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Die Scanner

Die Scanner

Titel: Die Scanner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sonntag
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aus.
    »Echt? Und wo ist sie?«, fragte ich.
    »Sie ist deswegen unserer Feier ferngeblieben.«
    Ich schluckte.
    »Nicht sehr fürsorglich. Du musst sie bei eurem letzten Treffen sehr verletzt haben.«
    Ich erzählte Arne von unserem Gespräch. Arne verstand das Unwetter.
    »Fanni wuchs bei ihrem Großvater und seinen Büchern auf. Er gründete mit uns diese Bibliothek.«
    Er setzte sich auf die breite Lehne eines Sessels. Ich blieb neben ihm stehen.
    »Sobald Fannis Opa von einem Todesfall hörte, kondolierte er den Hinterbliebenen und fragte nach Büchern. Das war, bevor die Scan AG Buchagenten einsetzte und Geld bezahlte. Für manche waren Bücher nicht mehr als eine Ansammlung von Altpapier. Und das viele Papier versperrte die freie Sicht auf die Projektionen des Animators.«
    »Und Fanni?«
    »Sie war Mitglied im geheimen Lesezirkel ihres Großvaters.«
    »Wieso geheim?«, fragte ich.
    »Schon mal von nervenden Buchagenten gehört?«
    Ich schaute auf den Boden.
    »Und den Sicherheits-Scannern, die deine Wohnung durchsuchen, sobald sie die Adresse von einem nervenden Buchagenten bekommen haben?«
    »Was ist mit den Zirkellesern?«, lenkte ich ab.
    »Lesezirkel! Leser jeden Alters treffen sich, sprechen über die Bücher, die sie gerade lesen. Tauschen Bücher. Manche schreiben dort auch eigene Geschichten. Lesen sie den anderen vor.«
    Wieder eine neue Welt kennengelernt. In Fannis Zirkel war auch Arne. Und so hatten sie und ihr Großvater zur Büchergilde gefunden.
    Arne stand auf und ging Richtung Partyraum. »Heute ist Fanni nicht da. Ab morgen wird sie anders über dich denken.«

    Thomas hatte für uns eine Tischecke freigehalten. Eine ältere Dame brachte mir einen großen Teller mit allem Möglichen. Ein Stück meiner Schokoladentorte lag neben gelben kleinen Würfeln, die nach Käse rochen.
    »Wir hatten schon das Vergnügen«, sagte die Dame und setzte sich zu uns.
    Das konnte nur die Buchagentin sein. Von meinem ersten Büchergilden-Gespräch im geheimen Keller.
    Arne wartete, bis das letzte Stückchen auf meinem Teller verschwunden war. Er rief jemanden herbei, der in meinem Alter war. Er hatte auch eine Glatze, war mir vorher aber nicht aufgefallen. Arne stellte uns einander nicht vor. Das übliche geheimnisvolle Getue eben.
    Arne flüsterte ihm ins Ohr. Der Glatzkopf antwortete sehr lange und leise. Arne dachte kurz nach und klärte mich auf. Wobei ich nicht sicher war, ob nicht auch Arne, so wie Ultranetz, manchmal zensierte.
    »Dein Konzern ist gerade sehr mit dem morgigen Tag beschäftigt. Doch die Sicherheits-Scanner sehen in dir eine Gefahr. Sie glauben, du willst zu uns übertreten.«
    »Die kommen auf komische Gedanken«, sagte ich.
    Arne lachte, ich meinte es ernst.
    »Sie wollen dich morgen von zu Hause abholen«, sagte Arne.
    »Abholen?«, fragte ich.
    »Offiziell wirst du ein Büchergilden-Terrorist sein. Das soll live auf Ultranetz gezeigt werden.« Arne schaute zum Glatzkopf.
    »Also wirst du wahrscheinlich um elf Uhr vormittags verhaftet werden«, ergänzte der.
    »Verhaftet werden?«
    Der Glatzkopf nickte. »Nach Wer wird A-Zonler? und den Sportnachrichten. Da schauen viele zu, das erregt Aufsehen. Und vor zwölf muss es ja sowieso geschehen.«
    »Vor zwölf?«, fragte ich.
    Der Glatzkopf sprach von meiner Verhaftung und meiner Zukunft als Gefängnisinsasse so, als wäre es das Normalste der Welt.
    »Du wirst morgen früh nach Jojos Beisetzung nicht mehr zu deinen Eltern fahren«, sagte Arne in dem gleichen ruhigen Ton.
    »Ach so. Und wohin soll ich bitte fahren?«, fragte ich aufgekratzt.
    Schon wieder fing Arne an, Entscheidungen zu treffen, die in meinen Händen liegen sollten.
    »Du bist morgen zwölf Uhr im Seniorenheim Sonnenblick. C-Zone, 20. Quartier. Von dort nutzt du das große Chaos und kommst zu unserer Basis.«
    »Dachte, das hier ist die Basis.«
    Arne schmunzelte.
    »Vielleicht würde ich aber gerne bei meinen Eltern bleiben und mich von den Sicherheits-Scannern verhaften lassen.«
    »Das willst du nicht. Du hast keine Vorstellung, wie schmerzhaft eine Mobril-Folter ist. Sie nennen dich ab morgen einen Terroristen. Da erlaubt die Zonenregierung alles.«
    Daran zweifelte ich nicht. Zumindest nicht mehr.

    Wir verabschiedeten uns sehr spät mit einer festen Umarmung. Ich musste an den Vormittag und Jojos Eltern denken, wie wir uns nicht mehr loslassen wollten.
    Arne entließ mich in die Dunkelheit wieder mal mit einem Geheimnis.
    »Bist du tierlieb?«, fragte er. »Wenn

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