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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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mochte, und einige Erstausgaben aus der Bibliothek. Sie hat mir gesagt, dass Hughes ihr genau erkl ärt hat, was sie nehmen sollte. Wertgegenstände, deren Verschwinden nicht auffallen würde.«
    »Und auch Geld?«
    »Zwanzig Pfund aus der Handtasche ihrer Großmutter, fünfzig Pfund aus einer Geldkassette und ein paar Wochen später fünfhundert Pfund vom Bankkonto der alten Dame. Sie marschierte eiskalt zur Bank und legte dort einen gefälschten Scheck und eine gefälschte Vollmacht ihrer Großmutter vor. Sie meinte, Mrs. Gillespie hätte es gar nicht gemerkt. Aber das stimmt nicht. Sie erwähnte einmal Jack Blakeney gegenüber die fehlenden fünfzig Pfund, und als ich heute Morgen mit den Leuten von ihrer Bank sprach, erzählten sie mir, sie habe wegen der ausgezahlten fünfhundert Pfund nachgefragt, und man habe ihr mitgeteilt, dass Ruth das Geld auf ihre Anweisung hin abgehoben hatte.« Er kratzte sich das Kinn. »Worauf sie zugestanden haben soll, dass ihr bei der Abrechnung ein Fehler unterlaufen sei. Sie hat danach nichts weiter unternommen.«
    »Wann genau war das?«
    Cooper warf wieder einen Blick in seine Aufzeichnungen. »Der Scheck wurde in der letzten Oktoberwoche eingelöst, und Mrs. Gillespie hat die Bank angerufen, sobald sie den Kontoauszug erhalten hatte. Das war in der ersten Novemberwoche.«
    »Also nicht lange vor ihrem Tod und nachdem sie sich entschlossen hatte, ihr Testament zu ändern. Hm, das ist wirklich eine verdammt knifflige Sache. Ich werde einfach nicht schlau daraus.« Er überlegte einen Moment. »Wann hat Ruth die fünfzig Pfund gestohlen?«
    »Anfang September, bevor sie zur Schule zurückgekehrt ist. Sie hat sich offenbar eingebildet, sie könnte sich von Hughes loskaufen. Zu mir hat sie gesagt: Ich dachte, er würde mich in Ruhe lassen, wenn ich ihm Geld gebe.««
    »Du meine Güte«, sagte Charlie Jones kopfschüttelnd. »Die Dummen sterben wirklich nicht aus. Haben Sie sie gefragt, ob Hughes sie dazu angestiftet hat, die fünfhundert von der Bank zu holen?«
    »Ja, natürlich. Und ihre Antwort war: Nein, nein, das Geld hab ich ganz allein gestohlen, weil ich es eben wollte. Und dann ging die Flennerei wieder los.« Er machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Ich hab die ganze Sache jetzt Dr. Blakeney in den Schoß gelegt. Ich hab ihr heute Morgen per Telefon kurz erklärt, was für ein Kerl dieser Hughes ist, und hab sie gebeten, mal nachzuforschen, warum keines dieser Mädchen ihn belasten will. Vielleicht kommt was dabei raus, aber ich verlass mich nicht drauf.«
    »Was ist mit der Mutter? Würde Ruth mit ihr sprechen?«
    Cooper sch üttelte den Kopf. »Dann müsste man die Mutter erst mal dazu bewegen, mit Ruth zu sprechen. Also, ich find das völlig unnatürlich, wenn Sie mich fragen. Ich war gestern Abend bei ihr, um ihr zu sagen, dass die Blakeneys ihre Tochter aufgenommen haben, und sie hat mich angeschaut, als war ich gerade aus der Kloake geklettert. Das einzige, was sie interessierte, war, ob ich glaube, Ruths Schulausschluss könnte bedeuten, dass sie ihre Großmutter getötet hat. Ich sagte, nein, unseres Wissens gäbe es keine Statistik, die Schuleschwänzen und sexuelle Promiskuität mit Mord in Zusammenhang bringt; es gäbe aber eine große Anzahl von Statistiken, die einen Zusammenhang zwischen solchen Verhaltensmustern und mangelnder elterlicher Fürsorge herstellen. Daraufhin schickte sie mich zum Teufel.« Er lachte vergnügt bei der Erinnerung.
    Charlie Jones lie ß ein erheitertes Brummen hören. »Mich interessiert im Augenblick vor allem Freund Hughes. Befassen wir uns also noch einmal mit ihm. Haben die Kollegen in Bournemouth versucht, die drei Familien zusammenzubringen, um dadurch den Mädchen den Rücken zu stärken?«
    »Ja, zweimal. Beide Male nichts zu machen. Die Eltern haben sich Anwälte genommen, und keiner tut einen Mucks.«
    Charlie Jones spitzte nachdenklich die Lippen. »Solche Geschichten hat's schon früher gegeben, wissen Sie. George Joseph Smith hat was Ähnliches vor hundert Jahren praktiziert. Er schrieb hübschen Dienstmädchen glänzende Zeugnisse und suchte ihnen Stellungen in wohlhabenden Häusern. Kaum hatten sie da angefangen, begannen sie auch schon, ihre Arbeitgeber zu beklauen und die gestohlene Ware treu und brav bei George abzuliefern, der sie versilberte. Er war auch so ein Kerl, der eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf Frauen ausübte.«
    »George Smith?« sagte Cooper überrascht. »Ich dachte, der hätte die Frauen

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