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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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um Hilfe gerufen hat. Duncan schwört, dass sie es nicht getan hat, aber, wissen Sie, er ist so sehr gegen jegliche Einmischung, dass er sich wahrscheinlich eingeredet hätte, Mathilda wollte ihn nur ärgern.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wann genau Sie eingeschlafen sind?« fragte Cooper und schien sich dabei mehr für den Zustand seiner Schuhe zu interessieren als für ihre Antwort.
    »Sehr früh«, gestand sie flüsternd. »Wir hatten gerade gegessen und uns hingesetzt, um uns Blind Date anzuschauen, und plötzlich merkte ich, dass Duncan mich schüttelte und er sagte, ich hätte geschnarcht, und das ginge ihm auf die Nerven, weil er sich Match of the Day ansehen wollte. Mein Gott, war ich an dem Tag müde. Ich bin gleich zu Bett gegangen und hab bis zum nächsten Morgen wie ein Murmeltier geschlafen, aber seitdem verfolgt mich das Gefühl, dass ich der armen Mathilda vielleicht irgendwie h ätte helfen können, wenn ich nur wach geblieben wäre.«
    Und das traf nat ürlich zu.
    Charlie wies zur T ür. »Können wir jetzt einmal mit Ihrem Mann sprechen, Mrs. Orloff?«
    »Ist das wirklich nötig? Er kann Ihnen sicher gar nichts sagen, und es wird ihm nur für den Rest des Tages die Laune verderben.«
    »Leider lässt es sich nicht vermeiden.« Mit bedauernswerter Miene zog er ein Formular aus der Tasche. »Wir haben außerdem einen Durchsuchungsbefehl für Ihr Haus, aber ich versichere Ihnen, wir werden äußerst vorsichtig zu Werke gehen.« Er rief: »Bailey! Jenkins! Watts! Kommen Sie! Es geht los.«
    Einigerma ßen verwirrt über diese unerwartete Wendung der Ereignisse, wich Violet demütig zurück, um Jones, Cooper und die drei Beamten ins Haus zu lassen. Wie eine arme Sünderin schlich sie hinter ihnen in die Küche.
    Duncan fixierte mit kleinen Augen die beiden Polizeibeamten, die in das überladene Wohnzimmer traten, sonst jedoch zeigte er bemerkenswert wenig Betroffenheit über diese plötzliche Störung seiner Privatsphäre. »Sie verzeihen, wenn ich nicht aufstehe«, sagte er höflich, »aber in meinem Alter ist man nicht mehr der Beweglichste.« Er wies einladend zu einem kleinen zweisitzigen Sofa. Sie lehnten gleichermaßen höflich ab, da sie fürchteten, es würde unter der Belastung zusammenbrechen. »Sergeant Cooper kenne ich schon, aber Sie sind mir unbekannt, Sir«, sagte er, während er Charlie Jones mit Interesse musterte.
    »Chief Inspector Jones.«
    »Guten Tag.«
    Charlie Jones neigte gr üßend den Kopf. Zweifel überkamen ihn, als er den dicken Mann in dem übergroßen Sessel betrachtete, dem der voluminöse Bauch über die Schenkel hing wie die Füllung aus einer geplatzten Wurst. Konnte dieser unförmige Koloss wirklich den Mord an Mathilda Gillespie samt dem kunstvollen Blumenarrangement bewerkstelligt haben? Konnte er sich überhaupt aus diesem Zimmer entfernt haben, ohne seine Frau zu wecken? Er horchte auf die flachen, keuchenden Atemzüge, jeder einzelne ein Kampf gegen den erstickenden Druck von Fleisch und Fett, und erinnerte sich an Hughes' Beschreibung des Mannes, der mit dem Schlüssel zur Hintertür ins Haus eingedrungen war. Er hat gekeucht, als hätte er's auf der Lunge. »War Mrs. Gillespie eigentlich klar, dass Sie von dem Schlüssel unter dem Blumentopf wussten?« fragte er unvermittelt.
    Duncan sah ihn überrascht an. »Ich verstehe Sie nicht, Inspector.«
    »Das macht nichts. Wir haben einen Zeugen, der Sie identifizieren kann. Er hat beobachtet, wie Sie an einem Morgen im September mit dem Schlüs sel ins Haus eingedrungen sind. «
    Doch Duncan l ächelte nur und schüttelte den Kopf, dass seine Hängebacken schwabbelten. »In welches Haus soll ich eingedrungen sein?« Aus dem obersten Stockwerk kamen Geräusche, als würden Möbelstücke hin und her geschoben, und Duncan hob den Blick zur Decke. »Was soll das eigentlich alles?«
    Charlie Jones zog den Durchsuchungsbefehl heraus und reichte ihn ihm. »Wir durchsuchen Ihr Haus nach Mrs. Gillespies Tagebüchern, von denen allerdings, wie ich fürchte, nur noch Überreste vorhanden sein werden. Wir haben Grund zu der Vermutung, dass Sie sie aus der Bibliothek des Cedar House entwendet haben.«
    »Was für eine Idee!«
    »Bestreiten Sie es?«
    Er lachte kurz. »Mein lieber Mann, natürlich bestreite ich das. Ich habe ja nicht einmal gewusst, dass sie Tagebuch geführt hat.«
    Charlie Jones wechselte das Thema. »Warum haben Sie am Montag nach dem Mord meinem Sergeant nicht gesagt, dass Miss Ruth Lascelles am fraglichen

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