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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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gewisser Trost darin, tagtäglich die Tretmühle zu Klischees erstarrter Beleidigungen zu bedienen, die so abgedroschen und ausgelaugt waren, dass sie größtenteils gar nicht zur Kenntnis genommen wurden. Mir fehlen die kleinen Dinge. Ihre Art, Spede wegen des Gartens zuzusetzen, wie sie dem armen Kerl immer die Leviten las, wenn er ein Unkräutchen übersehen hatte. Ihre bissigen Bemerkungen über meine Kochkünste. Und sonderbarerweise auch ihre Gewohnheit, endlos zu schweigen, die mich stets so ärgerte. Vielleicht hat Gemeinschaft eben doch weniger mit Gespräch zu tun als mit dem tröstlichen Gefühl, einen anderen Menschen um sich zu wissen, ganz gleich wie selbstbezogen dieser andere sein mag.
    Ich habe die schreckliche Bef ürchtung, dass ich uns beide geschwächt habe, indem ich sie aus dem Nest geworfen habe. Solange wir zusammen waren, bremste wenigstens eine die schlimmsten Exzesse der anderen. Und jetzt? Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert...

11
    Erst sp ät am folgenden Nachmittag, einem Samstag, meinte Cooper hinreichend Informationen zu haben, um sich Dave Hughes vorzuknöpfen. Er sah kaum eine Chance, ihn wegen Diebstahls unter Anklage zu stellen, doch im Zusammenhang mit Mathilda Gillespies Tod gab es Anlass zu ein wenig Optimismus. Als Ruth von dem weißen Ford Transit erzählt hatte, hatte sich bei ihm die Erinnerung geregt, und eine sorgfältige Durchsicht aller Zeugenaussagen, die in den Tagen nach der Entdeckung der Leiche aufgenommen worden waren, hatte einen Hinweis zutage gefördert. Der Wirt des Three Pigeons, Henry Peel, hatte auf die Frage, ob ihm am vorangegangenen Samstag etwas Ungewöhnliches aufgefallen sei, gesagt: »Ich kann natürlich nicht beschwören, dass es was mit Mrs. Gillespie zu tun hatte, aber an dem Samstag stand nachmittags und abends ein weißer Ford Transit bei uns auf dem Vorplatz. Soweit ich gesehen hab, saß ein junger Mann drin. Das erste Mal ist er ungefähr zehn Minuten geblieben, dann ist er weggefahren, in Richtung zur Kirche, und hat jemanden mitgenommen. Am selben Abend habe ich ihn wiedergesehen. Ich habe meine Frau darauf aufmerksam gemacht und gesagt, da stellt so ein Kerl dauernd sein Auto auf unserem Vorplatz ab, aber ins Pub kommt er nicht. Die Zulassungsnummer kann ich Ihnen nicht geben.«
    Darunter hatte einer der Beamten eine kurze Notiz geschrieben:
    »Mrs. Peel widerspricht. Sie behauptet, ihr Mann habe das mit einem anderen Tag verwechselt, als zweimal am selben Tag weiße Lieferwagen auf dem Vorplatz standen. Aber ihrer Erinnerung nach waren es verschiedene Wagen. Drei von unseren Stammgästen fahren weiße Lieferwagen, sagte sie. «
    Cooper besprach das Problem mit seinem Chief Inspector. »Ich muss Hughes vernehmen, Charlie. Soll ich ein Team mitnehmen, oder was? Dem Mädchen zufolge wohnt er in einem besetzten Haus, er wird also sicher nicht allein sein, und ich hab eigentlich keine Lust zu versuchen, ihn aus einer Meute Hausbesetzer rauszuholen. Vorausgesetzt, sie lassen mich überhaupt rein. Das ist schon ein Witz, was?« brummte er. »Ein fremdes Haus, und diese Leute können es einfach besetzen mit allem, was dazugehört. Der arme Kerl, dem es gehört, kann es nur zurückbekommen, wenn er ein Heidengeld für eine Räumungsklage hinlegt, und bis dahin ist die Bude wahrscheinlich ein einziger Schweinestall.«
    Charlie Jones' plattgedr ücktes Gesicht mit der ewigen Trauermiene erinnerte Cooper immer an das eines traurigen Pekinesen. Tatsächlich jedoch war er eher ein Terrier, der selten lockerlie ß, wenn er sich einmal festgebissen hatte.
    »Können wir ihn aufgrund dessen, was Miss Lascelles Ihnen gesagt hat, wegen Diebstahls belangen?«
    »Wir könnten es versuchen, aber er wäre innerhalb von zwei Stunden wieder auf freiem Fuß. Er ist in Bournemouth bekannt. Dreimal haben sie ihn sich vorgenommen, und jedes Mal mussten sie ihn wieder laufenlassen. Die Beschuldigungen waren ähnlich wie in diesem Fall: Anstiftung Jugendlicher zum Diebstahl. Eine clevere Masche.« Er wirkte frustriert. »Die Kinder bestehlen nur ihre Familien, und bisher haben die Eltern die Zusammenarbeit mit uns abgelehnt, wenn sie hörten, dass eine Strafverfolgung Hughes' auch eine ihrer Töchter nach sich zieht.«
    »Wieso wurde er dann überhaupt festgenommen?«
    »Weil drei wütende Väter ihn unabhängig voneinander beschuldigt hatten, ihre Töchter zum Diebstahl gezwungen zu haben, und Anzeige erstatten wollten. Aber als die Mädchen

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