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Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Titel: Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Seeberg
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Familiensystem vollends ins Chaos gestürzt hatte.
    Inzwischen lebte Mandy bei ihrem Vater, Brigitte war zu ihrem neununddreißigjährigen Freund nach Leipzig gezogen, und die beiden Jüngsten, der sechsjährige Kevin und die siebenjährige Sandy, waren in einer Bereitschaftspflegefamilie untergebracht worden. Glücklicherweise war die Pflegemutter früher Erzieherin in Kevins und Sandys Kindergarten gewesen und daher den beiden gut bekannt. Der Wechsel war also den Umständen entsprechend wenig dramatisch verlaufen.
     
    Ich war mit der Begutachtung beauftragt worden, weil Herr Scholz einen Antrag auf Übertragung des alleinigen Sorgerechts gestellt hatte. Zeitgleich waren bei Gericht das Schreiben des Jugendamtes wegen möglicher Kindeswohlgefährdung sowie der Antrag der Mutter auf Ausschluss der Umgangskontakte mit dem Vater eingegangen.
    Daneben liefen unzählige weitere Verfahren und gegenseitige Strafanzeigen. Es wirkte, als hätte die Familie ein neues Hobby gefunden, das sie nun exzessiv betrieb.
    Der Berg an Vorwürfen war mannigfaltig und stellenweise so abstrus, dass Polizei, Staatsanwälte, Richter und das Jugendamt nichts anderes mehr tun konnten, als ratlos auf den wachsenden Berg an Akten zu starren.
    Und ich stellte mich dazu und starrte mit.
     
    Mandy war mal wieder nach den ersten Worten mit Bezug zu meiner Frage in andere Sphären abgedriftet. »… und dann bin ich mit dem Pe, dem Ka und dem anderen Pe nach Hause gefahren. Und dann heißt es, dass ich mit allen gefickt hätte. Hab ich aber gar nicht. Die sind doch alle nur neidisch! Und der Te …«
    Ich hielt es nicht mehr aus.
    »Mandy, kannst du mir etwas zu deinen Geschwistern und deinem Vater erzählen?«
    Sie rollte genervt mit den Augen und begann sich die Fingernägel zu lackieren, wobei sich der Lack mit ihrem Parfüm zu einem höchst skurrilen Geruchsbrei vermischte.
    »Die beiden Kleinen sollen da nicht mehr hingehen. Ist doch klar! Letztes Wochenende, da waren die dann ja auch nicht da, weil meine Mutter die nicht mehr schickt. An dem Wochenende war ich mit meiner Freundin im Dance Palace. Da hab ich dann den Ex von meiner bescheuerten Schwester getroffen. Der hat auch einen Riesenhals auf die! Weil die sich allen gegenüber echt scheiße benimmt. Das ist voll daneben! Aber voll!! Da hat die dem gesagt …«
    »Mandy, tut mir leid, wenn ich dich unterbreche, aber können wir noch einmal über deinen Vater sprechen?«
    Sie riss wieder die Augen auf und schaute mich mit ihrem Mandy-Gesichtsausdruck an.
    »Wieso?«
    »Weil ich doch dieses Gutachten für das Gericht schreiben werde und du meintest, du müsstest mir etwas Wichtiges zu deinem Vater erzählen. Das hattest du mir doch in dieser E-Mail geschrieben. Was war das denn, was du erzählen wolltest?«
    »Ach das … Na, dass die Kleinen nicht mehr zu dem zu Besuch kommen sollen. Das findet meine Freundin auch. Also, die andere Freundin. Nicht die, mit der ich …«
    »Mandy, bitte …!«
    »Was?«
    »Bitte sag mir, warum du findest, dass deine kleinen Geschwister nicht mehr zu deinem Vater zu Besuch kommen sollten!«
    Möglich, dass ich nicht mehr ganz so ruhig und gelassen klang, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber wenn ich mir nun noch eine Geschichte von El, Em, En und Pe anhören müsste, würde ich Migräne bekommen. Mindestens.
    »Hä? Ja, ist doch klar, warum. Weil der voll gar nicht mit denen umgehen kann!«
    Ich nutzte eine Atempause und fragte schnell: »Woran merkst du das? Ich meine, was genau tut er denn, was nicht gut für Kevin und Sandy ist?«
    »Na, alles eben!«
    »Mandy, kannst du mir vielleicht ein Beispiel geben? Ja?«
    Ich hatte zwar noch immer keine wirklichen Informationen von Mandy bekommen, aber zumindest blieben wir beim Thema. Das war ja immerhin etwas.
    »Was weiß ich. Also, na … alles eben. Der kann nicht mit denen umgehen! Voll nicht!«
    »Was würdest du denn an seiner Stelle anders machen?«
    »Was?? Wieso ich?? Ey, ich kümmer mich nicht um die! Das mach ich nicht! Ich hab auch ein Leben, ey!«
    Mist. Ich hatte gedacht, dass ich diese Frage geschickt plaziert hätte und Mandy mir sofort ihre Verbesserungsvorschläge mitteilen würde, aus denen ich dann auf die ihrer Ansicht nach bestehenden Defizite des Vaters würde schließen können.
    Fehlanzeige, Frau Sachverständige.
    »Nein, Mandy, du sollst dich nicht um die beiden kümmern. Ich wüsste nur gerne, was dein Vater deiner Meinung nach nicht richtig macht oder besser machen

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