum, bis das Kabel riss. Mit voller Wucht warf ich ihn gegen die Wand. 154 Monatsraten bevor er mir gehören sollte, hatte ich ihn zerstört.
    Meine Mobril vibrierte.
    »Mobril. Kontaktversuch. Techmix«, sagte die sanfte Stimme.
    »Annehmen!«
    »Haaaalloooo, hier ist die Techmix-Kundenzentrale«, sang ein Mitarbeiter fröhlich. »Uns liegt eine Fehlermeldung vor.«
    Ich blickte mit der Mobril auf das, was vom Animator übrig war. Und sagte nichts.
    Der Techmix-Mann schien langsam zu verstehen, dass der Schrotthaufen auf meinem Boden noch vor kurzer Zeit ein Techmix-Animator gewesen war.
    Ernst setzte er das Kundengespräch fort. »Das sieht nach einem Totalausfall aus. Was ist mit dem Animator geschehen? Wie können wir Ihnen behilflich sein?«
    Ich warf die Mobril auf den Boden, lief ins Badezimmer, ließ kaltes Wasser ins Waschbecken laufen und tauchte meinen Kopf bis über die Ohren hinein. Mobril hin, Animator her. Wozu das alles? Ohne Jojo war das alles nichts. Alles war falsch! Ich tauchte auf und holte tief Luft.
    Wasser lief über das Waschbecken und verteilte sich im Bad. Eine Minute später weichte es den Kunststoffboden in meinem Zimmer auf. Ein Techmix-Sensor löste ein grelles Pfeifen aus.
    Techmix wurde über unsere Mobril-Haus-Basis gesteuert. Ich wollte gerade in die Technikkammer im Erdgeschoss gehen, als meine Mobril das Pfeifen übertönte. Die Brille passte sich mit der Lautstärke ihrem Umfeld an. Eigentlich praktisch, aber

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