Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)
dabei um Mädchen handelte, die wussten, wie man ein Schwert führte.
Als ich Margaretha gebührend für ihren Schwertkampf gelobt hatte, fragte ich sie, was sie außer den Mittelaltersachen möge.
»Alsoooooo Tiere mag ich. Uuuuuund …«
Margaretha zählte noch diverse Spiele und Bücher auf, berichtete, dass sie gerne zeichne und bastle, aber ich wartete im Grunde nur darauf, dass sie mit ihrer Aufzählung fertig war, damit ich endlich nach den Tieren fragen konnte.
»Margaretha, du sagst, du magst Tiere. Welche denn?«
»Och, alle Tiere. Einfach alle.«
»Hast du irgendwelche Lieblingstiere?«
»Ja, klar! Hunde!«
Hunde? Warum Hunde? Ich dachte, Heuschrecken, Käfer oder Spinnentiere.
»Und außer den Hunden? Gibt es noch andere Tiere, die du magst?«
»Hab ich doch gesagt: alle.«
Ja, stimmt. Das hatte sie doch gesagt. Ich versuchte es anders.
»Wenn du alle Tiere magst, magst du dann auch so Tiere wie Regenwürmer, Käfer und Spinnen? Oder eher nicht so?«
»Ich mag wirklich alle Tiere. Nur vor Löwen und Tigern hätte ich Angst, glaub ich. Aber mögen tu ich die auch.«
»Und Insekten auch?«
»Ja, die auch. Das sind ja auch Tiere. Nur eben kleiner. Wobei … Hamster sind ja auch klein. Na ja, die haben Fell. Und Mäuse auch. Aber ich finde Hunde besser als Hamster.«
So kam ich nicht weiter.
»Margaretha …? Ich muss dich noch was zu Käfern und so fragen.«
Ich vermute, Margaretha hatte mittlerweile den Eindruck, dass die fremde Frau, die da auf ihrem Fußboden saß, ein äußerst merkwürdiges Interesse für Insekten hatte. Aber Margaretha schien ganz unbekümmert und antwortete: »Was denn? Ich kenn mich gut aus. Vielleicht weiß ich das ja, was Sie fragen wollen.«
Ich lächelte. »Ich möchte von dir wissen, ob du vielleicht auch manchmal Insekten sammelst?«
»Sammeln? Wie sammeln? Das sind doch keine Aufkleber, die man sammeln kann! Das sind doch Tiere!«
Margaretha war richtiggehend empört.
Sie liebte tatsächlich alle Tiere und machte da eben keinen Unterschied. Sie erzählte mir von Käfern und was die für wunderschöne Farben haben konnten. Und wie winzig ihre Füße waren.
»Als wir mit der Klasse im Park waren, hab ich diese Käfer gefunden. Die … Jetzt hab ich den Namen vergessen. Die sind so groß (sie zeigte etwa drei Zentimeter). Und die haben so eine schillernde Farbe, und man kann die gut anfassen, ohne dass die kaputtgehen. Das hab ich meiner Freundin gezeigt. Die fand das erst total eklig, aber dann hat sie die Füße gesehen und dass die so klein und irgendwie süß sind. Und dann wollte die auch gern einen. Und meine andere Freundin auch, und da hab ich meine Butterbrotdose genommen und welche reingetan, damit ich die den anderen geben kann. Die wollten nämlich welche haben zum Gucken und so, aber die wollten keine einfangen.« Sie grinste. »Manchmal stellen sich Mädchen echt an …« Ihr Gesicht wurde ernst. »Ja, und dann hat meine Lehrerin … Die hat das gesehen. Also, erst nicht gesehen, weil ich die Brotdose schnell zugemacht hab, als die zu uns gekommen ist. Ich hab mir gedacht, dass die bestimmt keine Käfer mag. Und dann wollte sie wissen, was ich hinter meinem Rücken hab und so. Also, hab ich ihr die Dose gegeben. Und sie hat sie aufgemacht und ganz doll angefangen zu schreien. Und dann hat sie alle Käfer weggeschmissen. Das fand ich ganz schlimm, weil ich nicht weiß, ob denen das weh getan hat. Ich hatte schon ganz viele da drin, damit ich jedem Kind einen geben konnte, zum Angucken. Und sie hat sie so weggeschmissen.« Margaretha fuchtelte mit den Händen herum, um zu zeigen, wie ihre Lehrerin das gemacht hatte. »Das war echt schlimm! Die armen Käfer!« Margaretha sah wirklich sehr traurig aus.
»Was ist dann weiter passiert?«
»Die Frau Drechsler hat ganz lange rumgeschrien. Ich hab erst noch gesagt, dass ich die doch nur kurz in der Dose hatte, weil die anderen doch auch mal so einen Käfer haben wollten. Ich weiß gar nicht, warum sie so böse war. Die Frau Drechsler hat dann die Jasmina, also meine Freundin, gefragt, ob die so einen ekligen Käfer haben wollte. Und da hat die Jasmina nein gesagt. Ich fand das gemein von der Jasmina. Aber ich hab sie auch ein bisschen verstanden. Die Frau Drechsler war ganz schlimm wütend und hat so laut geschrien. Ich bin dann weggegangen und hab die Käfer gesucht, weil ich wissen wollte, wie es denen geht. Ich hatte Angst, die haben sich die Beine gebrochen. Dann hätte ich die
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