Die Schandmaske
waren Sie da? Was haben Sie gehört?«
»Ich hab einmal beobachtet, wie die Alte mit ihrem Auto weggefahren ist. Da hab ich mir gedacht, schaust mal durch die Fenster, was es da drinnen alles so gibt. «
»War Ruth bei Ihnen?«
Er sch üttelte den Kopf. »Die war in der Schule.«
»Sie wollte wohl nicht mitmachen, da mussten Sie selbst ausbaldowern, was es in dem Haus zu stehlen gab.«
Hughes antwortete nicht.
»Okay, was war an dem Tag?«
»Ich hab gehört, wie die Alte auf dem Weg nach hinten kam, da hab ich mich schnell hinter dem Kohlenschuppen neben der Küchentür versteckt.«
»Weiter.«
»Aber es war gar nicht die Alte. Es war irgendein anderer Kerl, der da rumschnüffelte.«
»Ein Mann?«
»Ja. Ein alter Mann. Erst hat er an die Hintertür geklopft und gewartet, dann hat er aufgesperrt und ist reingegangen.« Hughes schnitt ein Gesicht. »Da bin ich abgehauen.« Er sah den Triumph in Jones' Gesicht. »War's das, was Sie wollten?«
»Möglich. Hatte der Mann den Schlüssel in der Hand?«
»Das habe ich nicht gesehen.«
»Haben Sie noch was gehört?«
»Das Klopfen.«
»Sonst noch was?«
»Ich hab gehört, wie ein Stein weggeschoben wurde, nachdem er angeklopft hatte.«
Der Blumentopf. »Woher wissen Sie, dass es ein Mann war, wenn Sie nichts gesehen haben?«
»Weil er gerufen hat. Jenny, Ruth, Mathilda, ist einer da? War eindeutig ein Mann.«
»Beschreiben Sie seine Stimme.«
»Vornehm.«
»Alt? Jung? Kräftig? Schwach? Hat er gesprochen als wäre er betrunken? Oder nüchtern? Na los, geben Sie sich ein bisschen Mühe, junger Mann. Was für einen Eindruck hatten Sie von ihm?«
»Hab ich Ihnen doch schon gesagt. Ich glaub, er war alt. Drum hab ich ja gedacht, sie käme zurück. Er hatte ein Tempo drauf wie eine Schnecke, und beim Reden hat er gekeucht, als hätte er's auf der Lunge. Oder als war er total außer Form.« Er überlegte einen Moment. »Kann aber auch sein, dass er blau war«, fügte er hinzu. »Er kriegte die Worte kaum raus.«
»Sind Sie danach nach vorn gegangen?«
Hughes sch üttelte den Kopf. »Ich bin über den Zaun gesprungen und zum Wagen zurückgelaufen.“
»Sie wissen also nicht, ob er mit dem Auto gekommen war?«
»Nein.« Ein schwer zu deutender Ausdruck - Unschlüssigkeit? - flog über sein Gesicht.
»Na!« hakte Jones nach.
»Beschwören kann ich's nicht.«
»Was denn?«
»Ich mein, als ich da hinterm Haus war, hab ich natürlich gehorcht, weil ich nicht überrascht werden wollte. Der Kerl hat mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als ich ihn plötzlich kommen hörte. Drum glaub ich, ich hätt's gehört, wenn er mit dem Auto gekommen wäre. Der Kies vorn in der Auffahrt macht ja einen Höllenlärm.«
»Und wann war das alles?«
»Mitte September ungefähr.«
»Okay. Sonst noch was?«
»Ja.« Er betastete vorsichtig seine Schulter, die von Jacks Wagentür einen gewaltigen Schlag abbekommen hatte. »Wenn Sie wissen wollen, wer die alte Schachtel umgebracht hat, dann sollten Sie mal mit dem Mistkerl reden, der mir gestern Abend den Arm ausgerenkt hat. Ich hab ihn sofort erkannt, wie ich sein Gesicht im Licht gesehen hab. Der ist dauernd um sie rumgeschlichen. Er ist in dem Haus ein und aus gegangen, als ob's ihm gehört, aber er hat immer drauf geachtet, dass Ruth nicht da war, wenn er gekommen ist. Ich hab ihn zwei- oder dreimal oben bei der Kirche gesehen, wo er gewartet hat, bis die Luft rein war. Für den sollten Sie sich mal interessieren, wenn's stimmt, was Ruth mir gesagt hat, dass bei der Alten die Pulsadern mit einem Stanley-Messer aufgeschnitten waren.«
Charlie Jones runzelte die Stirn. »Warum sagen Sie das?«
»Wie er gewartet hat, hat er einen von den Grabsteinen saubergemacht. Er hat den Dreck aus den Wörtern gekratzt, die drauf geschrieben waren. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen hab. Der Stein hat es ihm echt angetan.« Er machte ein selbstzufriedenes Gesicht. »Und er hat mit einem Stanley-Messer dran rumgekratzt. Ich bin dann mal hingegangen und hab die Inschrift gelesen ... Verdient ich Verachtung gar so tief, vom Schöpfer, der mich ins Leben rief? Du hast mich gemacht, gabst mir von dir, drum stirbt ein Teil von dir mit mir . War irgendein Kerl namens Fitzgibbon, der 1833 krepiert ist. Ich hab mir gedacht, dass ich den Spruch selber nehme, wenn's mal soweit ist. Der trifft doch den Nagel irgendwie auf den Kopf, finden Sie nicht?«
»Da werden Sie leider Pech haben. Heutzutage werden Grabinschriften zensiert. Die Kirche
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