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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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nimmt sich heutzutage, wo die Gemeinden immer kleiner werden, sehr ernst.« Er stand auf. »Schade eigentlich. Humor hat noch niemandem geschadet.“
    »Also, jetzt interessiert der Kerl Sie wohl, was?«
    »Er hat mich immer interessiert.« Charlie Jones lächelte düster. »Mrs. Gillespies Tod war sehr kunstvoll inszeniert.«
    Cooper fand den Inspector im Dog and Bottle in Learmouth bei einem Glas Bier und einem K äse-Zwiebel-Sandwich. Seufzend ließ er sich auf den Stuhl neben ihm fallen.
    »Na, machen die Füße wieder Beschwerden?« fragte Charlie Jones teilnahmsvoll mit vollem Mund.
    »Es würde mir ja gar nicht so viel ausmachen«, brummte Cooper »wenn ich innerlich im gleichen Tempo altern würde wie äußerlich. Wenn ich mich wie sechsundfünfzig fühlen würde, würde es mich wahrscheinlich gar nicht stören.« Er rieb sich die Waden, um den Kreislauf anzuregen. »Ich hab meiner Frau versprochen, dass wir wieder zu tanzen anfangen, wenn ich pensioniert bin, aber wenn das so weitergeht, werden wir mit Krücken rumhüpfen.«
    Jones grinste. »Es stimmt also nicht, was immer gesagt wird: Man ist so alt wie man sich fühlt?«
    »Überhaupt nicht. Man ist so alt wie sein Körper. Ich fühl mich bestimmt immer noch wie achtzehn, wenn ich als Neunzigjähriger im Lehnstuhl hänge, und ich werd auch dann nicht für England Fußball spielen können. Mein sehnlichster Wunsch war immer, ein zweiter Stanley Matthews zu werden«, sagte er wehmütig. »Mein Vater hat mich 1953 zu meinem sechzehnten Geburtstag zum Endspiel um die Meisterschaft mitgenommen, wo er mit Blackpool gewonnen hat. Der machte mit dem Ball, was er wollte. Ich hab's nie vergessen.«
    »Ich wollte immer Tom Kelly sein«, sagte Charlie Jones.
    »Wer ist denn das?«
    Jones lachte und wischte sich die Finger an seiner Serviette ab. »Der Fotograf, der Marilyn Monroe zu Aktfotos überredet hat. Stellen Sie sich das mal vor! Marilyn Monroe vollkommen nackt und Sie hinter der Kamera. Das war was gewesen!«
    »Wir haben eben den falschen Beruf, Charlie. Da gibt's nichts zu schwärmen.«
    »Mrs. Marriott hat also Ihre Stimmung auch nicht gebessert?«
    »Nein.« Er seufzte wieder. »Ich hab ihr versprochen, wir würden von dem, was sie mir erzählt hat, keinen Gebrauch machen, wenn es nicht unbedingt sein muss, aber so, wie es im Augenblick aussieht, wird es sich wohl nicht vermeiden lassen. Wenn das für den Fall keine Bedeutung hat, bin ich der Kaiser von China. Erstens, Joanna Lascelles war nicht Mrs. Gillespies einziges Kind. Dreizehn oder vierzehn Monate später hat sie nämlich von Mrs. Marriotts Ehemann noch eins bekommen.« Er klärte Charlie kurz über die Zusammenhänge auf. »Mrs. Marriott glaubte, Mrs. Gillespie hätte das Kind gleich nach der Geburt getötet, aber am Morgen des sechsten November hat Mrs. Gillespie ihr gesagt, das Kind sei ein Junge gewesen, und sie habe es gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben.«
    Charlie beugte sich gespannt vor. »Weiß sie, was aus dem Kind geworden ist?«
    Cooper sch üttelte den Kopf. »Die beiden hatten anscheinend einen Riesenkrach, und Mrs. Gillespie hat ihr diese kleine Information nachgeschrien, als sie die Tür hinter ihr zuschlug. Mrs. Marriott meint, Mathilda Gillespie habe sie verletzen wollen, es sei deshalb gut möglich, dass es gar nicht wahr sei.«
    »Okay. Weiter.«
    »Zweitens - und das ist ein echter Hammer - hat Mrs. Marriott aus der Praxis ihres Vaters Schlaftabletten gestohlen, mit denen, wie sie sagt, Mathilda Gillespie Gerald Cavendish ermordet hat.« Er wiederholte im einzelnen, was Jane ihm erzählt hatte, und schüttelte jedes Mal den Kopf, wenn er auf James Gillespie zu sprechen kam. »Das ist wirklich ein übler Bursche, der, soweit ich beurteilen kann, jeden erpresst. Die arme Frau hat Todesangst, er könnte publik machen, was er weiß.«
    »Geschieht ihr ganz recht«, sagte Charlie hartherzig. »Was sind das doch alles für korrupte Leute, und da behauptet man immer, das Land ginge erst in letzter Zeit in die Binsen. Sie war also am Morgen des Mordtags bei Mrs. Gillespie. Was hat Mrs. Gillespie ihr denn sonst noch erzählt?«
    »Des Mordtags?« wiederholte Cooper mit einem Anflug von Ironie. »Sollten Sie sich nun doch meiner Meinung angeschlossen haben?«
    »Machen Sie weiter, Sie alter Schurke«, sagte Jones ungeduldig. »Ich sitze hier wie auf Kohlen.«
    »Anfangs war Mrs. Gillespie anscheinend sehr kühl und beherrscht. Sie erklärte Mrs. Marriott, sie habe über die

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