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Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Titel: Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Seeberg
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weil er damit sicher eine Flut an Anträgen auslösen würde. Wie solle er denn dann den anderen Eltern erklären, dass nur Margaretha die Klasse wechseln dürfe, andere Kinder aber nicht? Nein, das sei nicht möglich. »Da könnte dann ja jeder kommen.«
    Was für ein dämliches Argument!
     
    Herr und Frau Krüger machten sich also auf die Suche nach einer anderen Grundschule für ihre Tochter. Sie fanden eine, die sogar einigermaßen nah an ihrem Elternhaus lag. Margaretha war mit einem Wechsel einverstanden, nachdem sie einmal zu einem Probevormittag dort gewesen war und mit Begeisterung bemerkt hatte, dass ihre neue Lehrerin nicht herumschrie und auch nicht schimpfte, wenn man anderen Kindern half.
    Traurig, dass so etwas nicht selbstverständlich ist.
    Sehr schön aber, dass Margaretha nun noch eine unbeschwerte Grundschulzeit haben konnte, in der sie einfach sie selbst sein durfte, ohne für gestört gehalten zu werden. Mit oder ohne Käfer in der Brotdose.

Bist du Sonderschule?
    »Und dann hat der Em zu mir gesagt ›Fick dich, Alte!‹ und ist dann mit meiner Schwester weggefahren. Dass die dann überhaupt noch mit dem mit ist, die Alte, ey! Die spinnt doch wohl voll! Der Em hat nämlich vorher auch zum El gesagt, dass ich mit jedem in die Kiste steige, wenn der mir einen ausgibt. Dabei ist das voll nicht wahr! Und ich bin dann zu meinem Vater gezogen, damit ich meine blöde Schwester nicht mehr sehen muss, weil die mit dem Em rumhängt. Der ist voll behindert. Dabei war die eigentlich mit dem Ka zusammen. Der will aber was von mir! Der war nur mit der im Bett, weil damit der mich dann vielleicht im Bad sehen kann. So ist das nämlich! Aber das schnallt die nicht! Das geht mir voll auf den Wecker. Und deshalb hab ich keinen Bock mehr auf die alle da. Meine Mutter ist auch voll behindert. Die nervt nur rum, und ich soll nicht mit dem De weggehen, weil der angeblich Drogen nimmt und so. Ey, der nimmt keine Drogen. Ich schwör! Und wenn, dann ist das ja wohl voll meine Sache. Ich hasse das, dass die sich alle immer in mein Leben einmischen wollen! Das nervt so endlos! Da ist das ja wohl kein Wunder, wenn ich da nicht mehr hinwill! Echt!«
     
    Vor mir saß Mandy, die aussah wie Mitte zwanzig, aber laut Akte gerade mal fünfzehn war.
    Mir schwirrte ein wenig der Kopf. Ob von all den vielen merkwürdigen Namen oder ihrem intensiven Parfüm, ließ sich schwer sagen. Vielleicht lag es auch an ihrem farbenfrohen Make-up. Oder daran, dass sie bislang keine meiner Fragen beantwortet hatte, sondern jeweils schon zu Beginn ihrer Antwort die Orientierung verloren hatte. Als würde sie durch einen Supermarkt laufen und wahllos Dinge beziehungsweise Gedanken und Gesprächsthemen aus den Regalen ziehen und in ihren Einkaufswagen werfen.
    Ich versuchte, wieder auf meine eigentliche Frage zu kommen.
    »Mandy, du wolltest ja gerne, dass wir ein Gespräch führen, weil du mir etwas über deinen Vater erzählen wolltest. Was war das denn?«
    Mandy riss ihre lila-rosa-grün geschminkten Augen auf. »Über meinen Vater? Was denn?«
    »Das weiß ich nicht. Deshalb bin ich ja hier. Du hast mir eine E-Mail geschrieben und um ein Gespräch gebeten.«
    Ich schlug meinen Ordner auf und zeigte Mandy ihre E-Mail.
    Sie runzelte die Stirn, und ich erwartete schon, dass sie gleich erklären würde, diese E-Mail nie geschrieben zu haben, als sie langsam nickte.
    »Ach so … Ja, wegen den Kleinen … Also, wegen Kevin und Sandy. Weil die doch meinen Vater immer besuchen und so …«
     
    Mandy hatte zwei jüngere Geschwister, Kevin und Sandy, und eine siebzehnjährige Schwester, die erstaunlicherweise nicht Candy hieß, sondern Brigitte (allerdings französisch ausgesprochen). Alle vier Kinder wohnten bei ihrer Mutter, Frau Scholz, und deren neuem Freund, Herrn Ziegler. Ihren Vater hatten die Kinder häufig gesehen. Alles war mehr oder weniger gut verlaufen, bis Frau Scholz vor einigen Monaten ohne eine Angabe von Gründen jeglichen Kontakt zum Vater abgebrochen hatte. Sie hatte die Kinder nicht mehr zu ihm gelassen und war für ihn nicht mehr erreichbar gewesen. Zeitgleich war Herr Ziegler bei ihr eingezogen.
    Der Vater der Kinder hatte dann beim Jugendamt vorgesprochen und erklärt, der neue Freund der Mutter schlage und missbrauche seine Kinder, weshalb Kevin, Sandy, Mandy und Brigitte umgehend zu ihm ziehen müssten.
    Dies hatte eine Lawine gegenseitiger Vorwürfe ausgelöst, die das wahrscheinlich ohnehin schon etwas wackelige

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