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Die Scanner

Die Scanner

Titel: Die Scanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sonntag
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sie hatte recht. Ich wollte zurück zu Jojos Eltern. Die Geistliche hielt mich und meinen Buddha noch fest umschlossen.
    »Ich weiß nicht, was du vorhast, aber wollen wir beten?«
    »Also ehrlich gesagt, bin ich nicht … also ich glaube nicht … also wirklich nicht an so …«
    Ich spürte ihre Hand auf meinem Kopf und verstummte. Sie verwendete eine Sprache, die ich noch nie gehört hatte.
    »K-33«, flüsterte sie zum Schluss in mein Ohr.
    Ich war mir nicht sicher, ob das die Nummer eines Verses sein sollte. Ich nickte fromm, wollte gehen, doch sie hielt mich fest.
    »K-33«, sagte sie noch einmal ganz leise.
    Die vielen Jahre in diesen unterirdischen Räumen hatten ihr offensichtlich nicht gutgetan.
    Ich lief zu Jojos Eltern. Seine Mutter nahm mich an der Hand. Sie wollte raus aus dem stickigen Gebäude. Der Aufzug brachte uns an die Oberfläche. Jojos Vater erkundigte sich am Ausgang bei einer Animation über die Besuchszeiten.
    Er ließ sich von einer rundlichen Frau in weißem Gewand belehren. Kurz vor der gläsernen Schiebetür blieb ich stehen. Ich sah drei Männer in olivgrünen Uniformen vor dem Ausgang stehen. Zwischen den Brusttaschen waren vier Buchstaben aufgedruckt: SAIV.
    Mir fiel der Buddha aus der Hand. Die Abteilung für Sabotagen-Abwehr und Informations-Verteidigung . Die Sicherheits-Scanner! Sie wollten rein, aber irgendetwas klappte nicht.
    »Den Herren helfen wir mal lieber«, sagte Jojos Mutter, hob den Buddha auf und reichte ihn mir.
    Ich zog sie weg von der Tür.
    »Das ist jetzt zu kompliziert. Ich kann das nicht erklären, aber später …«
    Einer der Uniformierten sah mich durch das Glas und schrie etwas. Ich rannte in den Lift. Die Tür schloss sich so behutsam wie in einer Beisetzungshalle angebracht. Zwei der Männer traten das Glas mit ihren schwarzen Stiefeln ein und rannten auf mich zu. Ein paar Meter bevor sie den Lift erreichten, rauschte ich ins 14. Untergeschoss.
    Ich hatte, ohne zu überlegen, Jojos Etage gewählt. Ich schaute durch die verglaste Lifttür auf endlose Gänge voller Schubladen. Etage für Etage.
    Arne hatte unrecht. Von wegen die Sicherheits-Scanner würden mich nach Jojos Beisetzung von zu Hause abholen. Zur besten Sendezeit nach Wer wird A-Zonler? . Was machten diese Typen jetzt schon hier? Ganz ohne Live-Übertragung?
    Jemanden von der Beisetzungshalle abzuholen war sicher nicht gut für das Image von Ultranetz. Andererseits, wer weiß, was Ultranetz wirklich darüber berichten würde.
    Die Lifttür öffnete sich.
    A, B, C  …, stand in leuchtenden Buchstaben mit Pfeilen an der Wand. Beim Gang F blieb ich vor einer animierten Karte stehen und hoffte auf einen Hinweis, der mich zu einem anderen Ausgang bringen würde.
    Ein greller Text blinkte über der Karte auf.
    Liebe Trauernde, morgen ist aus technischen Gründen keine Übertragung Ihrer Trauerfeier auf Ultranetz möglich. Wir bitten Sie, dies zu entschuldigen. An allen anderen Tagen wird alles wie gewohnt selbstverständlich kostenlos auf Ultranetz ausgestrahlt.
    Das hatte ich noch nie gehört. Woher auch? Ich besuchte zum ersten Mal eine Beisetzung.
    Schreie hinter mir rissen mich von dem Schild los. »Waffen aktivieren. Schießbefehl!« Sie hatten offenbar beschlossen, dass meine Verhaftung nicht reichte. Sie wollten mich töten. Ich rannte wie noch nie, hörte kräftige Schritte, die mir folgten. Sie trieben mich an, bis ich kaum noch Luft bekam.
    Ich Idiot, ich Idiot, ich Idiot! Mehr ging mir nicht durch den Kopf. Ich hatte bei Jojos Beisetzung meinen Konzern kritisiert, und das alles live auf Ultranetz. Und da Jojo laut Ultra-News der Super-Terrorist war, schauten mir vermutlich Tausende zu.
    Klar mussten das die Sicherheits-Scanner unterbinden! Sie verfolgten mich vermutlich schon seit den Morgenstunden. Und der Befehl: »Eingreifen, wenn Rob politisch wird! Sonst bis zur besten Sendezeit warten.«
    Vor mir blinkte ein Pfeil zum K -Flur. K wie K -Flur! Mir fiel die Geistliche mit ihrem zugeflüsterten K-33 ein. Ich suchte die Türen und Abzweigungen nach Zahlen ab. Über einer Schiebetür entdeckte ich die 33. Und einen kleinen Glaskasten mit pink leuchtender Schrift daneben. Notausgang. Im Brandfall Scheibe einschlagen und mit Finger Alarm auslösen.
    Bis zu diesem Tag hätte ich an die Kosten gedacht, die so ein Fehlalarm verursachen würde. Nun war alles egal. Ich schlug mit dem Buddha wie ein Wahnsinniger auf die Scheibe ein.
    »Sie wollen einen Alarm auslösen?«, fragte mich eine

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